Wirtschaft

HRE-Panne im Kleinformat Iren rechnen auch falsch

Wie Deutschland hat auch Irland weniger Schulden als bislang angenommen. In Dublin wurde sich um 3,6 Milliarden Euro verrechnet. Der Gesamtschuldenstand Irlands Ende 2010 sinkt dadurch auf 92,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts von ursprünglich geschätzten 94,9 Prozent.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Das krisengeschüttelte Euro-Mitgliedsland Irland hat deutlich weniger Verbindlichkeiten als bisher angenommen. Wie das Finanzministerium in Dublin am Dienstag mitteilte, wurde die Staatsverschuldung des Landes Ende vergangenen Jahres wegen einer Doppelzählung fälschlicherweise um 3,6 Milliarden Euro zu hoch kalkuliert. Diese Summe entspreche 2,3 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Der Gesamtschuldenstand Irlands Ende 2010 sinke dadurch auf 92,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts von ursprünglich geschätzten 94,9 Prozent.

Irland musste im vergangenen Jahr unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen und erhielt von der EU und dem Internationalen Währungsfonds Hilfen über 85 Milliarden Euro. Wegen der Krise des heimischen Finanzsektors stand das Land kurz vor der Pleite. 

Die dem deutschen Staat gehörende Bad Bank der Hypo Real Estate (HRE) hatte sich um insgesamt 55,5 Milliarden Euro verrechnet. Damit schrumpft der gesamtstaatliche Schuldenstand Deutschlands für 2011 um 2,6 Prozentpunkte auf 81,1 Prozent. Das sind 2,6 Punkte weniger als in der letzten Mitteilung an die EU-Kommission in Brüssel erwartet.       

Schäuble soll sich erklären

In Deutschland schlägt die milliardenschwere Bilanzpanne bei der Staatsbank Hypo Real Estate (HRE) weiter hohe Wellen. Die Opposition pocht auf Aufklärung durch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Es gebe Hinweise darauf, dass sein Ministerium möglicherweise viel früher von dem Vorgang wusste als bislang eingeräumt, sagte SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier.

Linke-Chef Klaus Ernst sagte, möglicherweise müsse der Bundestag eine umfassende Untersuchung einleiten. Schäuble selbst hat für Mittwoch Verantwortliche aus Banken und Behörden ins Ministerium bestellt, um sich die Ursachen des Skandals erläutern zu lassen.

"Es ist unfassbar, dass Rechenfehler in dieser Größenordnung tatsächlich bei einer solchen Großbank vorkommen", sagte Steinmeier. Sollte das Finanzministerium entgegen bisheriger Angaben bereits früher von dem milliardenschweren Irrtum gewusst haben, werde man dem weiter nachgehen müssen. Der Finanzexperte der Grünen, Gerhard Schick, sagte, ihn mache misstrauisch, dass das Ministerium nach eigenen Angaben seit dem 4. Oktober von den Unregelmäßigkeiten gewusst habe, Schäuble aber erst jetzt die Verantwortlichen zu sich zitiere. Der Finanzminister sei persönlich in der Pflicht zu erklären, wie es zu dem Bilanzskandal kommen konnte.

Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa

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