Wirtschaft

Liberty Reserve - Währung der Gauner? Geldwäschering der Superlative aufgedeckt

US-Staatsanwalt Preet Bharara spricht von der "wohl größten Geldwäsche aller Zeiten".

US-Staatsanwalt Preet Bharara spricht von der "wohl größten Geldwäsche aller Zeiten".

(Foto: REUTERS)

US-Ermittler sind wohl einem der größten Fälle von Geldwäsche auf der Spur. Über einen Online-Bezahldienst sollen bis zu sechs Milliarden US-Dollar aus kriminellen Geschäften in den Wirtschaftskreislauf geschleust worden sein. Fünf Verdächtige wurden festgenommen. Ihnen drohen hohe Haftstrafen

Es ist ein undurchsichtiges System gewesen, ohne Spuren zu hinterlassen: Und offenbar war genau dies gewollt. In einer international koordinierten Aktion gegen Cyber-Kriminalität haben US-Ermittler einen weltweit agierenden mutmaßlichen Geldwäschering gesprengt.  Über das Internet-Bezahlsystem aus Costa Rica, Liberty Reserve, seien mehr als 6 Mrd. Dollar (4,7 Mrd. Euro) aus kriminellen Geschäften geflossen, teilte die federführende New Yorker Staatsanwaltschaft mit. Die Ermittler sprachen von der "Bank der Wahl für die kriminelle Unterwelt".

Über das System sind der Staatsanwaltschaft zufolge anonym und nicht nachverfolgbar Finanztransaktionen abgewickelt worden. Die Gelder sollen aus Kreditkarten- und Anlagebetrug, Identitätsklau, Computereinbrüchen, Kinderpornografie und Drogenhandel stammen. Die Behörden haben den Dienst bereits dichtgemacht. Gleichzeitig griffen sie auf mehrere Dutzend Bankkonten weltweit zu. Der Gründer der Plattform Arthur B. war bereits vergangenen Freitag in Spanien festgenommen worden.

Extra-Gebühr für Verschwiegenheit erhoben

Mithilfe von Liberty Reserve wurden die Gelder durch das Internet geschickt, ohne Spuren zu hinterlassen. In einem ersten Schritt eröffneten die Nutzer bei dem Unternehmen ein Konto. Die ohnehin nur spärlich abgefragten Informationen - Name, Geburtstag und Mailadresse - seien dabei nicht überprüft worden. Dann konnte mit Bargeld die Währung "LR" gekauft und zwischen den Nutzern hin und her geschoben werden. Dafür kassierte das Unternehmen ein Prozent Gebühr - und weitere 0,75 Prozent für seine Verschwiegenheit.

Über Dritte ließ sich "LR" dann wieder in Bargeld tauschen - denn sie ermöglichten erneut den Zugang zu eher herkömmlichen Bezahlsystemen. Insgesamt unterhielt Liberty Reserve Beziehungen zu 35 Drittparteien. Einige von ihnen überwiesen Geld beispielsweise über den Ebay-Bezahldienst PayPal oder Kreditkartenfirmen wie Visa, Mastercard und American Express. Auch dabei mussten die Liberty-Reserve-Kontonummern nicht offengelegt werden. PayPal teilte mit, in den vergangenen fünf Jahren keine Transaktionen erlaubt zu haben, an denen Liberty Reserve beteiligt war.

Insgesamt wurden laut den Behörden jährlich etwa zwölf Millionen Transaktionen abgewickelt. Unter dem Strich soll das Unternehmen mindestens 55 Millionen illegale Transaktionen für mehr als eine Million Nutzer durchgeführt haben. Allein 200.000 von ihnen leben in den USA. Das alles sei jenseits staatlicher Regulierung geschehen. Damit habe Liberty Reserve weltweit kriminelle Machenschaften erleichtert, hieß es.

"Größte Geldwäsche-Ermittlungen aller Zeiten"

Liberty Reserve sei zur "Drehscheibe der Cyberkriminalität weltweit".  US-Staatsanwalt Preet Bharara sagte in Anspielung auf den Namen der digitalen Währung: "Die einzige Freiheit, die Liberty Reserve seinen Nutzern gab, war die Freiheit, Verbrechen zu begehen." Die Internetseite von Liberty Reserve wurde geschlossen.

An den Ermittlungen sind den Angaben zufolge die Justizbehörden von 17 Ländern beteiligt - Deutschland ist nicht dabei. Es handle sich um die wohl "größten Geldwäsche-Ermittlungen aller Zeiten", erklärte das Büro der Staatsanwaltschaft. Neben Firmengründer Arthur B. seien fünf Mitarbeiter von Liberty Reserve in Spanien, Costa Rica und in den USA verhaftet worden, hieß es. Zwei weitere Verantwortliche würden noch in Costa Rica gesucht.

Der 39-jährige Firmengründer ist den Angaben zufolge ein früherer US-Bürger, der später die Staatsbürgerschaft von Costa Rica annahm. Ihm und seinen vier Partnern, die zwischen 27 und 46 Jahren alt sind, drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren wegen Verschwörung zur Geldwäsche. Zwei weitere Beschuldigte sind in Costa Rica noch auf freiem Fuß.

Die dortigen Behörden hatten bereits seit 2009 ein Auge auf Liberty Reserve geworfen. Ihnen sei dann aber ein harmloser Dienst mit kleinem Transaktionsvolumen vorgegaukelt worden, hieß es weiter.

Virtuelle Währungen haben in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Unter anderem nutzen Spieler von Video-Games solche Schöpfungen, um virtuelle Güter, die in den jeweiligen Spielen wichtig sind, zu handeln. Die Behörden müssen aber stets prüfen, ob dabei nicht illegale Gelder gewaschen werden.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa/AFP

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