Wirtschaft

Ausland holt sich "la dolce vita" Italien vor Ausverkauf?

Italiens Regierung will verhindern, dass das Land sein sprichwörtlich letztes Hemd verkaufen muss.

Italiens Regierung will verhindern, dass das Land sein sprichwörtlich letztes Hemd verkaufen muss.

(Foto: REUTERS)

"Outlet Italia" titelt der "Corriere della Sera" und erwartet Unmengen von Übernahmen italienischer Unternehmen durch ausländische Investoren. Schuld sei die Euro-Schuldenkrise und die damit verbundenen Folgen wie geringe Kapitalausstattung und niedrige Börsenbewertungen.

Italien steckt in der Rezession, die Schuldenkrise trifft die Wirtschaft der drittgrößten Euro-Volkswirtschaft hart. Das geht auch an den Unternehmen nicht spurlos vorbei. Teure Kredite, dünne Kapitaldecken, niedrige Aktienkurse - das macht viele Firmen zu potenziellen Übernahmekandidaten und für ausländische Investoren interessant. Zuletzt hat China sich Stücke des Kuchens gesichert. Doch die Regierung in Rom will nicht tatenlos zusehen, schon gar nicht, wenn es um die "Schmuckstücke" des Landes geht.

In italienischen Medien ist in diesen Tagen immer wieder von einer möglichen Übernahmewelle wegen der Krise die Rede. "Outlet Italia" lautete beispielsweise jüngst die Überschrift im Mailänder "Corriere della Sera". Und weiter hieß es: "Italien im Schlussverkauf, Italien als Beute". Dahinter steckt die Angst, finanzstarke Investoren könnten die tiefe Krise des Landes ausnutzen und sich die Rosinen der italienischen Wirtschaft herauspicken.

Veto der Regierung

Soweit ist es zwar noch nicht. Aber die Regierung von Mario Monti bereitet sich vor: So hat der Ministerpräsident seinem Kabinett bereits einen Vorschlag zum Schutz strategisch bedeutsamer Unternehmen vorgelegt. Damit sind wohl vor allem Schwergewichte wie der Rüstungskonzern Finmeccanica mit seinen hoch spezialisierten Tochtergesellschaften gemeint. Aber auch der strategisch nicht minder wichtige Schiffbauer Fincantieri, der nicht nur für Luxusliner steht, sondern auch in der Rüstungsbranche aktiv ist.

Im Kern geht es bei dem Plan darum, der Regierung besondere Rechte im Fall von Beteiligungen oder Übernahmen einzuräumen, um im Zweifel das letzte Wort zu haben und möglicherweise Bedingungen festzulegen. Das Besondere daran: Es geht bei den Überlegungen wohl nicht allein um Unternehmen mit Staatsbeteiligung, sondern auch um private. So soll das Kabinett künftig die Möglichkeit haben, bei einem drohenden "schweren Schaden" für die Interessen der Verteidigung oder der nationalen Sicherheit zu intervenieren. Gesetzeskraft hat diese Idee noch nicht, aber der Vorschlag liegt offiziell auf dem Tisch. Sie wäre eine "Revolution", wie auch der "Corriere" festhält.

Deutsche Unternehmen wappnen sich

Wenn es um mögliche Übernahmen geht, heißt es immer wieder, auch deutsche Firmen hätten Interesse. So hatte vor wenigen Wochen Audi zugeschlagen und die legendäre italienische Motorradschmiede Ducati gekauft. Ein Ansturm deutscher Unternehmen ist bislang zwar ausgeblieben. Die deutsche Wirtschaft wirft aber trotzdem einen Blick über die Alpen: "Italien ist für deutsche Unternehmen natürlich ein sehr interessanter Markt", erläutert Volker Treier, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). "Wenn es im Zuge der Krise zu Abwertungen bei Unternehmen kommt, dann steigt natürlich in manchen Bereichen der Anreiz. Dann sind Beteiligungen oder gar Übernahmen interessant."

Seiner Einschätzung nach dürfte es vor allem zu Label-Kooperationen kommen. "Denn die Produktionsseite ist für deutsche Firmen weniger attraktiv bei der Suche nach Investitionsmöglichkeiten." Im Fokus stünden dabei der Maschinenbau, die Autozulieferer und natürlich die Lebensmittel- und Modeindustrie.

Zuletzt waren immer wieder - wenn auch keine strategisch wichtigen - Unternehmen in ausländische Hände gegangen: Ss etwa der Modeproduzent Sixty aus Chieti in den Abruzzen mit den auch in Deutschland bekannten Marken "Miss Sixty" und "Energie". Hier schlug die asiatische Investmentgesellschaft Crescent HydePark zu, wie im Mai bekanntgeworden war.

Quelle: ntv.de, Daniel Rademacher, dpa

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