Wirtschaft

Dramatisches Gefeilsche in London Karstadt ist fast gerettet

Karstadt springt dem Teufel anscheinend doch noch von der Schippe. Die Investoren des Vermieter-Konsortiums Highstreet nicken nach harten Verhandlungen in London die Mietnachlässe ab. Damit ist der Weg für Investor Berggruen zur Karstadt-Übernahme frei. Allerdings fehlen noch ein paar Unterschriften.

Das war verdammt knapp.

Das war verdammt knapp.

(Foto: dpa)

Das monatelange Drama um die Rettung der Warenhauskette Karstadt nimmt ein gutes Ende. Investor Nicolas Berggruen überwand die letzten Hürden vor einer Übernahme der 120 Warenhäuser. Berggruen bestätigte am Abend in Berlin eine Einigung mit den Vermietern der Warenhäuser. "Alle, die Ja sagen mussten, haben Ja gesagt", sagte er. Der Milliardär Berggruen brauchte grünes Licht von den Vermietern, damit sein Kaufvertrag für Karstadt wirksam wird.

Auch das Vermieter-Konsortium Highstreet bestätigte die grundsätzliche Zustimmung seiner Gläubiger zu den von Berggruen geforderten Mietsenkungen. Ein Sprecher betonte aber, dass noch nicht alle erforderlichen Unterschriften vorlägen. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg sagte, nach seiner Kenntnis gebe es "eine ganz weitgehende Einigung zwischen dem Vermieterkonsortium und Herrn Berggruen". Die letzten Zustimmungen aus dem Kreis der Kreditgeber für Highstreet lägen ihm aber noch nicht schriftlich vor. Er freue sich, dass strittige wirtschaftliche Fragen inzwischen gelöst seien. "Aber richtig freuen kann ich mich erst, wenn die Tinte trocken ist, und das ist so noch nicht."

Highstreet, dem allein 86 Häuser gehören, und seine Geldgeber spannten Berggruen bis zum letzten Tag auf die Folter. Erst kurz vor Toresschluss einigte sich Highstreet mit einer letzten Gruppe von Geldgebern über eine Umschuldung, um die tagelang erbittert gerungen worden war.

Diese Berliner Karstadt-Mitarbeiterinnen freuen sich schon einmal.

Diese Berliner Karstadt-Mitarbeiterinnen freuen sich schon einmal.

(Foto: dpa)

Der Terminplan ist freilich eng gesteckt. Das Amtsgericht Essen will schon am Freitag entscheiden, ob der Karstadt-Insolvenzplan in Kraft treten und Deutschlands größte Warenhauskette Ende September nach 16 Monaten aus der Insolvenz entlassen werden kann.

Berggruen hatte im Juni von Görg den Zuschlag für Karstadt bekommen, feilschte aber seither mit Highstreet um Zugeständnisse bei den Mieten. Die 25.000 Mitarbeiter will Berggruen - anders als seine Mitbewerber - schonen. Eine Einigung musste dreimal verschoben werden.

Deutsche Bank wechselt die Seite

Die Hauptgesellschafter von Highstreet - Fonds von Goldman Sachs (Whitehall) und der Deutschen Bank (RREEF) - müssen wegen der geforderten Mietsenkungen wie ihre eigenen Geldgeber bei den Renditen kommender Jahre Abstriche machen. Vor allem die US-Investmentbank hatte lange Zeit auf eine gemeinsame Lösung mit den zum Verkauf stehenden Kaufhof-Warenhäusern von Metro gesetzt. Zuletzt sagte Deutsche-Bank-Vorstand Jürgen Fitschen Berggruen allerdings die Unterstützung seines Instituts zu, das unter politischen Druck geraten war.

Eine wichtige Gruppe von Gläubigern des Vermieter-Konsortiums Highstreet hatte den neuen Mietverträgen mit Berggruen nach nur einer Stunde zugestimmt und damit ein wichtiges Signal für eine Einigung mit den anderen Geldgebern gegeben. Ein Highstreet-Sprecher sagte, die Abstimmung unter den Gläubigern der zuletzt 780 Millionen Euro schweren Anleihe sei einstimmig ausgefallen. Unter anderem mit ihrem Geld und einem 850 Millionen Euro schweren Kredit der Valovis Bank hatte das Konsortium die milliardenschwere Übernahme der Warenhaus-Immobilien des Handelskonzerns Arcandor finanziert.

Goldman Sachs gegen RBS

Als schwieriger erwies sich die Einigung mit den sogenannten Mezzanine-Kreditgebern, zumeist Banken und Hedgefonds. Sie hätten mit ihrer Mischung aus Eigen- und Fremdkapital bei einer erneuten Insolvenz am meisten zu verlieren. Hier spielte unter anderem Goldman Sachs praktisch als eigener Geldgeber mit.

Aufregende Monate hinter sich: Klaus Hubert Görg (links) und Nicolas Berggruen.

Aufregende Monate hinter sich: Klaus Hubert Görg (links) und Nicolas Berggruen.

(Foto: dpa)

Vor allem die Royal Bank of Scotland sperrte sich Teilnehmern zufolge gegen Sonderrechte für Goldman. Erst am Nachmittag wurde grünes Licht gegeben. Nun fehlten nur noch die Unterschriften unter die Verträge, sagten zwei mit den Gesprächen vertraute Personen. Ohne Einigung hätte Karstadt das endgültige Aus gedroht. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg hatte bereits vorsorglich eine Sitzung des Gläubigerausschusses einberufen, um kurzfristig das Ende des Traditionskonzerns zu besiegeln. Die Sport-Kaufhäuser und die Luxus-Einkaufstempel in Berlin (KaDeWe), Hamburg (Alsterhaus) und München (Oberpolliger) hätten dann bis zum Jahresende verkauft sein sollen, der Rest bis Februar geschlossen.

Eine Offerte des - ebenfalls an Highstreet beteiligten - italienischen Warenhausunternehmers Maurizio Borletti hatte Görg als unseriös und verspätet zurückgewiesen.

Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa

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