Wirtschaft

Pfandhäuser haben Hochkonjunktur Griechen verscheuern Schmuck

Eine halbe Millionen Griechen leben in einem Haushalt, der kein Einkommen hat, weil alle Familienmitglieder arbeitslos sind.

Eine halbe Millionen Griechen leben in einem Haushalt, der kein Einkommen hat, weil alle Familienmitglieder arbeitslos sind.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zeitgleich mit den Beteuerungen der griechischen Zentralbank, der Konjunktur des Landes gehe es besser, wartet das Finanzministerium mit ganz anderen Zahlen auf. Sie werfen ein grelles Schlaglicht auf den Zustand der griechischen Gesellschaft. Dem Land steht eine neue Streikwelle bevor.

Griechenlands Notenbankchef Giorgos Provopoulos sieht bereits das Ende der Krise in Griechenland nahen. Das Schlimmste sei vorbei "Wir können optimistischer sein", sagte er in einem Zeitungsinterview. Diesen Optimismus können leider nicht alle Greichen teilen. Die Kehrseite der Medaille zeigen die jüngsten Zahlen des Finanzministeriums, die belegen,dass viel Griechen die nackte Existenznot plagt. So hat die schwere Finanzkrise zu ein regelrechtes Aufblühen der Pfandhaus-Branche nach sich gezogen. Offiziellen Zahlen zufolge hat sich deren Zahl seit 2010 verneunfacht. Damals gab es 81 Pfandleiher, heute sind es 750.

"Sie schießen aus dem Boden. Die Menschen verscheuern ihren Schmuck", bestätigte Nikos Syllas, Besitzer eines alten Pfandhauses in der Athener Innenstadt. So etwas habe er noch nie erlebt. Nur in Kriegszeiten hätte es so etwas gegeben.

Wegen der erhöhten Steuern und der drastischen Kürzung der Renten, Pensionen und Gehälter können viele Griechen ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen und trennen sich vom Familienschmuck.

Pfandleiher im Zwielicht

Die Steuerfahndung hat unterdessen festgestellt, dass 58 Prozent der Pfandleiher Steuern hinterziehen. Zudem wurde nach der Kontrolle der Pfandscheine festgestellt, dass es viele Kunden gar nicht gibt.

Dies führe auf Hehlertätigkeiten zurück, hieß es. In einem Fall wurde ein Pfandhaus im Zentrum Athens entdeckt, dessen Besitzer 135 Kilogramm Gold und 750 Kilogramm Silber geschmolzen und das Edelmetall ins Ausland verschafft hatten, berichtete die griechische Presse. Es wird vermutet, dass die Edelmetalle aus Diebstählen stammen.

Neue Streikwelle in Griechenland

Die Wut der Griechen über das harte Sparprogramm der Regierung erreicht unterdessen wieder die Straße. Wegen Personalmangels und erheblichen Kürzungen soll es am Donnerstag und Freitag zu einer erneuten Streikwelle kommen. Betroffen werden vor allem der Bereich Gesundheitswesen und Fährverkehr sein.

Die griechischen Ärzte werden am Donnerstag für 24 Stunden nur Notfälle behandeln. "Uns fehlen 6000 Krankenhausärzte", hieß es unter anderem in einer Erklärung des Ärzteverbandes der griechischen Hauptstadt am Mittwochmorgen. Der Staat habe kein Geld, um neue Ärzte einzustellen. "Das Personal ist überfordert", sagte der Arzt Giorgos Tagaris aus der griechischen Hafenstadt Patras.

Auch die Praxisärzte wollen am Donnerstag und Freitag nur noch gegen Barzahlung Patienten untersuchen. Die staatliche Krankenkasse EOPYY habe sie seit mehr als zwei Monaten  nicht mehr bezahlt.

Am Donnerstag werde es in Athen keine Busse geben und die staatliche Eisenbahn OSE solle nicht fahren. Zudem werde keine Fähre aus Piräus zu den Inseln der Ägäis auslaufen, teilte die Seeleutegewerkschaft mit. Die Seeleute, die bei den Fähren beschäftigt sind, protestieren gegen erhöhte Steuern und hohe Arbeitslosigkeit.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa

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