Wirtschaft

Größter Börsengang seit 2007 Erfolgreiches Milliardendebüt für O2

Freudige Gesichter: Telefonica-Chef Rene Schuster läutet den Handel ein.

Freudige Gesichter: Telefonica-Chef Rene Schuster läutet den Handel ein.

(Foto: dapd)

Telefonica Deutschland legt einen erfolgreichen Start auf dem Börsenparkett hin. Trotz des aktuellen Umfeldes kann der größte IPO seit fünf Jahren bei den Investoren untergebracht werden. Die positive Stimmung für die deutsche Tochter des spanischen Telekommunikationskonzerns und den Börsengang lässt sich auch am Aktienkurs ablesen.

Er ist gelungen - der größte Börsengang in Deutschland seit fünfeinhalb Jahren: Die Aktien der Telefonica Deutschland Holding, die unter der Marke O2 das kleinste der vier deutschen Mobilfunknetze betreibt, wurden trotz des aktuellen Umfeldes bei den Investoren untergebracht und der Kurs steigt.

Die Papiere schlossen den Xetra-Handel bei 5,80 Euro, was einen Aufschlag von 3,6 Prozent auf den Ausgabepreis von 5,60 Euro bedeutet. Der erste Kurs lag bei 5,70 Euro. Unter den Eröffnungskurs von 5,70 Euro ist der Kurs am ersten Handelstag nicht gerutscht. Auch die Papiere der Konzernmutter schlossen in Madrid im Plus, sie gewannen 1,3 Prozent auf 10,20 Euro. Damit beendete Telefonica Deutschland die Serie von zuletzt schwachen bzw mäßigen Börsengängen in Deutschland.

Eine Marke gesetzt

Telefonica Deutschland
Telefonica Deutschland 2,35

Inklusive der Mehrzuteilungsoption erlöste Telefonica rund 1,45 Mrd. Euro mit dem Börsengang der deutschen Tochter. Telefonica-Deutschland-Chef Rene Schuster kann damit auf den ersten Börsengang im Milliardenvolumen seit dem der Hamburger Logistikgesellschaft HHLA im November 2007 feiern. Mehr hatte zuletzt im Juli 2007 der Motorenhersteller Tognum aus Friedrichshafen erlöst: gut 2 Mrd. Euro. In der Finanzkrise waren Börsengänge in Deutschland und Europa Mangelware. Noch immer greifen Investoren nur vorsichtig bei Neuemissionen zu.

Der Versicherungskonzern Talanx hatte vor wenigen Wochen große Preiszugeständnisse machen und das Volumen verkleinern müssen. O2 ist zugleich der größte Börsengang in Europa, seit die spanische Krisenbank Bankia im Juli 2011 ihr Debüt in Madrid gefeiert hatte.

Doch musste Telefonica, die weiterhin 76,8 Prozent an ihrer deutschen Tochter hält, beim Preisschild Abstriche machen. Einen Aufschlag auf die Bewertung anderer Telekommunikationsunternehmen waren Anleger nur sehr bedingt bereit zu zahlen.

Telefonica
Telefonica 4,09

Der Ausgabepreis bewertet Telefonica Deutschland etwa mit dem 5,4-fachen des in diesem Jahr zu erwartenden operativen Ergebnisses. Zum Vergleich werden die europäischen Wettbewerber derzeit mit dem 4,6-fachen, die spanische Telefonica mit dem 4,9-fachen und die Deutsche Telekom mit dem fünffachen ihres operativen Gewinns bewertet, wie Bernstein-Analystin Robin Bienenstock ermittelte.

Die Muttergesellschaft benötigt die Erlöse zum Abbau ihrer drückenden Schuldenlast, die mit 58 Mrd. Euro den gegenwärtigen Börsenwert von rund 47 Mrd. Euro deutlich übersteigt. Potenzielle Investoren wurden insbesondere mit einer hohen Ausschüttung gelockt. 500 Mio. Euro sollen 2013 für das laufende Geschäftsjahr an Dividende ausgeschüttet werden, in den Folgejahren noch mehr. Die Dividendenrendite liegt damit bei über 7 Prozent.

Die zunächst recht weite Preisspanne von 5,25 bis 6,50 Euro wurde im Rahmen der Zeichnungsperiode gleich zweimal eingeengt - zuletzt am Montag, wenige Stunden bevor das Orderbuch geschlossen wurde, auf 5,50 bis 5,60 Euro. Das zeigt zum einen die Nervosität der begleitenden Banken, die einen Flop vermeiden wollten, zum anderen aber auch, dass sich für mehr als 6 Euro pro Anteil nicht ausreichend Käufer fanden.

Fondsmanager Andreas Mark von Union Investment sagte: "Kritisch zu sehen, ist das schwache Festnetzgeschäft von O2 und die hohe Abhängigkeit vom Großaktionär Telefonica." Doch dieser werde so schnell keine weiteren Aktien auf den Markt werfen. "O2 ist eines der besten Assets in deren Portfolio. Und wenn sich der deutsche Mobilfunkmarkt doch irgendwann konsolidiert, würden sie bei einem zu frühen Ausstieg viele Chancen vergeben."

Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa

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