Wirtschaft

Preissteigerungen und Versorgungsengpässe Millionenbuße gegen Zuckerkartell verhängt

280 Millionen Euro müssen die drei Hersteller bezahlen - zwei Drittel davon Europas Nummer eins.

280 Millionen Euro müssen die drei Hersteller bezahlen - zwei Drittel davon Europas Nummer eins.

(Foto: picture alliance / dpa)

Über Jahre teilen die drei großen deutschen Zuckerhersteller die Absatzgebiete unter sich auf. Die Absprachen treffen Industrie und Verbraucher. Von der fälligen Strafe ist vor allem Europas Branchenprimus betroffen.

Das Bundeskartellamt hat wegen verbotener Absprachen Bußgelder von insgesamt rund 280 Millionen Euro gegen die drei großen deutschen Zuckerhersteller Pfeifer und Langen (Diamant-Zucker), Südzucker und Nordzucker verhängt. Auch sieben persönlich Verantwortliche seien von den Bußgeldern betroffen, teilte die Behörde mit. Auf die im MDax notierte Südzucker AG aus Mannheim entfällt der Löwenanteil von 195,5 Millionen Euro.

Südzucker
Südzucker 13,18

Auf die Spur des Kartells waren die Wettbewerbswächter nach eigenen Angaben im Jahr 2009 eher zufällig gestoßen, als sie ein Fusionsvorhaben in der Branche prüften. "Die Zuckerhersteller haben ein 'Gebietskartell' gegründet und sich über viele Jahre darüber abgesprochen, sich beim Vertrieb von Zucker in Deutschland im Wesentlichen auf ihr angestammtes Gebiet zu beschränken und den anderen Kartellbeteiligten nicht in die Quere zu kommen", sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt.

"Zuckermengen wurden eher ins Ausland exportiert, als dass sie an Kunden im Gebiet der Wettbewerber abgesetzt wurden." Teils sei es durch die Absprachen nach Aussagen von Industriekunden zu erheblichen Preissteigerungen und sogar zu Versorgungsengpässen gekommen, berichtete das Kartellamt. Keine belastbaren Hinweise fand die Behörde nach eigenen Angaben für die Darstellung der Unternehmen, dass Vertreter staatlicher Stellen an den Absprachen auf dem stark regulierten Zuckermarkt mitgewirkt hätten.

Absprachen teils seit 90er Jahren

Die Absprachen hätten sich auf Zucker für die weiterverarbeitende Industrie und Haushaltszucker bezogen. Sie seien bis zu einer Durchsuchung durch das Bundeskartellamt 2009 "über viele Jahre" betrieben worden und hätten teils bis in die 90er-Jahre zurück gereicht, teilte die Behörde weiter mit.

Nordzucker habe mit dem Kartellamt umfassend kooperiert und deswegen einen "weitreichenden Bußgelderlass" erhalten, hieß es weiter. Auch bei den anderen Firmen seien "deren Kooperationsbeiträge" und gegebenenfalls Geständnisse berücksichtigt worden.

Die Geldbußen sind den Angaben zufolge noch nicht rechtskräftig. Gegen die Bescheide könne Einspruch eingelegt werden, über den das Oberlandesgericht Düsseldorf zu entscheiden habe.

Laut Bundeskartellamt wurde mit allen Firmen eine einvernehmliche Beendigung des Verfahrens erzielt. Die Braunschweiger Nordzucker AG räumte ein, ein Bußgeld in einstelliger Millionenhöhe akzeptiert zu haben. Die genaue Höhe wollte eine Konzernsprecherin auf Nachfrage aber nicht nennen. Es habe Konsequenzen aus den Untersuchungen des Kartellamts gegeben, erklärte sie: "Wir haben wesentliche Geschäftsprozesse neu aufgesetzt, und es gab personelle Veränderungen an Schlüsselstellen." Das habe zu einem Neuanfang geführt. Von Pfeifer & Langen in Köln war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Südzucker bestätigt Ebit-Prognose

Laut Europas größtem Hersteller Südzucker stellt die Behörde mit der Strafzahlung das Verfahren ein. Man habe den Bescheid akzeptiert, um das seit fast fünf Jahren anhängige Verfahren zu beenden und so Rechts- und Planungssicherheit zu erhalten. Das Bußgeld werde das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im laufenden Geschäftsjahr 2013/14 (bis Ende Februar) belasten und auch die Verschuldung zum Bilanzstichtag erhöhen. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen werde weiter bei rund 650 Millionen Euro erwartet. Der Umsatz dürfte auf 7,6 Milliarden von 7,9 Milliarden Euro im Vorjahr sinken.

An der Börse gerieten die Papiere indes unter Druck. "Die Strafe führt zu Kapitalabfluss", sagte Walter Schneider, Analyst der LBBW. Vermutlich habe Südzucker 40 Millionen Euro zurückgestellt. Deshalb werde das Ebit nur mit 155 Millionen Euro belastet. Die Verschuldung werde mit der Strafe steigen, sagt der Analyst.

"Die Gewinnprognose von 650 Millionen Euro hat einst konservativ geklungen, sie dürfte nun aber zunehmend realistischer werden, vielleicht sogar ambitioniert", sagt Schneider weiter. Das Marktumfeld bleibe trotz der leichten Erholung der Zuckerpreise schwierig. Schneider empfiehlt die Aktie mit einem Fair Value von 18 Euro als Halteposition.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/rts

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