Wirtschaft

Brisante Trends am Bond-Markt Euro-Angst erfasst Italien

Flatterstimmung vor dem Parlamentsgebäude in Rom.

Flatterstimmung vor dem Parlamentsgebäude in Rom.

(Foto: REUTERS)

Im Kapitalmarkt zittern die Fieberkurven für Anleihen aus Spanien und Italien in steilen Zacken nach oben: Rom muss bei einer gebündelten Schuldscheinauktion teilweise mehr als sechs Prozent Zinsen hinnehmen. Spanien nähert sich nach dem jüngsten Rating-Schlag der Sieben-Prozent-Grenze.

Es wird eng am Hals: Immer mehr Geld aus dem italienischen Staatshaushalt geht dafür drauf, die Schuldzinsen zu bedienen.

Es wird eng am Hals: Immer mehr Geld aus dem italienischen Staatshaushalt geht dafür drauf, die Schuldzinsen zu bedienen.

(Foto: AP)

Italien muss im Sog der eskalierenden Schuldenkrise immer höhere Renditen für frische Kredite zahlen. Bei einer Auktion von Anleihen mit Laufzeiten bis 2015 im Gesamtvolumen von drei Milliarden Euro wurden aktuell Zinsen in Höhe von 5,3 Prozent fällig. Dies ist der höchste Wert seit Dezember. Die Unsicherheit der Investoren ist damit sprunghaft angestiegen: Bei einer vorausgegangenen Auktion vergleichbarer Papiere waren es nur rund 3,9 Prozent.

Die Nachfrage nach den Anleihen mit einer dreijährigen Laufzeit fiel halbwegs befriedigend aus: Die Auktion war 1,6-fach überzeichnet. Größere Zweifel zeigten sich bei den Langläufern: Bei Anleihen mit Laufzeiten bis 2019 und 2020 lag die durchschnittliche Rendite sogar jeweils bei rund 6,1 Prozent. Insgesamt sammelte Italien 4,5 Mrd. Euro am Kapitalmarkt ein. Die Emissionen stellten kurzfristig einen Erfolg dar, sagte Credit-Agricole-Analyst Peter Chatwell. "Aber der Trend bei den Renditen und Zinsaufschlägen erfordert ein Gegensteuern der politischen Entscheidungsträger."

Seit klar ist, dass Spanien Finanzhilfen für seinen maroden Bankensektor beantragen will, ist auch Italien wieder stärker ins Visier der Märkte geraten. Das Mittelmeerland wird von manchen Marktteilnehmern bereits als nächster Kandidat für Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm gehandelt. Rom Regierungschef . Dennoch sorgte die aktuelle Italien-Auktion an den Sekundärmärkten, wo umlaufende Titel gehandelt werden, für leichte Entspannung: Die Renditen für italienische Anleihen sanken unmittelbar im Anschluss an die Ergebnisse - von hohen Niveaus ausgehend - in allen Laufzeiten.

Bei den spanischen Staatsanleihen konnte zunächst nicht von einer Entspannung die Rede sein: lastete schwer auf den finanziellen Perspektiven des Eurolandes.

Die Renditen für spanische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit kletterten am Morgen in der Spitze bis auf 6,94 Prozent und erreichten damit den höchsten Stand seit Einführung des Euro. Moody's hatte die Bonität Spaniens am Vorabend um drei Stufen auf "Baa3" zurückgestuft und dies mit dem geplanten Antrag auf Finanzhilfe für spanischen Banken begründet. Dies werde die Schuldenlast des Landes weiter erhöhen, hatte Moody's erklärt.

Die Ungeduld der Schwellenländer

Vor diesem Hintergrund dürfte Spanien beim bevorstehenden G20-Gipfel in Mexiko Beobachtern zufolge in Erklärungsnot geraten. Die 20 größten Wirtschaftsnationen (G20) wollen von Ministerpräsident Mariano Rajoy Klarheit, wie der mexikanische Finanzminister Jose Antonio Meade sagte. Dabei geht es vor allem um Details zur Stabilisierung der spanischen Banken durch die zugesagten europäischen Hilfen über bis zu 100 Mrd. Euro.

drängen unterdessen immer näher heran die Töpfe der Europäischen Zentralbank (EZB): Im Mai stiegen die durchschnittlichen Ausleihungen der Geldhäuser bei der Notenbank von 263,5 auf 287,8 Mrd. Euro an, wie Zahlen der spanischen Zentralbank zeigen. Damit wurde wie bereits im Vormonat ein neuer Rekord aufgestellt.

In Anbetracht der Lage gab der mexikanische Finanzminister Meade seiner Hoffnung Ausdruck, Spanien werde die Zweifel auf dem Treffen der G20-Staats- und Regierungschefs zerstreuen. Offen sei etwa, wie genau die Regierung in Madrid das Geld einsetzen werde, sagte Meade. International wird die Schuldenkrise in Europa längst als einer der wichtigsten Belastungsfaktoren für die Stabilität der Weltwirtschaft aufgefasst. Neben den USA und China melden sich in der Diskussion um Auswege aus der Krise zunehmend auch Vertreter aus aufstrebenden Schwellenländern zu Wort.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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