Wirtschaft

Tristesse in Deutschland und Eurozone Industrie ist auf Schrumpfkurs

Die Markit-Einkaufsmanagerindizes fallen im April unbefriedigend aus. Sowohl in Deutschland als auch in der Eurozone verharren sie unter der Wachstumsmarke von 50 Punkten. Dabei sind die Daten für die Währungsgemeinschaft deutlich schwächer.

Ein Mitarbeiter der Hoppe AG bereitet im sächsischen Crottendorf frisch gegossene Rohlinge von Türgriffen für die Weiterarbeitung vor.

Ein Mitarbeiter der Hoppe AG bereitet im sächsischen Crottendorf frisch gegossene Rohlinge von Türgriffen für die Weiterarbeitung vor.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die deutsche Industrie ist schwach ins zweite Quartal gestartet: Im Ap ril schwächelte das Neugeschäft, das Auftragspolster schmolz und die Produktion sank erstmals in diesem Jahr, wie aus der monatlichen Markit-Umfrage unter rund 500 Betrieben hervorging. Der Einkaufsmanagerindex sank auf 48,1 von 49 Punkten im Vormonat.

Das Barometer entfernte sich damit von der 50-Zähler-Marke, ab der es Wachstum signalisiert. "Die verringerte Exportnachfrage und die maue Kundenstimmung im Euroraum haben die deutschen Hersteller im April dazu gezwungen, ihre Produktion wieder einzuschränken", sagte Markit-Ökonom Tim Moore. "Das zweite Quartal dürfte für die Industrieunternehmen ein größerer Kraftakt werden."

Die Neuaufträge sanken den zweiten Monat in Folge und so stark wie seit Jahresbeginn nicht mehr. Vor allem Kunden aus Südeuropa hielten sich laut Umfrage zurück. Zusammen mit der gedrosselten Produktion führte dies dazu, dass die Firmen unterm Strich - anders als noch im März - wieder Mitarbeiter entließen.

Die Hersteller konnten im April zwar begrenzt von sinkenden Weltmarktpreisen profitieren, denn ihre Einkaufspreise fielen so stark wie seit August 2009 nicht mehr. "Dennoch dürfte der Preisverfall in der nächsten Zeit eher für Erleichterung als für Freudentaumel sorgen", sagte Moore. "Denn die generell schwierige Nachfragesituation hat auch die stärkste Senkung der Verkaufspreise seit fünf Monaten herbeigeführt."

Zuletzt hatte sich auch die Stimmung der gesamten deutschen Wirtschaft eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex für April sank zum zweiten Mal in Folge. Große Autohersteller wie Volkswagen und Daimler büßten im ersten Quartal deutlich Gewinn ein. Auch beim Zulieferer Leoni brach das Ergebnis vor Zinsen und Steuern ein.

Nichts Gutes aus der Eurozone

Auch für die Industrie der Eurozone gibt es einen Rückschlag. Statt der erhofften Frühjahrsbelebung liefen die Geschäfte im April so schlecht wie noch nie in diesem Jahr. Der Markit-Einkaufsmanagerindex fiel um 0,1 auf 46,7 Punkte. "Keinerlei Anzeichen deuten darauf hin, dass sich die Lage der Hersteller bald stabilisieren könnte", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson.

Wegen der schwachen Nachfrage mussten die Unternehmen ihre Verkaufspreise so stark senken wie seit Anfang 2010 nicht mehr. "Der Preisverfall zeigt auf beunruhigende Weise, wie stark mittlerweile die Preismacht der Unternehmen nachgelassen und die Deflation zugenommen hat", sagte Williamson.

Markit erwartet, dass die Eurozone im zweiten Quartal in der Rezession verharren wird. "Es sieht so aus, als würde der produzierende Sektor zu einem zunehmenden Problem für die Gesamtwirtschaft", sagte Williamson. "Dadurch nimmt die Gefahr eines verstärkten Rückgangs des Bruttoinlandsproduktes im zweiten Quartal zu."

Quelle: ntv.de, wne/rts

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