Wirtschaft

Griechenbonds in der Zockerhölle Ist Athen noch zu retten?

Kein Höllenfeuer, sondern eine Demonstration von Taxifahrern, die ihrem Unmut vor dem Parlament in Athen Luft machen.

Kein Höllenfeuer, sondern eine Demonstration von Taxifahrern, die ihrem Unmut vor dem Parlament in Athen Luft machen.

(Foto: REUTERS)

Am Anleihemarkt herrscht Ebbe für Griechenbonds. Im Unterschied zur politischen Führungsriege in Europa, die unverdrossen um eine Rettung Griechenland ringt, haben Anleger das Land offenbar abgeschrieben. Nur noch Hartgesottene sind hier unterwegs. Am Nachmittag wollen sich Merkel und Sarkozy mit Griechenlands Regierungschef Papandreou beraten.

Die europäische Politik kämpft um Griechenland und wird dabei zum verbalen Wiederholungstäter. Nicht nur Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy betonte in einer Kabinettssitzung erneut seine Entschlossenheit, das hoch verschuldete Griechenland vor einer Pleite bewahren zu wollen.

Auch EU-Währungskommissar Olli Rehn warnte erneut eindringlich vor einer Pleite des hochverschuldeten Griechenlands oder einem Austritt Athens aus der Euro-Zone. Dies würde "dramatische wirtschaftliche, soziale und politische  Kosten" nicht nur für die EU, sondern auch für ihre weltweiten Partner haben, sagte der Finne vor dem Europaparlament in Straßburg. Wie zuvor Kommissionspräsident José Manuel Barroso  sprach er sich dabei für die Einführung sogenannter Euro-Bonds aus, also gemeinsamer Staatsanleihen der Euro-Länder.

Während die Politik noch an eine Rettung glaubt, haben die meisten Investoren Griechenland allerdings schon abgeschrieben. Der Handel am Anleihemarkt für Griechenbonds ist nahezu ausgetrocknet, was zur Folge hat, dass schon kleine Orders große Bewegungen auslösen. Die Renditen schnellen in absurde Höhen.  

In den vergangenen Tagen wurden Renditen über 200 Prozent  erreicht. Offenbar rechnen aber nur noch wenige damit, dass diese Wetten gut gehen, denn wer Papiere kauft, riskiert, nicht mehr rauszukommen. Zinsexperten gehen davon aus, dass nur noch hochspekulative Anleger wie Hedgefonds am Markt unterwegs sind. Die EZB hat den Markt schon längst sich selbst überlassen, mit ihren Käufen stützt sie nur noch die anderen Euro-Krisenstaaten.

Dreier-Telefonkonferenz

Sarkozy will am Abend in einer Telefonkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandreou über das weitere Vorgehen beraten. Gegenstand des Gesprächs seien die jüngsten Sparbeschlüsse der Regierung in Athen. Im Anschluss an die Telefonkonferenz sei keine Erklärung geplant, sagte Sarkozys Sprecherin.

Angeblich will der griechische Ministerpräsident Papandreou in dem Krisentelefonat auf eine stärkere Beteiligung der Banken am zweiten Hilfspaket für sein Land dringen. Bislang sollen sich nach noch nicht offiziell bestätigten Informationen die Banken in Deutschland und Frankreich bereit erklärt haben, eine Streckung der Zahlungsfristen für etwa 75 Prozent ihrer Griechenland-Anleihen zu akzeptieren. Athen will eine Beteiligung von 90 Prozent erreichen.

Schlimmer sei die Situation mit britischen und US-amerikanischen Banken, berichtet die Athener Zeitung "Ta Nea". Diese hätten sich noch gar nicht gemeldet. Am 9. September war eine erste, allerdings nicht bindende Frist dafür abgelaufen.

"Sixpack" für mehr Wirtschaftssteuerung

Rehn forderte ebenso wie Barroso eine verstärkte Wirtschaftssteuerung in der EU. Dazu müsse bis Monatsende das von der EU-Kommission vorgeschlagene Maßnahmenpaket beschlossen werden. Diese Vorschläge seien die Grundlage für Fortschritte in Richtung  einer gemeinsamen Wirtschaftsregierung.

Das im EU-Jargon "Sixpack" genannte Paket enthält sechs Vorschläge für bessere Haushaltsdisziplin, Wettbewerbsfähigkeit und Währungsstabilität. Seine Verabschiedung im Europaparlament wurde wiederholt verschoben. Nun ist sie am 28. September geplant.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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