Wirtschaft

Griechen heben ihre Ersparnisse ab Kein "Plan B" für Athen

Protestaktion auf der Akropolis: "Organisiert den Gegenangriff!"

Protestaktion auf der Akropolis: "Organisiert den Gegenangriff!"

(Foto: REUTERS)

Die zunehmende Kritik an Ratingagenturen hält die Analysten nicht von ihrer Arbeit ab: Moody's-Experten legen neue Zahlen zu den Mittelabflüssen im griechischen Bankensystem vor und skizzieren ein düsteres Szenario. Die Bundesregierung hofft derweil auf grünes Licht zum griechischen Sparpaket. "Wir werden das schon schaffen", heißt es aus Berlin.

Immer mehr Griechen ziehen Berechnungen von Moody's zufolge ihr Erspartes von den einheimischen Banken ab. Der Abfluss privater Guthaben habe sich wegen der Schuldenkrise in Mai und Juni beschleunigt, teilte die mit. Der Anteil des abgezogenen Geldes am Gesamtvolumen der Einlagen liege in diesem Jahr damit bei 8 Prozent. Ein kritischer Punkt wird den Experten zufolge erst bei einem Abfluss von 35 Prozent der Guthaben erreicht. Dann allerdings wird es ernst: Ab diesem Schwellenwert werde in Griechenland das Bargeld der Institute knapp, erklärten die Experten.

Athen, die derzeit teuerste Baustelle Europas: "Wir werden das schon schaffen."

Athen, die derzeit teuerste Baustelle Europas: "Wir werden das schon schaffen."

(Foto: dpa)

Zahlreiche Beobachter haben bereits davor gewarnt, dass die griechischen Banken bei einer Pleite des Euro-Landes schwer in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie dürften dann vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten werden.

Das griechische Parlament debattiert seit Wochenbeginn über ein verschärftes Sparpaket der Regierung Papandreou. Die Zustimmung der Abgeordneten ist Voraussetzung dafür, dass die dringend benötigten Finanzhilfen ausgezahlt werden. Anders als beim Vertrauensvotum für Ministerpräsident Giorgos Papandreou hängt das Ja am seidenen Faden. Mit einer Entscheidung wird bis spätestens Mittwoch gerechnet.

Berlin setzt voll auf "Ja"

Die Bundesregierung rechnet unterdessen fest mit einer Zustimmung des griechischen Parlaments zum verschärften Sparkurs. Deutschland gehe davon aus, dass Griechenland die Maßnahmen rechtzeitig beschließe, damit die Euro-Finanzminister am 3. Juli den Weg für die Auszahlung der nächsten Kredittranche und ein neues Hilfspaket frei machen könnten, sagte Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen. "Wir werden das schon schaffen", betonte er. "Wir erwarten, dass es in dieser Woche im griechischen Parlament eine Mehrheit gibt für das neue Anpassungsprogramm."

Asmussen bekräftigte zugleich, dass die Eurozone sich grundsätzlich auch für eine Staatspleite wappnen müsse. Auch wenn davon auszugehen sei, dass das griechische Parlament den Kurs der Regierung absegne, müsse sich die Währungsgemeinschaft für den Fall der Fälle rüsten. "Man muss dann die Eurozone und die Finanzsektoren der Eurozone auch darauf vorbereiten." Zu den Hauptzielen gehöre, die Ansteckung anderer angeschlagener Staaten zu verhindern.

Angeblich ohne "Plan B"

Nach den Worten von Regierungssprecher Steffen Seibert verfolgt die Bundesregierung dabei keinen Plan B zum Austritt Griechenlands aus der Eurozone, falls das griechische Sparprogramm im Parlament in Athen keine Mehrheit finden sollte. "Ein Ausstieg aus der Eurozone ist für Griechenland nicht der richtige Weg", sagte Seibert. "Das ist nicht der Weg, den wir verfolgen, auch nicht als Plan B." Ziel sei es, den Griechen zu helfen, wieder ein solides wirtschaftlich erfolgreiches Land zu werden.

Am Wochenende hatte Finanzminister gesagt, die Euro-Staaten träfen Vorsorge auch für den Fall einer Staatspleite Griechenlands. Es liege in der Verantwortung der europäischen Regierungen, auf einen solchen Notfall vorbereitet zu sein.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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