Wirtschaft

Alle Großen mischten mit Festnahme im Paschi-Skandal

Der Welt älteste und Italiens drittgrößte Bank, Monte dei Paschi, versinkt im Korruptionssumpf.

Der Welt älteste und Italiens drittgrößte Bank, Monte dei Paschi, versinkt im Korruptionssumpf.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Betrugs- und Korruptionsskandal um Italiens drittgrößte Bank Monte dei Paschi greifen die Ermittler durch. Sie nahmen den Ex-Chef der Finanzabteilung des ältesten Finanzinstituts der Welt fest. Gleichzeitig untersuchen die Behörden mehrere Geschäfte der Bank, an denen etwa auch JP Morgan und die Deutsche Bank beteligt gewesen sind.

Im Skandal um die italienische Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena hat es die erste Festnahme gegeben. Der frühere Chef der Finanzabteilung, Gianluca Baldassarri, kam in Mailand wegen Fluchtgefahr hinter Gitter, wie die Ermittler bekanntgaben. Seine Wohnung in der italienischen Finanzmetropole sei durchsucht worden. Baldassarri steht unter Verdacht, die Aufsichtsbehörden über ein geheimes Derivategeschäft getäuscht zu haben, dessen Vertrag das neue Management nach eigener Auskunft erst im Oktober in einem Safe gefunden hatte.

Auch andere Ex-Manager der drittgrößten Bank des Landes sind im Visier der Behörden. Justizkreisen zufolge laufen wegen derselben Verdachtsmomente Untersuchungen gegen den früheren Verwaltungsratschef Giuseppe Mussari und den ehemaligen Generaldirektor Antonio Vigni. Gegen die beiden Manager gibt es bereits Ermittlungen wegen anderer Vorwürfe.

Thema im Wahlkampf

Die Fahnder vermuten Korruption im Fall der Übernahme des kleineren Konkurrenten Antonveneta im Jahr 2007 und prüfen zudem eine Reihe von Derivate- und anderen Handelsgeschäften, die nach jüngsten Angaben von Monte Paschi zu Verlusten von 730 Mio. Euro führten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass diese Deals dazu dienten, die Bilanzen zu schönen und die Verluste aus dem 9 Mrd. Euro schweren Zukauf zu verbergen, der als zu teuer kritisiert wurde und die älteste Bank der Welt in der Finanzkrise in die Bredouille brachte.

Auch das aktuelle Management und die als Aufsicht fungierende Notenbank werfen der alten Führung vor, Details der Derivate-Geschäfte verschleiert zu haben. Die 540 Jahre alte Bank ist auf neue Staatshilfen von 3,9 Mrd. Euro angewiesen und ein heißes Thema im italienischen Wahlkampf.

Fluchtgefahr?

Vergangene Woche hatten die Ermittler im Zuge ihrer Untersuchungen Gelder in Höhe von etwa 40 Mio. Euro beschlagnahmt. Der Anordnung zufolge werden die Mittel Baldassarri zugerechnet sowie vier weiteren Personen, die im Verdacht stehen, ein betrügerisches Komplott geschmiedet zu haben. Nun teilten die Strafverfolger mit, es sei zu befürchten gewesen, dass Baldassarri das Land verlassen wollte, nachdem er offenkundig versucht habe, auf Wertpapiere im Wert von mehr als 1 Mio. Euro zuzugreifen.

Baldassarris Anwalt sagte dagegen, es habe keine Fluchtgefahr bestanden. Sein Mandant sei erst kürzlich von einem Auslandsaufenthalt nach Italien zurückgekehrt. Er fügte hinzu, Baldassarris Haus in Miami sei von den Behörden beschlagnahmt worden. Mussaris Anwalt sagte, über neue Ermittlungen gegen seinen Mandanten sei er nicht informiert worden. Eine Stellungnahme von Vignis Rechtsvertreter war zunächst nicht zu bekommen. Die Ex-Manager selbst haben sich zu den Vorwürfen öffentlich bislang nicht geäußert.

Alle Großen sind dabei

Baldassarri arbeitete von 2001 bis 2012 bei Monte Paschi. Er führte die Finanzabteilung, die im Zentrum der Betrugsermittlungen steht, und verließ die Bank kurz nach Amtsantritt des derzeitigen Konzernchefs Fabrizio Viola im Januar 2012.

Monte Paschi kaufte Antonveneta der spanischen Bank Santander ab. Nach Auskunft eines Justizvertreters wollen die Ermittler aus Siena Santander-Verwaltungsratschef Emilio Botin zu dem Fall als Zeugen vernehmen. Santander wollte sich dazu nicht äußern.

Die drei verlustträchtigen Geschäfte, die nun unter die Lupe genommen werden, stammen aus den Jahren 2006 bis 2009. Daran beteiligt waren auch die US-Bank JP Morgan, die Deutsche Bank und das japanische Geldhaus Nomura.

Quelle: ntv.de, rts

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