Wirtschaft

Rohstoffindizes schichten um Gold stiehlt Aktien die Schau

Asiaten stehen auf physisches Gold. Hier ein verzierter Helm aus dem rumänischen Nationalmuseum in Bukarest.

Asiaten stehen auf physisches Gold. Hier ein verzierter Helm aus dem rumänischen Nationalmuseum in Bukarest.

(Foto: REUTERS)

Im vergangenen Jahr hat Gold deutlich an Glanz verloren. Zum Jahresauftakt scheint sich das Blatt zu wenden. Während die Aktienmärkte schwächeln, legt der Goldpreis zu. Ist das der neue Trend? Auf jeden Fall hat der Preisanstieg seine Gründe.

Den Jahresstart hatten sich viele Anleger wohl anders vorgestellt: Während die allerorts empfohlenen Aktien weltweit unter Druck geraten, gewinnt Gold zumindest einen kleinen Schimmer des alten Glanzes zurück. Nach dem Wertverluste von 28 Prozent im vergangenen Jahr kommt das für manchen überraschend. Ist das ein Signal für das Gesamtjahr?

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 2.299,95

Zunächst die Fakten: Zuletzt stieg der Goldpreis in der Tagesspitze auf gut 1232 US-Dollar. Noch am Silvestertag wurde die Feinunze im Tief mit 1182 US-Dollar gehandelt. Das entspricht einem Plus von immerhin 4,2 Prozent. Und der Schlusskurs vom Donnerstag war mit 1225 US-Dollar der höchste seit dem 18. Dezember. Andere Edelmetalle wie Silber und Platin folgen dem Trend.

Rohstoffindizes ändern Gewichtung

Bei den Aktien lief es weltweit genau anders herum. Die "negative Korrelation" zwischen Aktien und Gold war während des vergangenen Jahres markant: Aktien rauf, Gold runter. Und genau so scheint es nun - zumindest zwischenzeitlich - in die andere Richtung zu gehen. "Steigende Edelmetallpreise in Reaktion auf Verluste bei Aktien könnten einen Trend für 2014 setzen", wagen die Experten bei HSBC Securities eine vorsichtige Prognose.

Auf der Suche nach den mutmaßlichen Gründen findet sich durchaus Handfestes, wie etwa die Neuausrichtung zweier wichtiger Rohstoffindizes. Sowohl der Standard & Poor's Goldman Sachs Commodities Index als auch der Dow Jones UBS Commodities Index haben die jeweilige Gewichtung von Gold und Silber für 2014 gegenüber dem Vorjahr angehoben.

Fonds, die diese Indizes abbilden, müssen ihre Bestände entsprechend nach oben fahren. Experten schätzen, dass allein der neue Zuschnitt dieser beiden Indizes Käufe von 1,5 bis 1,8 Millionen Unzen Gold sowie 50 Millionen Unzen Silber nach sich ziehen werden.

In jedem Fall gab es am ersten Handelstag des Jahres erhebliche Zuflüsse in Gold. Graham Leighton, Edelmetallhändler bei Marex Spectron, verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass ohnehin regelmäßig zu jedem Monatsbeginn eine erhöhte Aktivität der Portfolio-Manager zu beobachten sei, erst recht zu Beginn eines neuen Jahres.

Steigende Nachfrage aus China

Unterdessen beobachten Teilnehmer eine robuste Nachfrage vor allem aus China. Während der Handel mit anderen Vermögenswerten noch von geringen Volumen geprägt sei, berichteten Händler in Hongkong von kräftigem Kaufinteresse in Gold. Solche Aussagen hätten die Stimmung für das Edelmetall noch verbessert und damit das Interesse noch weiter verstärkt, sagt Joyce Liu, die als Investmentanalystin bei Phillip Futures arbeitet. Ohnehin kauften die Chinesen gerne Gold, wenn sich das Mond-Neujahrsfest nähere - 2014 steht dieser Termin im Februar an.

Vor allem das physische Gold interessiert die Asiaten. Sie wollen Barren und Münzen in ihren Händen halten. Christopher Wood, ein Goldhändler bei CLSA, sagt, Gold bewege sich aktuell von westlichen Investoren hin zu asiatischen und damit gleichzeitig weg vom "Papiergold" - in Form von börsengehandelten Fonds (ETFs) - hin zu physischem Gold.

Möglicherweise wollten sich asiatische Käufer mit dem Gold vor einem Anziehen der heimischen Inflation schützen, heißt es am Markt. Denkbar sei aber auch, dass einige Akteure die gesunkenen Preise nutzten, um sich mit Goldschmuck einzudecken. Bereits 2013, als der Goldpreis massiv unter Druck stand, hätten asiatische Käufer verstärkt zugelangt.

Rückenwind durch Bitcoin-Absturz

Julian Jessop von Capital Economics sagt, verglichen mit anderen Anlageklassen sehe Gold attraktiv aus. Er erinnert auch an die Bitcoin-Blase, aus der gerade wieder viel Luft entwichen ist, was Edelmetallen in den Augen mancher Investoren gerade auch aus China neue Attraktivität verleihe.

Naturgemäß herrscht keine Einigkeit über die Zukunft des Goldpreises. Mit dem Bruch der Marke von 1228 US-Dollar erwartet Peter Hug von Kitco Metals auf kurze Sicht mögliche Programmkäufe bis 1238 US-Dollar. Joyce Liu errechnet den nächsten Widerstand für Gold bei 1244 US-Dollar, was möglicherweise bereits noch vor dem Wochenende erreicht werden könne. Auf mittlere Sicht rät sie aber von Gold ab. Julian Jessop sieht dagegen viel Raum für eine Erholung im Lauf des Jahres 2014, ohne ein konkretes Ziel zu nennen.

Technisch orientierte Teilnehmer halten einen Anstieg in den kommenden Tagen bis auf 1251 US-Dollar für denkbar. Sollte die Stimmung weiter gut bleiben, könnte es bald in Richtung 1267 US-Dollar gehen, danach käme die Marke von 1294 US-Dollar in den Blick. Sollte es dagegen einen Tagesschluss unter 1180,50 US-Dollar geben, wäre es wohl mit der Rally erst einmal vorbei, mutmaßen sie.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ

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