Wirtschaft

Notenbank beugt sich Politik Japan öffnet die Geldschleusen

Die Billionen fließen: Japans Notenbank öffnet die Geldschleusen - dauerhaft.

Die Billionen fließen: Japans Notenbank öffnet die Geldschleusen - dauerhaft.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Mit dem zweitgrößten Konjunkturprogramm in der Geschichte des Landes versucht die Bank of Japan die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen. Im Kampf gegen Deflation und Rezession soll das bereits billionenschwere Wertpapierkaufprogramm ab dem nächsten Jahr zu einer dauerhaften Einrichtung gemacht werden.

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In Japan hat sich die Notenbank dem politischen Druck der neuen Regierung unter Ministerpräsident Shinzo Abe gebeugt und die Geldschleusen weit geöffnet - ohne zeitliche Befristung. Gleichzeitig verdoppelten die Währungshüter den Angaben zufolge das Inflationsziel auf zwei Prozent. Mit beiden Maßnahmen versucht die Bank of Japan (BoJ) die Spirale aus Deflation und Rezession zu überwinden.

Nach einer zweitägigen Sitzung beschloss der BoJ-Rat, das Wertpapierkaufprogramm ab dem nächsten Jahr zu einer dauerhaften Einrichtung zu machen. Gegenwärtig beträgt der Umfang des Kaufprogramms 101 Billionen Yen und 2014 soll das Volumen um weitere 10 Billionen Yen steigen. Damit drehen die Währungshüter den Geldhahn noch ein Stück weiter auf, denn bisher waren neue Kaufrunden zeitlich befristet.

Die Sitzung des neunköpfigen BoJ-Rats war die erste Zusammenkunft seit der Amtsübernahme von Abe Ende Dezember. Zugleich war es das erste Mal seit über neun Jahren, dass die Zentralbank die kriselnde japanische Wirtschaft in zwei Sitzungen hintereinander stützte. Einen solchen geldpolitischen Doppelschlag der Notenbank hatte es zuletzt 2003 gegeben. Eine ähnliche Methode verfolgt die US-Zentralbank. Die Regierung sagte im Gegenzug eigene Maßnahmen zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums zu und versprach, sich für die Gesundung der Staatsfinanzen einzusetzen.

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Die neue japanische Regierung setzt auf eine aggressive Geldpolitik und ein massives Konjunkturprogramm, um die Wirtschaft des Landes aus der Krise zu holen. Vor wenigen Tagen beschloss das Kabinett Stützungshilfen von 10,3 Billionen Yen. Die Regierung stellte das Paket als das zweitgrößte Konjunkturprogramm in der Geschichte des Landes heraus. Ein größeres Paket gab es nur nach dem Kollaps von Lehman Brothers im Jahr 2008.

Japan kämpft seit geraumer Zeit mit Wachstumsschwächen, Strukturproblemen in der Binnenwirtschaft und hartnäckigen Deflationstendenzen. Die Hoffnung auf eine aggressive Geldpolitik hat dem japanischen Aktienmarkt in jüngster Zeit zu einem kräftigen Aufschwung verholfen, während der Yen sich abschwächte, was den Exporteuren hilft.

Anleger reagieren

Viele Experten zweifeln jedoch, ob die japanische Wirtschaft mit einer noch höheren Staatsverschuldung und einer weiteren Lockerung der Geldpolitik auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zurückkehren wird. Schließlich resultieren viele Probleme Japans aus der Alterung der Gesellschaft und der geringen Wettbewerbsfähigkeit vieler Betriebe in der Binnenwirtschaft. Zu Reformen in diesen Bereichen hat sich der neue Ministerpräsident Abe aber bisher nicht aufraffen können.

Die Konjunkturexperten der Zentralbank ließen sich von den neuen geldpolitischen Maßnahmen aber nicht beirren: Sie hoben ihr Wachstumsziel für das am 1. April beginnende Steuerjahr 2013/2014 von 1,6 Prozent auf 2,3 Prozent an.

An der Börse wurde die Entscheidung zunächst begrüßt: Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schob sich im Rahmen der ersten Reaktionen 0,9 Prozent ins Plus bei 10.847 Punkten. Gleichzeitig sackte die Landeswährung Yen aber wieder deutlich ab.  Sie tendierte zum Dollar nahe des erst kurz zuvor erreichten Zweieinhalb-Jahrestiefs. Allerdings wendete sich das Blatt im Handelsverlauf noch deutlich: Der Nikkei schloss im Minus, der Yen setzte zu einer kleinen Rally an.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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