Wirtschaft

EZB-Direktor warnt vor Währungskrieg Japan macht sich ultralocker

Fallende Preise machen Japans Wirtschaft seit Jahren den Garaus.

Fallende Preise machen Japans Wirtschaft seit Jahren den Garaus.

(Foto: REUTERS)

Nach Jahren in der Deflation will der neue japanische Notenbankchef Kuroda mit aller Macht für steigende Preise sorgen. Dafür ist er nach eigenem Bekunden bereit, "alles zu tun, was nötig ist". Bei EZB-Direktor Coeure weckt das die Sorge vor einem Gesundstoßen Japans auf Kosten anderer Staaten. Doch unmittelbar vor der ersten Sitzung der Bank of Japan unter Kuroda werden auch bei Notenbankern Zweifel laut.

Japans oberster Zentralbanker Haruhiko Kuroda hat keine geschlossenen Reihen hinter sich.

Japans oberster Zentralbanker Haruhiko Kuroda hat keine geschlossenen Reihen hinter sich.

(Foto: REUTERS)

Kurz vor der ersten geldpolitischen Entscheidung unter der Ägide des neuen  japanischen Notenbankchefs Haruhiko Kuroda nehmen Zweifel an einem radikalen Kurswechsel zu. Der neue starke Mann an der Spitze der Zentralbank bekräftigte, er werde im Kampf gegen die hartnäckige Deflation alle Register ziehen. Allerdings scheint Kuroda intern Schwierigkeiten zu haben, den geldpolitischen Rat für seinen aggressiven Kurs hinter sich zu bringen. Dies sagten mehrere mit den Diskussionen in der Bank von Japan vertraute Personen. "Am Ende ist Kuroda nur eins von neun Mitgliedern des Rats, das eine Entscheidung trifft", sagte ein Insider. Erwartet werde zwar, dass er sich am Ende durchsetze. Das starke Signal eines einstimmigen Votums dürfte ihm aber nicht gelingen.

Kuroda erklärte, er sei bereit, "alles zu tun, was nötig ist". Es werde zwar nicht einfach, die Deflation zu besiegen, die in Japan seit 15 Jahren dafür sorgt, dass Unternehmen und Haushalte wegen der sinkenden Preise kaum investieren und die Wirtschaft deshalb nicht in die Fahrt kommt. "Aber die Bank of Japan wird von allen Optionen Gebrauch machen und alles tun, um den Finanzmärkten diese starke Verpflichtung zu verdeutlichen." Am Devisenmarkt wird mit einer massiven Lockerung der Geldpolitik unter Kuroda gerechnet. Zuletzt war der Wechselkurs des Yen, der zuvor in Erwartung neuer Schritte der Zentralbank kräftig nachgegeben hatte, wieder gestiegen.

Japanische Bazooka

Der vor zwei Wochen vom neuen Regierungschef Shinzo Abe auf dem Chefsessel der Zentralbank installierte Kuroda will mehr lang laufende Staatsanleihen kaufen. Damit würde die ohnehin auf Hochtouren laufende Notenpresse noch schneller rotieren. Kuroda strebt zudem eine Teuerungsrate von zwei Prozent an - ein Wert, der in den vergangenen Jahren quasi nie erreicht wurde.

Zwei Prozent Teuerung gelten den meisten großen Zentralbanken - etwa der Europäischen Zentralbank oder der Federal Reserve aus den USA - als sinnvoller Zielwert. Eine Inflationsrate von etwa zwei Prozent scheint zum einen gut beherrschbar, zum anderen wird der Abstand zur als gefährlicher und hartnäckiger geltenden Deflation als ausreichend empfunden.

Dennoch rufen die Pläne der japanischen Notenbank bei ihren europäischen Amtskollegen Sorgen und Kritik hervor. Ihr Problem ist weniger die Inflationsrate als solche, sondern der Weg dorthin: Um den Teufelskreis der japanischen Wirtschaft aus zäher Deflation und Wirtschaftsflaute zu brechen, soll durch den Kauf von langlaufenden Staatsanleihen die Geldmenge ausgeweitet werden. Das bringt eine weitere Abwertung der japanischen Währung Yen mit sich, was japanische Produkte im Welthandel künstlich verbilligt.

Abwertungswettlauf

EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeure warnte daher vor einem globalen Währungskrieg. Indirekt forderte er Japan auf, nicht auf Kosten anderer Länder seine Volkswirtschaft zu sanieren. "Sein eigenes Haus in Ordnung zu bringen, ist etwas anderes, als den Kopf in den Sand zu stecken. Das gilt umso mehr im gegenwärtigen Umfeld, in dem politische Spielräume stark reduziert sind oder ausgleichende Interventionen teurer werden", sagte er laut Redetext. Der Franzose verzichtete in seiner Rede zwar darauf, Japan direkt anzugreifen. Im Westen wird die auf Schwächung des Yen abzielende Politik der neuen Regierung und Notenbankführung jedoch sehr kritisch gesehen.

Coeure machte deutlich, dass der Weg Japans sowohl für die Finanzmärkte, deren Zustand er als nach wie vor fragil bezeichnete, als auch für das Land selbst Risiken mit sich bringe. Die Lasten der Bewältigung heimischer Probleme anderen Ländern aufzubürden, sei gefährlich, noch dazu während einer Krise. "Es sind Zeiten wie diese, in denen die internationale Gemeinschaft zeigen muss, dass sie in der Lage ist, für alle nützliche Vereinbarungen zu erreichen, die zugleich das legitime Ziel jedes Landes berücksichtigen, seine eigenen Probleme zu lösen." Ein schwacher Yen stärkt die japanischen Exporteure. Zugleich wird es für andere Länder schwieriger, nach Japan Waren zu importieren, weil sie durch die aufgezwungene Aufwertung der Währung des jeweiligen Herstellerlandes zum Yen teurer werden.

Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ

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