Wirtschaft

Schuldenschnitt über 60 Prozent Juncker nennt es beim Namen

Jean-Claude Juncker nimmt kein Blatt vor den Mund.

Jean-Claude Juncker nimmt kein Blatt vor den Mund.

(Foto: REUTERS)

Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker spricht offen aus, was viele bereits befürchten: Auch ein größerer Schuldenschnitt Griechenlands ist denkbar. Nach seinen Worten wird bereits über einen Schnitt von mehr als 60 Prozent gesprochen. Man dürfe aber nicht meinen, dass dies genüge, um die Euro-Schuldenkrise in den Griff zu bekommen, gibt er zu bedenken.

Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker hält einen Schuldenschnitt Griechenlands für denkbar. "Ich schließe einen Schuldenschnitt nicht aus. Aber man sollte nicht denken, dass es einfach reicht, einen brutalen Schuldenschnitt in Griechenland vorzunehmen. Man muss dafür Sorge tragen, dass dies nicht zu Ansteckungsgefahren in der Eurozone führt", sagte Juncker dem österreichischen Fernsehsender ORF. Es müsse mit "aller Gewalt verhindert werden", dass ein Staat der Eurozone bankrott gehe

Über den Umfang eines Schuldenschnitts wollte der luxemburgische Ministerpräsident zwar nicht spekulieren. Aber auf die Frage, ob man im Falle Griechenlands von einem Schuldenschnitt von 50 bis 60 Prozent rede, sagte der luxemburgische Premierminister, "wir reden über mehr". Die europäischen Staats- und Regierungschefs würden die Situation in dem krisengeschüttelten Euro-Mitgliedsland weiterhin diskutieren.  

Juncker wies darauf hin, dass es für die Bewältigung einer derartigen Krise keine "historische Erfahrung gibt". Die politische Führung in der Krise sei "nicht optimal" gewesen. "Wir waren nicht schnell genug", sagte er. Die Finanzmärkte könnten rascher reagieren als die Politiker. Der Chef der Euro-Gruppe plädierte für mehr Abstimmung in der Finanz- und Haushaltspolitik.

Kranjec: "Der Euro wird überleben"

Auch EZB-Ratsmitglied Marko Kranjec rechnet mit einer Schuldenrestrukturierung Griechenlands, aber nicht mit einer Staatspleite. "Ich bin mir sicher, dass Griechenland nicht Bankrott gehen wird, zumindest nicht in dem Sinne, dass es andere Länder mit in den Abgrund zieht. Eine Umstrukturierung ist jedoch höchstwahrscheinlich und wird bereits diskutiert", sagte Kranjec in einem Interview im slowenischen Fernsehen. "Der Euro wird überleben", ergänzte Sloweniens Notenbankchef.

Für Ende Oktober wird der Bericht der Troika aus  Internationalem Währungsfonds (IWF), EU und Europäischer Zentralbank (EZB) erwartet, deren Vertreter in Athen über die  Bedingungen für die Auszahlung neuer Milliardenkredite verhandeln. Juncker hatte vergangene Woche gesagt, er gehe davon aus, dass  Griechenland alle Bedingungen erfüllen werde und die Troika zu  einem positiven Urteil kommen werde.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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