Wirtschaft

Größte Handelsplattform für Futures Gerüchte um Börsenfusion

"Die Deutsche Börse AG befindet sich nicht in Verhandlungen."

"Die Deutsche Börse AG befindet sich nicht in Verhandlungen."

(Foto: REUTERS)

Für den deutschen Aktienmarkt wäre es ein epochaler Zusammenschluss, von einschneidender Bedeutung: Doch nach heftigen Kursausschlägen sieht sich die Deutsche Börse zu einem Dementi gezwungen - der große transatlantische Zusammenschluss mit der Chicagoer CME fällt aus. Dennoch ist die Anlegerfantasie geweckt.

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Spekulationen über eine Fusion der Deutschen Börse mit der größten Futures-Börse der USA haben die Fantasie der Anleger zum Wochenstart angefeuert. Deutsche-Börse-Aktien machten einen Kurssprung um mehr als 10 Prozent, der aber wieder rasch ein Ende fand. Der Dax-Konzern teilte mit, sich nicht in Verhandlungen mit der Chicagoer CME Group über einen Zusammenschluss zu befinden. Der Frankfurter Börsenbetreiber setze seinen Schwerpunkt weiter auf organisches Wachstum.

Die Mitteilung folgte auf einen Bericht der Agentur Bloomberg. Diese hatte berichtet, dass die amerikanische Futures-Börse an die Frankfurter herangetreten sei, um in Gespräche über einen Zusammenschluss einzusteigen.

Eine Fusion der beiden Börsenbetreiber würde die größten Handelsplätze für Futures der USA und Europas kombinieren. CME hat derzeit einen Börsenwert von 19,4 Mrd. Dollar (rund 14,6 Mrd. Euro), die Marktkapitalisierung der Deutschen Börse AG lag zuletzt bei rund 9 Mrd. Euro.

Probleme aller Orten

Analysten hatten allerdings sofort zurückhaltend auf die Spekulationen reagiert, da in der Vergangenheit bereits verschiedene Pläne für Zusammenschlüsse mit anderen Börsen am politischen Widerstand der jeweiligen Regierungen gescheitert waren. "Wer kann es wollen, dass der deutsche Aktienhandel künftig in Chicago bestimmt wird?", fragt etwa Dirk Becker von Kepler Capital Markets und gab damit den Bedenken vieler Marktteilnehmer Ausdruck. Das Funktionieren der gesamten Volkswirtschaft sei auf funktionierende Finanzmärkte angewiesen. "Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, dass die Politik eine solche Transaktion für genehmigungsfähig hält", sagt Kepler, obgleich er eine Fusion an und für sich durchaus als sinnvoll erachtet.

Die Börse Euronext könne als Negativbeispiel für einen transatlantischen Deal gelten. Nach ihrem Zusammengehen mit der New York Stock Exchange (NYSE) und deren Übernahme durch die Intercontinental Exchange (ICE) befindet sich die Pariser Börse nun in der Hand eines Börsenbetreibers, der am Aktiengeschäft in Europa kein Interesse mehr hat. Auch die CME dürfte nicht am Aktienhandel der Deutschen Börse interessiert sein. Den Amerikanern dürfte es vor allem um das Derivategeschäft Eurex gehen, sagte der Analyst.

Die Konsolidierung in der Börsenlandschaft hatte in den vergangenen Jahren erheblich an Tempo gewonnen. Dabei waren aber nicht alle Pläne auch aufgegangen. So war die Deutsche Börse mit ihrem Vorhaben gescheitert, mit der NYSE Euronext zu fusionieren. Der Grund waren Wettbewerbsbedenken der Kartellwächter in Europa.

In Asien liegt die Zukunft

Die EU-Kommission hatte im vergangenen Jahr aus Sorge vor einer zu starken Position der Börse den Fusionsbemühungen mit der NYSE Euronext einen Riegel vorgeschoben. Die Wettbewerbsbehörde befürchtete eine marktbeherrschende Stellung, die beide Fusionspartner beim börsengebundenen Derivatehandel in Europa einnehmen würden.

Börsenchef Reto Francioni hatte danach mehrfach betont, sich auf Asien konzentrieren zu wollen. Zunächst will er mit der Deutschen Börse dort aus eigener Kraft wachsen, im Einzelfall soll dies auch durch Kooperationen ergänzt werden. An Fusionen denke er derzeit jedenfalls nicht, hatte der Manager erst vergangene Woche gesagt.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa

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