Wirtschaft

Währungsturbulenzen und schwacher Ausblick Henkel ist stärkster Dax-Verlierer

Eine der wichtigsten Marken des Henkel-Konzerns: Persil

Eine der wichtigsten Marken des Henkel-Konzerns: Persil

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Umsatzrückgang und ein Ergebniswachstum - damit wartet Henkel im abgelaufenen Jahr auf. Der Ausblick bleibt aber verhalten. Einzig bei der Dividende überrascht der Konsumgüterkonzern. Den Anlegern reicht das nicht.

Niedrigere Rohstoffpreise und Kosteneinsparungen haben Henkel im abgelaufenen Geschäftsjahr zwar einen Gewinnzuwachs beschert, allerdings rechnet der Konsumgüterkonzern 2014 nur mit einem minimalen Anstieg seiner Gewinnmarge. "Das wirtschaftliche Umfeld bleibt schwierig", räumte Konzernchef Kasper Rorsted ein. "Insbesondere der Einfluss negativer Wechselkurseffekte wird vor allem im ersten Halbjahr weiter spürbar sein."

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Der Hersteller von Persil- und Schwarzkopf-Produkten erwartet im laufenden Jahr die bereinigte Ebit-Marge bei etwa 15,5 Prozent - 2013 stieg die Marge auf 15,4 Prozent. Die Nachrichten kamen an der Börse nicht gut an: Die Henkel-Aktie verbilligte sich um zeitweise mehr als 5 Prozent auf rund 80 Euro und bildete damit das Dax-Schlusslicht.

Daran änderte auch eine deutlich angehobene Dividende nichts. Der Dax-Konzern will den Aktionären eine Dividende von 1,22 Euro je Vorzugsaktie zahlen, was 28,4 Prozent mehr bedeutet als im Vorjahr. Je Stammaktie sollen 1,20 Euro ausgeschüttet werden, ein Plus von 29 Prozent. Die Ausschüttungsquote würde damit bei 30 Prozent liegen.

Schwellenland-Problem

Rorsted hatte in den vergangenen Jahren auf eine rasche Expansion in den Schwelleländern Asiens und Südamerikas gesetzt und Henkel damit auf immer neue Rekordwerte getrieben. 2016 soll gut die Hälfte des Umsatzes in Schwellenländern eingefahren werden. Gleichzeitig hatte er die Kosten gedrückt - die Gewinne stiegen, 2013 schoss der bereinigte betriebliche Gewinn (Ebit) um 7,8 Prozent auf 2,335 Milliarden Euro, der Überschuss nach Anteilen Dritter kletterte auf 1,589 (1,48) Milliarden Euro. Zudem ist Henkel schuldenfrei - Rorsted wies eine Nettogeldanlage von 959 Millionen Euro aus.

Doch nun fließt massiv Kapital aus den Schwellenländern ab, viele Währungen wie der argentinische Peso, die türkische Lira oder der russische Rubel verlieren gegenüber Euro und Dollar deutlich an Wert. Branchenprimus Procter & Gamble (P&G) hatte dies bereits zu spüren bekommen und musste als einer der ersten Großkonzerne sogar seine Geschäftsziele kappen. Beim Konkurrenten Beiersdorf stiegen die Umsätze 2013 wegen des starken Euro zudem weniger stark an als erwartet. Die Aufwertung der Gemeinschaftswährung setzt vielen Firmen zu, weil bei Umsätzen aus Ländern mit einer schwachen Währung nach der Umrechnung in Euro weniger bei ihnen hängen bleibt. Um das auszugleichen, müssten die Unternehmen ihre Preise im Ausland erhöhen, was wiederum zu Nachteilen im Wettbewerb führen würde.

Zurückhaltender Ausblick

Der Henkel-Chef erwartet nun einen organisches Umsatzwachstum von drei bis fünf Prozent - und dabei soll der Anteil der Schwellenländer weiter zulegen. Neben der Ebit-Marge von etwa 15,5 Prozent rechnet Rorsted zudem mit einem Anstieg des bereinigten Ergebnisses je Vorzugsaktie im einstelligen Bereich. Nach Ansicht von DZ-Bank-Analyst Herbert Sturm war der vorsichtige Ausblick angesichts der Unsicherheiten um die Währungsentwicklung zu erwarten gewesen. Doch sei der Dax-Konzern insgesamt weiter in der Spur. 

Im vierten Quartal sank der Umsatz um 3,7 Prozent auf 3,85 Milliarden Euro. Das bereinigte Ebit stieg indes um 7,5 Prozent auf 584 Millionen Euro, während der Überschuss nach Anteilen Dritter auf 320 (Vorjahr: 335) Millionen Euro schrumpfte. Der Umsatz lag damit unter den Analystenschätzungen. Die Aktionäre profitieren von den im Vorjahr steigenden Gewinnen: Für 2013 sollen sie eine Dividende je Vorzugsaktie von 1,22 (Vorjahr: 0,95) Euro und 1,20 (0,93) Euro je Stammaktie.

Rorsted, der im April 2008 auf den Chefposten bei Henkel vorgerückt war, hatte das Unternehmen in den vergangenen Jahren auf Profit getrimmt. 2009 hatte Henkel noch mehr als 51.000 Menschen beschäftigt, Ende Dezember 2013 waren es noch etwa 46.800 Personen. Die bereinigte Ebit-Marge war von zehn Prozent im Jahr 2009 auf 15,4 Prozent gestiegen. Der gebürtige Däne hatte unter anderem den Marken-Dschungel im Henkel-Reich gelichtet und das Wachstum in den Schwellenländern angekurbelt. Der Konzern sei nun für Zukäufe gerüstet, hatte er in der Vergangenheit immer wieder unterstrichen.

Analysten nicht zufrieden

Von einer leichten Enttäuschung sprach ein Marktteilnehmer bei Henkel. Zwar liege das bereinigte Ebit leicht über den Erwartungen. Auch die Dividende von 1,22 Euro übertreffe die Schätzungen um 15 Cent. Beim Umsatz hat Henkel die Schätzungen aber verfehlt. "Die Zahlen zeigen, dass vermutlich auch Henkel unzureichend gegen die Euro-Stärke gehedgt ist", sagte der Marktteilnehmer. Dass der Reingewinn deutlich geringer ausgefallen sei als erwartet, liege vermutlich entweder an unerwartet hohen Steuern, an Anteilen Dritter oder an einem enttäuschenden Finanzergebnis.

Hohe Aufwendungen hätten bei Henkel zu einem enttäuschenden Ebit und Reingewinn geführt, sagte Heino Ruland von Ruland Research. "Während das bereinigte Ebit davon profitiert hat, ist der Nettogewinn deutlich gedrückt", sagt Ruland. Er empfiehlt die Aktie zum Verkauf bei einem Fairen Wert von 67,60 Euro.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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