Wirtschaft

Trendwende oder Zwischenhoch? Ifo-Index steigt weiter

Volkswirte sehen grundsätzlich eine Trendwende zum Besseren. Auch wenn die Erwartungen etwas enttäuschen.

Volkswirte sehen grundsätzlich eine Trendwende zum Besseren. Auch wenn die Erwartungen etwas enttäuschen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft wird zunehmend besser. Der Ifo-Geschäftsklimaindex steigt zum dritten Mal in Folge. Volkswirte sprechen von einer möglichen Trendwende. Die Reaktionen der Analysten fallen dennoch verhalten aus.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli trotz mauer Weltwirtschaft erneut aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 105,9 Punkten im Juni auf 106,2 Punkte, wie das Ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München mitteilte. Es ist der dritte Anstieg in Folge. Laut Ifo ist dies ein Anzeichen dafür, dass nach dem schwachen Start ins Jahr nun die Aufholjagd begonnen hat.

"Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate haben sich zwar minimal abgeschwächt, die Unternehmen blicken aber nach wie vor verhalten optimistisch in die Zukunft", erklärte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen. "Am Konjunkturhimmel zeigen sich nur wenige Wolken."

China ist noch kein Problem

Die die Lage innerhalb des Gesamtindex' wurde besser bewertet: Der entsprechende Wert stieg auf 110,1 Punkte nach 109,4 Zählern im Vormonat. Einziger Wermutstropfen: Die Unternehmer schätzten die Aussichten für die kommenden sechs Monate etwas schwächer ein. Dieses Barometer fiel auf 102,4 Zähler von 102,5 Punkten. "Möglicherweise machen sich hier Sorgen um den chinesischen Absatzmarkt bemerkbar", sagte Volkswirt Andreas Scheuerle von der DekaBank.

Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe sieht jedoch noch keine negativen Folgen der chinesischen Wachstumsschwäche für die deutsche Wirtschaft: "Da ist es zu früh, Alarm zu schlagen." Die Exporterwartungen gingen nach dem starken Anstieg im Vormonat allerdings etwas zurück. Die Firmen erwarten jedoch weiterhin Impulse vom Auslandsgeschäft. Eine anziehende Binnenkonjunktur und Hoffnungsschimmer auf ein Ende der Rezession in der Eurozone dürften das deutsche Wachstum im zweiten Halbjahr moderat beschleunigen, meinte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank.

"Ein stabiles und gutes Niveau"

Die positive Stimmung in den Chefetagen passt zu den jüngsten Daten, die das Markit-Institut bei seiner monatlichen Befragung von Einkaufsmanagern eingeholt hat. Dieses Barometer signalisierte eine kräftige Wachstumsbelebung und markierte den höchsten Stand seit fünf Monaten. Als Treiber wirkten die anziehende Binnennachfrage und der private Konsum. Zu Jahresbeginn hatte der lange Winter der Wirtschaft stark zugesetzt, so dass nur ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent heraussprang. "Wir bewegen uns auf einem stabilen, guten Niveau. Wir sind jetzt in einer Aufholphase", betonte Ifo-Experte Wohlrabe. Er rechnet für das zweite Quartal mit einem Plus von 0,9 Prozent. In den beiden Folgequartalen soll sich das Wachstum dann bei 0,4 Prozent einpendeln.

Skeptische Reaktionen: "Nur ein Zwischenhoch"

Viele Analysten reagierten dennoch verhalten auf die Zahlen. Alexander Schumann, DIHK-Volkswirt,bezeichnete den Anstieg des Ifo-Index als "Zwischenhoch":  "Wie die zuletzt guten Wirtschaftszahlen enthält er Nachholeffekte vom schwachen Jahresanfang. Auch wenn die Wirtschaft hierzulande immerhin um 0,3 Prozent wachsen dürfte, sind Rückschläge nicht ausgeschlossen." Die Hoffnungsschimmer in einigen Ländern der Eurozone seien deutlicher, der Abbau der Schuldenberge und der Weg zu mehr Wettbewerbsfähigkeit blieben beschwerlich.

Dieser Einschätzung schloss sich auch Jörg Zeuner, KfW-Chefvolkswirt, an. Die Eurozone bleibe der anfällig für Rückschläge: "Die Konjunktur hat zurzeit keine klare Richtung. Die zuletzt enttäuschenden harten Daten bei Produktion und Exporten sind zwar ein Blick in den Rückspiegel. Die Abwärtsrisiken bleiben aber bestehen."

Fachleute hatten mit der weiteren Aufwärtsentwicklung gerechnet. Der Ifo-Index gilt als wichtigster Stimmungsindikator für die deutsche Wirtschaft. Der Index bewegt sich seit längerem auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Nach drei Veränderungen in eine Richtung sprechen Volkswirte von einer möglichen Trendwende. Der Ifo-Index wird monatlich durch die Befragung von rund 7000 Unternehmen ermittelt.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts

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