Wirtschaft

Razzia bei der Ratingagentur Ermittler klingeln bei S&P

Dom, Galleria und Börse: In Sachen Finanzen und Handel ist Mailand das Frankfurt Italiens.

Dom, Galleria und Börse: In Sachen Finanzen und Handel ist Mailand das Frankfurt Italiens.

(Foto: REUTERS)

Das Mailänder Büro von Standard & Poor's bekommt Besuch von den Behörden: Zum zweiten Mal binnen weniger Monate platzen Steuerfahnder in den stillen Alltag der Analysten. Mit der aktuellen Kritik an Rom hat das Vorgehen nichts zu tun. Die Ermittler suchen ganz andere Beweise.

Zentrale in New York, Niederlassungen in allen größeren Finanzzentren der Welt: Standard & Poor's ist weltweit aktiv.

Zentrale in New York, Niederlassungen in allen größeren Finanzzentren der Welt: Standard & Poor's ist weltweit aktiv.

(Foto: dapd)

Die italienische Polizei hat erneut Geschäftsräume der US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) in Mailand durchsucht. Der Besuch der Steuerfahnder stehe im Zusammenhang mit den im vergangenen Jahr eingeleiteten Ermittlungen wegen ungewöhnlicher Kursbewegungen an der Mailänder Börse, sagte S&P-Anwalt Giuseppe Fornari. Weitere Einzelheiten nannte er nicht. Die italienische Justiz hatte bereits im August die Mailänder Geschäftsraume von S&P durchsuchen lassen.

Die Staatsanwaltschaft im süditalienischen Trani geht dem Verdacht nach, dass und in ihrer täglichen Arbeit gegen Recht und Gesetz verstoßen haben. Den Ermittlern liegen Strafanzeigen zweier Verbraucherverbände vor.

In einer der Anzeigen wird die Veröffentlichung eines Moody's-Bericht im Mai 2010 bemängelt, in dem vor Ansteckungsgefahren der Griechenland-Krise für die italienischen Banken gewarnt wird. Die zweite Anzeige richtet gegen S&P, nachdem die Agentur im Mai dieses Jahres mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit Italiens gedroht hatte.

Untersucht wird laut Staatsanwaltschaft auch, ob hinter Kursstürzen am 8. und 11. Juli kriminelle Machenschaften stecken. Damals waren viele Anleger aus Angst vor einem Übergreifen der Schuldenkrise aus den Aktien geflüchtet. S&P und Moody's hatten betont, sich stets korrekt verhalten zu haben, und erklärten sich ausdrücklich zur Zusammenarbeit mit den Staatsanwälten bereit.

Ende vergangener Woche hatte S&P in einem Rundumschlag die Bonitätsnote mehrerer Euro-Staaten herabgestuft, darunter auch Italien. Daraufhin entbrannte in Italien ähnlich wie in Deutschland, das seine Spitzennote von S&P bestätigt erhalten hatten, eine Debatte über einen zu großen Einfluss der drei einflussreichsten Ratingagenturen.

Quelle: ntv.de, rts

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