Wirtschaft

Millionen, wo keine waren Hess muss Bilanz korrigieren

Montage von Leuchtdioden bei Hess. Nun wurde die Bilanz durchleuchtet - mit wenig erfreulichen Ergebnissen.

Montage von Leuchtdioden bei Hess. Nun wurde die Bilanz durchleuchtet - mit wenig erfreulichen Ergebnissen.

(Foto: dapd)

Eine vom Aufsichtsrat in Auftrag gegebene Untersuchung fördert deutliche Fehler in der Bilanz des angeschlagenen Leuchten-Spezialisten Hess AG zutage. Danach wurden 2011/ 2012 etliche Millionen Euro mehr verbucht, als eingenommen. Die aufgehübschten Bilanzen fallen mit dem Börsengang des Unternehmens zusammen.

Der zahlungsunfähige Leuchtenhersteller Hess hat seine Bilanz vor dem Börsengang geschönt. Umsatz und Ergebnis seien für 2011 und 2012 zu hoch ausgewiesen worden, teilte das Unternehmen aus Villingen-Schwenningen im Schwarzwald mit. Die Bilanzvorlage für 2012 sowie das erste Quartal 2013 verzögern sich.

Einer Sonderuntersuchung zufolge sei für 2011 der Umsatz um rund neun Mio. Euro sowie der Jahresüberschuss um rund sechs Mio. Euro zu hoch ausgewiesen worden, erklärte das Unternehmen. Ursprünglich hatte Hess einen Umsatz von 68,1 Mio. Euro und einen Überschuss von 1,3 Mio. genannt.

Auch für das Geschäftsjahr 2012 seien erhebliche Korrekturen notwendig. Der Umsatz wurde im vergangenen Jahr um rund 15 Mio. Euro und der Jahresüberschuss um rund neun Mio. Euro überhöht, wie Hess erklärte. Unter dem Strich falle für das vergangene Jahre ein Verlust von mindestens 15 Mio. Euro an.

Insolvenz nach Börsengang

Hess war erst im vergangenen Herbst an die Börse gegangen, knapp vier Monate nach dem Börsengang musste Hess Mitte Februar Insolvenz anmelden. Drei Wochen zuvor waren der langjährige Vorstandschef und Familienaktionär sowie Finanzchef Peter Ziegler vom Aufsichtsrat wegen möglicherweise seit 2011 geschönter Bilanzen geschasst worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die beiden Ex-Vorstände sowie weitere Manager wegen des Verdachts der Bilanzmanipulation, Kapitalanlagebetrugs sowie verschiedener Insolvenz-Delikte. Den Verdacht der Bilanzfälschung hatte Christoph Hess als nicht nachvollziehbar zurückgewiesen.

Die Familie des Firmengründers Willi Hess hatte bei dem rund 36 Mio. Euro schweren Börsengang Kasse gemacht, der Finanzinvestor Holland Private Equity hatte als zweiter Großaktionär seinen Anteil beim Gang auf das Parkett reduziert. Die beim Börsengang federführende Bank LBBW erstattete inzwischen Strafanzeige und fühlt sich betrogen.

Hess ließ bislang offen, wann die korrigierten Bilanzen vorgelegt werden. Zunächst müsse der Jahresabschluss 2011 neu aufgestellt werden. Erst dann könne mit der Prüfung und Erstellung des Jahresabschlusses 2012 begonnen werden. Hess werde nicht in der Lage sein, den Jahresabschluss sowie den Geschäftsbericht für 2012 innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist zu erstellen und zu veröffentlichen. Auch der Bericht zum 1. Quartal 2013 werde sich auf unbestimmte Zeit verschieben.

Quelle: ntv.de, sla/rts

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