Wirtschaft

Ben Bernankes langer Schatten Fed-Entscheid erschüttert Schwellenländer

In Jakarta ist die Nervosität unter Devisenexperten besonders groß: "Da war über höhere Summen spekuliert worden."

In Jakarta ist die Nervosität unter Devisenexperten besonders groß: "Da war über höhere Summen spekuliert worden."

(Foto: REUTERS)

Mit den Nebenwirkungen ihrer Krisenpolitik treibt die US-Notenbank die Devisenkurse in den Schwellenländer vor sich her - mit teils dramatischen Folgen. Der scheidende Fed-Chef lässt den Geldhahn offen. Doch Rupie, Baht, Ringgit und Peso reagieren anders als erwartet.

Die Richtungsentscheidungen der Federal Reserve (Fed) bewegen weitaus mehr als beabsichtigt: Etliche Schwellenland-Währungen haben mit teils deutlichen Wertverlusten auf den geldpolitische Kurswechsel in den Vereinigten Staaten reagiert.

Die meisten Abschläge halten sich am Tag nach der Washingtoner Entscheidung allerdings in vergleichsweise engen Grenzen. Angesichts eines möglichen Beginns des sogenannten Tapering hatten Beobachter zuvor vor neuen Turbulenzen in der Peripherie des Dollar-Raums gewarnt. Der Trend bleibt jedoch erkennbar: Der Kurs der indischen Rupie gab um 0,2 Prozent nach. Die indonesische Rupie büßte 0,4 Prozent ein. Der thailändische Baht, der malaysische Ringgit und der philippinische Peso verloren zwischen 0,6 und 0,4 Prozent ein.

Die Währungshüter der Fed hatten am Vorabend für viele Beobachter überraschend angekündigt, bereits ab Januar nur noch für 75 Milliarden statt bislang 85 Milliarden Dollar pro Monat in das gigantische Wertpapierkaufprogramm pumpen zu wollen. Kurz nach der Ankündigung kam Hektik auf: Händler befürchteten einen erneuten Ausverkauf bei den Währungen der Schwellenländer. Denn der unerwartet frühe Schritt der Fed könnte den Dollar für Investoren deutlich attraktiver machen. Für solche Bewegungen gibt es genügend Präzedenzfälle. In den vergangenen Monaten waren in ähnlichen Konstellationen schlagartig riesige Kapitalmengen aus den Volkswirtschaften der aufstrebenden Länder abgeflossen.

Angst vor der neuen "Asien-Krise"

Seit Beginn der lockeren Geldpolitik der Notenbanken hatten Investoren die Währungen von Indien, Indonesien oder Thailand in der Hoffnung auf hohe Renditen stark nachgefragt. Der Niedrigzins im Dollarraum wirkte sich damit besonders stark auf die wachstumsstarken Schwellenlandstaaten aus.

Als Fed-Chef Ben Bernanke dann im Juni erstmals ein Rückfahren der Anleihenkäufe in Aussicht gestellt hatte, drehte sich der Wind am Kapitalmarkt unerwartet plötzlich. Die betroffenen Börsen und Währungen gingen auf Talfahrt. Das plötzliche Desinteresse der Investoren hatte hausgemachte Probleme der Volkswirtschaften noch erheblich verschärft und Analysten warnten bereits vor einer neuen "Asien-Krise".

Auswirkungen bis nach Indonesien

Dass Anleger nun vergleichsweise gelassen reagierten, erklärten Börsianer damit, dass die monatlichen Anleihekäufe "nur" um zehn Milliarden Dollar gedrosselt würden. "Da war über höhere Summen spekuliert worden", sagte ein Händler. Auch die Zusicherung anhaltend niedriger Zinsen beruhige, hieß es.

Die kurzfristige Stabilität kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass etliche der Schwellenland-Währungen bereits seit Juni kontinuierlich an Wert verloren haben. Während sich das Minus bei dem malaysischen Ringgit und dem philippinischen Peso mit 3,2 und 3,9 Prozent noch in Grenzen hält, verloren der thailändische Baht oder die indische Rupie jeweils rund 6 Prozent. Die indonesische Rupie stürzte sogar um mehr als 20 Prozent ab.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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