Wirtschaft

Winterwetter als Konjunkturrisiko? Frost-Faktor drosselt US-Industrie

Sonnenaufgang über Manhattan: Die Nacht auf den Valentinstag brachte der US-Ostküste reichlich Neuschnee.

Sonnenaufgang über Manhattan: Die Nacht auf den Valentinstag brachte der US-Ostküste reichlich Neuschnee.

(Foto: REUTERS)

Mit Schnee und anhaltender Kälte hält der Winter die US-Wirtschaft fest im Griff. Die Auswirkungen der ungewöhnlichen Witterung machen sich mittlerweile an verschiedenen Stellen bemerkbar. Die Industrieproduktion fällt, ein Suppenhersteller feiert.

Ein beruhigendes Signal vorweg: Wie kurz vor dem Wochenende bekannt wurde, bleibt das Konsumklima in den Vereinigten Staaten trotz des strengen Winters bislang noch ungetrübt. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen verharrt im Februar ersten Berechnungen zufolge auf dem Vormonatswert von 81,2 Punkten.

Berechnet wird dieser richtungsweisende Konjunkturindikator von Thomson Reuters in Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Michigan. Schätzungen zufolge gehen mehr als zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung auf den Konsum zurück. Entsprechend viel Gewicht messen Analysten und Großanleger der Wirtschaftsstimmung bei.

Im Vorfeld befragte Ökonomen hatten beim Verbrauchervertrauen mit einem Rückgang auf 80,6 Punkte gerechnet. Damit fiel das viel beachtete Konjunktursignal - zumindest in der vorläufigen Berechnung - besser aus als erwartet. Die US-Bürger bleiben mit Blick auf ihre Einkommensaussichten optimistisch. Ihre aktuelle finanzielle Situation schätzen sie allerdings skeptischer ein als zuvor.

Campbell Soup Company
Campbell Soup Company 42,42

Umfrageleiter Richard Curtin rechnet damit, dass auch hohe Heizungsrechnungen den Verbrauchern noch zusetzen werden. Im Januar hinderten zudem Eis, Schnee und klirrende Kälte viele Amerikaner an ausgiebigen Einkäufen. Die Umsätze der Einzelhändler gingen sichtlich zurück. Erwartet wird, dass die Mehrausgaben für Strom und Heizöl die übrigen Konsumausgaben schmälern werden.

Froststarre erfasst die Industrie

Abgesehen vom US-Konsum treten die konjunkturellen Folgen der ungewöhnlich scharfen Witterungsverhältnisse mittlerweile allerdings auch an anderer Stelle offen zutage: Die US-Industrie musste zu Jahresbeginn dem harten Winter Tribut zollen. Die Kennzahlen aus der Produktion gingen überraschend stark zurück.

Die Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe drosselten die Fertigung im Januar im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Prozent, wie die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) mitteilte. Dies ist der stärkste Einbruch seit Mai 2009. Im gesamten Verarbeitenden Gewerbe wurde der Ausstoß um 0,3 Prozent verringert. Während die Industrieunternehmen mit den Folgen des Winterwetters ringen, konnten die Versorger von der Kältewelle offenbar profitierten: Sie steigerten ihre Leistung um 4,1 Prozent.

"Wachstumssorgen übereilt"

Insgesamt belegen die Daten, dass die Industrie-Unternehmen ihre Maschinen und Anlagen zum Jahresende hin nicht mehr ganz so stark auslasten konnten. Die Kapazitätsauslastung fiel auf 78,5 Prozent. Die schwachen Industriesignale bestätigen nach Ansicht von Beobachtern den zähen Jahresauftakt der US-Wirtschaft: Am Arbeitsmarkt machten Beobachter die Kältewelle bereits im Dezember und Januar für die enttäuschende Daten aus dem offiziellen Job-Report verantwortlich.

Ökonom Johannes Jander von der Helaba sieht den Aufschwung in den USA trotz allem nicht in Gefahr: "Die unter den Erwartungen liegenden Januarwerte dürften in erster Linie auf die extremen Witterungsbedingungen im Januar zurückzuführen sein", sagte er mit Blick auf die schwachen Industriedaten. "Wachstumssorgen wären vor diesem Hintergrund übereilt."

Suppen-Nachfrage zieht an

An ganz andere Stelle wirken sich die saisonalen Sondereffekte sogar wirtschaftsfördernd aus: Das kalte Winterwetter beschert dem weltgrößten Suppenhersteller Campbell gute Geschäfte. Die US-Amerikaner griffen von Oktober bis Dezember deutlich häufiger zu den Produkten des US-Konzerns, hieß es.

Der Gewinn kletterte um mehr als zwei Drittel auf 325 Millionen Dollar, wie Campbell vor dem Wochenende bekanntgab. Neben Suppen landeten auch die Cracker und Kekse der Marke "Goldfish", "Prego"-Pastasaucen und Baby-Nahrung von Plum Organics häufiger in den Einkaufswagen. Womöglich verbringen frostgeplagte US-Konsumenten mehr Zeit auf dem heimischen Sofa und damit in Reichweite von Küche und Herd.

Bei Campbell legte der Umsatz im zweiten Geschäftsquartal um knapp 6 Prozent auf 2,28 Milliarden Dollar zu. Die Campbell-Aktie war zum Auftakt an der Wall Street gefragt. Die "Suppen-Aktie" lag zeitweise rund 4 Prozent im Plus. In Deutschland ist Campbell für Marken wie "Erasco" und "Heiße Tasse" bekannt. Weltweit berühmt wurde Campbell durch den Künstler Andy Warhol, der die Konserven des Konzerns auf Gemälden verewigte.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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