Wirtschaft

Der unbekannte Schweizer Riese Glencore plant Milliarden-IPO

Glencore ist ein Schweizer Konzern, noch weitgehend unbekannt und in Privatbesitz. Glencore ist aber auch am Umsatz gemessen größer als Nestle, Novartis oder UBS. Und Glencore will an die Börse. Es könnte eines der größten IPOs der europäischen Wirtschaftsgeschichte werden.

Kupferhütten befeuern das Geschäft des Rohstoffhändlers Glencore.

Kupferhütten befeuern das Geschäft des Rohstoffhändlers Glencore.

(Foto: REUTERS)

Etwas wirklich Großes reift in der Schweiz heran: Der führende Rohstoffhändler der Welt, Glencore, will mit seinem bevorstehenden Börsengang bis zu 12,1 Mrd. Dollar einnehmen. Dies geht aus Reuters vorliegenden Unterlagen zum Börsengang hervor. Das Schweizer Unternehmen will nach eigenen Angaben im Mai 15 bis 20 Prozent der Unternehmensanteile an die Börse bringen

Der Börsengang in der britischen Hauptstadt solle bis zu 8,8 Mrd. Dollar erbringen, derjenige in Hongkong bis zu 2,2 Mrd. Dollar. Damit wäre der Börsengang einer der größten in der europäischen Wirtschaftsgeschichte. Ein IPO würde den Schweizern dabei helfen, kapitalkräftige asiatische Investoren - darunter Staatsfonds in China, Südkorea und Singapur - zu gewinnen. Der Wert von Glencore wird von Experten auf bis zu 60 Mrd. Dollar beziffert.

Größtes Schweizer Unternehmen

Ein Blick auf den Glencore-Hauptsitz im schweizerischen Baar nahe Zürich

Ein Blick auf den Glencore-Hauptsitz im schweizerischen Baar nahe Zürich

(Foto: REUTERS)

Im vergangenen Jahr verdiente das als verschwiegen geltende Unternehmen netto 3,8 Mrd. Dollar und damit 40 Prozent mehr als im Krisenjahr 2009. Der Umsatz des in Privatbesitz befindlichen Konzerns legte um mehr als ein Drittel auf 145 Mrd. Dollar zu.

Daran gemessen ist das bislang weitgehend unbekannte, aber enorm einflussreiche Unternehmen der größte Konzern der Schweiz - noch vor dem Lebensmittelriesen Nestle, dem Pharmakonzern Novartis und der Großbank UBS. Auch im laufenden Jahr rechnet Glencore mit florierenden Geschäften.

Global Player

Das 1974 vom Schweizer Rohstoffhändler Marc Rich gegründete Vorgänger-Unternehmen wurde vor 20 Jahren in Glencore (Global Energy Commodity and Resources) umbenannt. Hintergrund war eine Fehlspekulation, nach der Rich seine Firma aufgeben musste. Sie wurde im Zuge einer klassischen Managerübernahme umgewandelt in ein Partnerschaftsmodell. Der deutsche Rohstoffspezialist Willy Strothotte sprang ein und gab dem Unternehmen den neuen Namen.

Unabhängig von den Ölmultis

Der Journalist Daniel Ammann, der Rich in seinem Buch "King of Oil" beschreibt, spricht von einem "Jahrhundert-Händler", der zusammen mit seinen Partnern das Kartell der Ölmultis zerschlagen habe. Er will Rich nicht als "Ausbeuter der Dritten Welt" sehen, als der er vielfach geschildert wurde. Vielmehr habe der Händler, auf dessen Fundamente sich noch immer das Geschäftsmodell von Glencore gründet, es vielen Ländern erst ermöglicht, ihre Ressourcen selbst zu vermarkten - und nicht mehr von den Multis abhängig zu sein.

Das Unternehmen ist streng hierarchisch aufgebaut, es hat einen inneren Zirkel von etwa 13 Managern. Geleitet wird es von dem geborenen Südafrikaner Ivan Glasenberg.

Führend in vielen Bereichen

Gehandelt wird mit rund 90 Rohstoffen. Bei den Metallen ist Glencore laut "NZZ" bei Zink, Kupfer, Blei und Aluminium der größte Händler. Aber auch mit Erdöl und Kokskohle sowie Getreide, Baumwolle und Zucker wird gehandelt.

Glencore hat auf der ganzen Welt Bergwerke, Raffinerien, Eisenhütten und Weizensilos oder ist zumindest an ihnen beteiligt. Diese Industriegüter steuerten im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte zum Gesamtgewinn des Konzerns bei.

Glencore ist außerdem noch an mehreren börsennotierten Konzernen beteiligt. Allein sein 34-prozentiger Anteil an dem schweizerisch-britischen Bergbaukonzern Xstrata ist derzeit mehr als 22 Mrd. Dollar wert. Glencore ist auch ein indirekter Anteilseigner des russischen Aluminiumkonzerns Rusal,

Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa

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