Wirtschaft

BayernLB macht Schluss Euribor laufen Banken davon

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(Foto: REUTERS)

Seit bekannt wurde, dass Banken systematisch die wichtigen Libor-Zinsen zu ihren Gunsten manipuliert haben, will sich an den Zinssätzen kein Finanzhaus die Finger verbrennen. Beim europäischen Pendant Euribor häufen sich daher die Meldungen über den Rückzug beteiligter Banken. Nun seilt sich auch die BayernLB ab.

Was ist der Libor?

Libor steht für London Interbank Offered Rate. Dieser so genannte Interbankenzins gibt an, zu welchen Konditiionen sich große Banken untereinander Geld leihen.

Es gibt nicht nur einen, sondern viele unterschiedliche Libor-Sätze. Sie werden in insgesamt zehn Währungen mit unterschiedlichen Laufzeiten zwischen einem Tag und einem Jahr berechnet. Beispiel: Der USD-3-Monats-Libor gibt an, zu welchem Zins sich Banken untereinander US-Dollar-Kredite mit einer Laufzeit von 3 Monaten gewähren.

An jedem Werktag wird er um 11 Uhr Londoner Zeit von den wichtigsteninternational tätigen Banken der British Bankers' Association (BBA) festgestellt. Die Institute melden dabei, zu welchen Konditionen sie sich bei anderen Banken Geld mit unterschiedlichen Laufzeiten leihen können. Der jeweils geringste und höchste Zinssatz wird als Ausreißer gestrichen, von den übrigen Angaben wird dann der Durchschnitt errechnet - fertig ist der Libor-Satz. Kontrolliert werden die Angaben der Banken nicht.

Der Libor ist weltweit Grundlage für die Bewertung von Finanzprodukten, Swaps, Krediten undHypotheken. Er ist Berechnungsbasis für Geschäfte im Volumen von rund 360 Billionen Dollar. Neben dem Libor gibt es auch den Euribor für Geldleihen der Banken aus dem Euro-Raum oder den Tokioter Tibor.

Die Bayerische Landesbank steigt aus der Festsetzung des europäischen Referenzzinssatzes Euribor aus. Bei dem zum Jahreswechsel erfolgten Ausstieg habe es sich um eine "geschäftsstrategische Entscheidung" gehandelt, sagte ein BayernLB-Sprecher. Die Landesbank, die einst am Kapitalmarkt ein großes Rad drehen wollte, konzentriert sich seit einiger Zeit wieder schwerpunktmäßig auf Geschäfte in Bayern und Deutschland. Auch die niederländische Rabobank macht bei der Festsetzung des Satzes, der wie sein großer Bruder Libor unter Manipulationsverdacht steht, nicht mehr mit.

Der Ausstieg der Banken droht die Pläne von Politikern und Aufsehern zu untergraben, die den Euribor angesichts der jüngsten Skandale reformieren und zuverlässiger machen wollen. Je weniger Institute bei der Festlegung mitmachen, desto einfacher ist es für einzelne, den Satz durch falsche Angaben zu verzerren.

Zuletzt hatten sich schon die US-Bank Citigroup und der Sparkassen-Fondsdienstleitser Deka zurückgezogen. Auch andere Banken in Deutschland und Österreich prüfen, ob sie bei der Euribor-Erhebung weiter dabei sein wollen. "Die LBBW hat noch keine Entscheidung über einen Verbleib oder Ausstieg aus dem Euribor-Panel getroffen", sagte ein Sprecher. "Wir prüfen das", erklärte die Wiener Raiffeisen Bank International. "Die NordLB beobachtet die weitere Entwicklung", sagte eine Sprecherin der Bank.

Ähnlich wie der Londoner Interbankenzins Libor, der im Zentrum des Manipulationsskandals steht, beruht der Euribor auf den Angaben der Banken zu ihren Refinanzierungskosten. Sie melden einmal täglich die Zinsen, zu denen sich Banken untereinander Geld leihen. Auf dieser Basis wird dann der Euribor-Referenzzins ermittelt, an dem sich die Preise für viele Finanzprodukte wie Hypotheken oder Tagesgeld orientieren. Der Libor ist zwar der weltweit bedeutendere Satz, in Europa spielt der Euribor jedoch für einige Produkte eine wichtigere Rolle.

Angst vor Klagen

In Deutschland sind an der Festlegung des Euribor Deutsche Bank, Commerzbank, DZ Bank, LBBW, Helaba, NordLB und die Landesbank Berlin beteiligt. Die Finanzaufsicht Bafin prüft Finanzkreisen zufolge seit Sommer, ob die Institute genügend Vorkehrungen getroffen haben, um Zinsbetrügereien wie beim Libor zu verhindern. Hier hatten Banken falsche Angaben gemacht, um ihre Referenz-Zinssätze zu ihren Gunsten zu verschleiern und Handelsgewinne einzustreichen. Auch beim Euribor wird wegen möglicher Manipulation ermittelt.

Reuters hatte bereits Mitte Dezember berichtet, dass mehrere Landesbanken einen Ausstieg aus dem Euribor erwägen. Neben den Kosten haben die Institute vor allem Angst vor teuren Prozessen, falls es bei der Erhebung oder Übermittlung der Daten zu Fehlern kommt. "Die Banken übernehmen beim Euribor eine hoheitlich Aufgabe", sagte ein Banker zu Reuters. "Und vielen ist unwohl dabei, dass sie dabei ein Risiko auf sich nehmen."

Es gebe jedoch auch einige Gründe, an Bord zu bleiben, sagte ein anderer Insider. "Für die Reputation ist es zum Beispiel gut, wenn man weiter an der Festsetzung des Euribors mitwirkt." Auch die Deutsche Bundesbank würde es gerne sehen, wenn möglichst viele einheimische Institute weiter an der Erhebung des Referenzsatzes teilnähmen, sagten zwei Banker. Die Bundesbank wollte sich dazu nicht äußern.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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