Wirtschaft

Gefährlicher Anstieg der Inflation IWF rät zu Reformen in Schwellenländern

Auch die indische Rupie ist von der Inflation betroffen.

Auch die indische Rupie ist von der Inflation betroffen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Während in Europa Deflation droht, warnt der IWF vor einem massiven Anstieg der Inflation in Schwellenländern. Investoren ziehen ihr Geld ab - die betroffenen Staaten leiden. Die einzige Lösung: Grundlegende Reformen.

Die Finanzprobleme in vielen Schwellenländern lassen beim Internationalen Währungsfonds die Alarmglocken schrillen. Die Organisation mahnt die betroffenen Länder daher zu einer strafferen Geldpolitik und grundlegenden Wirtschaftsreformen. Der IWF kritisiert zwei Entwicklungsländer direkt: Indien und die Türkei.

Während der IWF einen gefährlichen Anstieg der Inflation in den Schwellenländern sieht, stehe Europa vor einem gegensätzlichen Problem - eine drohende Deflation, in der sinkende Preise eine Abwärtsspirale bei Konsum und Wachstum auslösen. Der Gesamtausblick für das weltweite Wachstum bleibt aber unverändert, wie der IWF in einem Bericht vor Beginn des G-20-Treffens in Australien schreibt.

Seit die US-Notenbank Federal Reserve angekündigt hat, ihre Anleihekäufe zurückzufahren, haben Investoren ihr Geld aus den Schwellenländern abgezogen. Sorgen über das Wachstum in China und verbesserte Aussichten für die Industrieländer haben den Exodus noch verstärkt. In den vergangenen Wochen kam es jedoch zu einer Beruhigung, Aktien aus den Schwellenländern haben sich wieder erholt.

Bessere Zusammenarbeit gefordert

Viele Schwellenländer mussten unter dem Pessimismus der Investoren leiden. Bei Argentinien, Türkei, Ukraine und Südafrika kamen noch politische Unruhen hinzu. "Volkswirtschaften, deren Inflation noch relativ hoch ist, oder wo die Glaubwürdigkeit der Politik fragwürdig geworden ist, müssen ihre Geldpolitik straffen", schreibt der IWF in seinem Bericht. Bereits im Januar hatte sich der Direktor der Geld- und Kapitalmarktabteilung des IWF, José Viñals, ähnlich geäußert.

"Die Stärke der Erholung und die Abwicklung der lockeren Geldpolitik in den Industrieländern wird zu strafferen externen Finanzierungskonditionen führen und könnte weitere Schübe von Volatilität in den Kapitalströmen auslösen", schreibt der IWF. Er fordert die Fed und andere Zentralbanken auf, die Geldpolitik besser zu koordinieren. "Es gibt Raum für bessere Zusammenarbeit."

In der niedrigen Inflation der Eurozone sieht der IWF eine "neue Gefahr" für die globalen Wachstumsaussichten. Der gemeinsame Währungsraum wächst nach einem langen Abschwung wieder, die Erholung verläuft jedoch nur zaghaft. "Die langfristigen Inflationserwartungen könnten sinken, was die Deflationsgefahr bei einem schweren Schock für die Wirtschaftsaktivität erhöht."

EZB soll helfen

Die Inflation ist zwar auch in anderen Industrieländern wie den USA schwach. In der Eurozone betrug die Teuerung der Verbraucherpreise im Januar jedoch nur 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist deutlich unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank von knapp unter 2 Prozent. Im Oktober, als die Inflation zuletzt so niedrig lag, reagierte die EZB mit einer überraschenden Senkung des Leitzinses auf das Rekordtief von 0,25 Prozent.

Der IWF fordert nun auch von der EZB, mehr im Kampf gegen die Deflation zu tun. Die Währungshüter sollten weitere Zinssenkungen und neue Kreditprogrammen ins Auge fassen. "Mehr geldpolitische Lockerung wird gebraucht", heißt es.

Niedrige, aber positive Inflation ist normalerweise gut für eine Volkswirtschaft. Sie schützt die Kaufkraft der Verbraucher, hält die Verschuldungskosten niedrig und gibt Unternehmen einen stabilen Rahmen für Investitionen und die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Wenn die Preise jedoch stagnieren oder fallen, fällt es Verbrauchern, Firmen und auch Regierungen schwerer, ihre Schulden abzubauen. Gewinne sinken, was Investitionen und Jobs bedroht. Die Verbraucher halten sich mit großen Anschaffungen zurück. Dieser Druck verstärkt sich, wenn die Preise dauerhaft fallen, was als Deflation bezeichnet wird. Japan kämpfte über zwei Jahrzehnte mit den verheerenden Effekten fallender Preise.

Quelle: ntv.de, William Mauldin, DJ

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