Wirtschaft

Deutsche Industrie fordert Freigabe Kalter Krieg um Seltene Erden

17 Elemente gehören zur Gruppe der Seltenen Erden.

17 Elemente gehören zur Gruppe der Seltenen Erden.

(Foto: REUTERS)

Chinas Anteil an der weltweiten Jahresproduktion Seltener Erden liegt bei über 90 Prozent. Mit Exportbeschränkungen versucht die neue Wirtschaftsmacht ihre herausragende Stellung bei den für die Hightech-Industrien so wichtigen Rohstoffen noch auszubauen. Mittelfristig könnte das laut BDI zu einem ernsthaften Problem werden. Der Industrieverband fordert eine rigorose Freigabe.

Die deutsche Industrie blickt in die Zukunft und fordert deshalb von China die Liberalisierung seiner Seltenen-Erden-Politik. "China sollte sowohl die Produktion als auch den Export der Rohstoffe wieder freigeben", sagte der Vorsitzende des BDI-Ausschusses Rohstoffpolitik, Ulrich Grillo, mit Hinweis auf die Bedeutung der Metalle für die Produktion von Hightech-Waren in Deutschland. Zugleich deutete der Vorstandsvorsitzende der Grillo-Werke an, dass die von deutschen Konzernen gegründete Rohstoffallianz sich noch in diesem Jahr an einem ersten Projekt zum Abbau Seltener Erden beteiligen könnte.

Die Versorgungssicherheit mit den Metallen ist aus Sicht der deutschen Wirtschaft so bedeutend, dass das Thema auch beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in China auf höchster Ebene angesprochen wurde. Grillo lobte, dass Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao dabei die Einrichtung einer bilateralen Kommission zugesagt habe, um die Probleme zu lösen. Denn erst in vier oder fünf Jahren könne sich das Problem der Seltenen Erden durch die Erschließung neuer Vorkommen in den USA, Australien oder Osteuropa entspannen.

Chinesische Zahlenspiele

Die Metalle der sogenannte Gruppe der Seltenen Erden werden für Hightech-Produkte vom Mobiltelefon bis zum Bau leistungsstarker Batterien oder Magneten gebraucht. "Ohne die Seltenen Erden und Massenmetalle gibt es keine erneuerbaren Energien", mahnte der designierte Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). So würden für den Bau moderner Windräder je nach Technologie 300 Kilogramm bis eine Tonne Seltene Erden benötigt. "Es gilt die Daumenregel: Für ein Megawatt braucht man etwa 200 Kilogramm." Wenn die Metalle nicht mehr zur Verfügung stünden, wanderten die Technologien aus Deutschland und der EU ab.

China besitzt zwar nur 30 Prozent der weltweit vermuteten Reserven, verfügt aber über mehr als 90 Prozent der Jahresproduktion der meisten Seltenen Erden. Derzeit führe dies zwar nicht zu Problemen, weil es aktuell keine Knappheit gebe und die Preise sogar um 70 Prozent gesunken seien, räumte Grillo ein. "Aber mittelfristig dürften die Metallpreise wegen der steigenden Nachfrage durch eine wachsende Weltbevölkerung und eine fortschreitende Industrialisierung steigen." Er wolle zwar nicht von einem neuen Kalten Krieg reden, aber zunehmend werde der Zugang zu Metallen von einigen Staaten auch als strategisches Instrument eingesetzt.

Dialoge gegen WTO-Klagen

Die von der Regierung in Peking angeordnete Kürzung der Exporte hat bereits Verfahren bei der Welthandelsorganisation WTO ausgelöst. Nach Angaben Grillos hat Chinas Führung zudem die Produktion um 20 Prozent gekürzt und eine Preisfindungsstelle mit den Produzenten und heimischen industriellen Abnehmern eingerichtet. Damit sichere sich die Führung in Peking eine umfassende Kontrolle über die auch für die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft strategischen Metalle.

Ausdrücklich mahnte Grillo, dass eine einvernehmliche Lösung im chinesischen Interesse sei. "China muss heute schon Eisenerze importieren. Sich selbst abschotten und von außen zukaufen, das hat nichts mit Partnerschaft zu tun", kritisierte er. Ohne einen Dialog drohten neue WTO-Klagen, die niemanden nutzten.

Reservenaufbau verschärft Position

Grillo lehnte zugleich den Aufbau strategischer Reserven in Deutschland ab, um die eigene Versorgungssicherheit zu sichern. "Die Frage ist, wo kommt das Geld her. Die Industrie kann das nicht aufbringen, die Politik will es aus ordnungspolitischen Gründen nicht", betonte er. "Neue große Lager, wie sie jetzt etwa China aufbaut, verschärfen die Situation auf dem Weltmarkt zudem nur noch, weil dieses Material entzogen wird."

Grillo deutete zudem an, dass die von mehreren Industrieunternehmen gegründete Rohstoffallianz nun die ersten konkreten Schritte unternehme und das erste Projekt mit Seltenen Erden noch in diesem Jahr haben werde. Es gehe um eine Beteiligung an einem Projekt, dass die deutsche Seite koordiniere und berate, sagte Grillo, ohne Details zu nennen. Möglicherweise gehe es auch um eine Minderheitsbeteiligung. "Aber es ist das erste Geschäft, das die Rohstoffallianz tätigen soll."

Ziel der Allianz mit Unternehmen wie Aurubis, BASF, Bayer oder BMW ist der Aufbau von Beteiligungen an Rohstoffprojekten, vornehmlich im Ausland, um die Versorgung der deutschen Industrie mit solchen Stoffen sicherzustellen.

Quelle: ntv.de, rts

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