Wirtschaft

Weniger Großkraftwerke Eon will den Stecker ziehen

"Sofern sich die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den europäischen Kernmärkten nicht spürbar ändern, werden weitere Stilllegungen unausweichlich sein": Johannes Teyssen (Archivbild).

"Sofern sich die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den europäischen Kernmärkten nicht spürbar ändern, werden weitere Stilllegungen unausweichlich sein": Johannes Teyssen (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Der Wind der Veränderungen bläst dem größten Energieversorger Deutschlands voll ins Gesicht: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bricht das Vorsteuerergebnis bei Eon um volle 15 Prozent ein. Jetzt plant Eon-Chef Teyssen neue Konsequenzen.

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Beim größten deutschen Energiekonzern gehen die Gewinne weiter zurück: Im ersten Halbjahr verbuchte Eon operativ weniger Ertrag als vor Jahresfrist. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 5,695 Milliarden Euro gefallen, teilte der Energieriese mit.

Eon leidet damit weiter unter den Folgen der Energiewende: Wegen der starken Zuwächse bei den Konkurrenten aus dem Bereich der erneuerbaren Energien bleiben dem Konzern mit seinen Großkraftwerken immer weniger Verdienstmöglichkeiten. Dazu kommt: Größere positive Sondereffekte wie im Vorjahr blieben diesmal aus. Damals hatte sich Eon mit dem russischen Gasriesen Gazprom auf neue Bezugsverträge geeinigt - was den Gewinn kräftig nach oben getrieben hatte.

Mit dem aktuellen Rückgang bleibt der Dax-Konzern allerdings leicht über den Markterwartungen. Im Vorfeld befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Ebitda von 5,573 Milliarden Euro gerechnet. Um die Profitabilität zu erhalten, kündigte Vorstandschef Johannes Teyssen an, dass Eon womöglich weitere Kraftwerke stilllegen wird.

Der für die Dividende entscheidende nachhaltige Nettoüberschuss des Energieriesen brach in den ersten sechs Monaten um 42 Prozent auf 1,911 Milliarden Euro ein. Teyssen bekräftigte die Prognosen für 2013, wonach etwa dieses Ergebnis im Gesamtjahr auf 2,2 bis 2,6 Milliarden Euro fallen wird - nach 4,2 Milliarden im Vorjahr.

Preisdruck im Stromgroßhandel

Das Marktumfeld sei weiter "extrem angespannt", schrieb Teyssen in einer Mitteilung an die Aktionäre. "So leidet unser traditionelles Kraftwerksgeschäft ungebremst unter geringer Auslastung der Anlagen und zu niedrigen Großhandelspreisen." In diesem Zusammenhang gingen auch die Erträge aus dem Gasspeichergeschäft zurück. Wenn Gaskraftwerke zu sonst üblichen Spitzenseiten weniger liefen, würden auch immer seltener große Mengen Gas aus den Speichern entnommen.

Der operative Gewinn im Erzeugungsgeschäft fiel im Halbjahr um ein Fünftel auf 915 Millionen Euro. Teyssen hat angekündigt, in Europa womöglich bis 2015 Kraftwerke mit einer Leistung von 11.000 Megawatt stillzulegen. Das erst zweieinhalb Jahre alte Gaskraftwerk Malzenice in der Slowakei hat der Konzern bereits eingemottet. "Sofern sich die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den europäischen Kernmärkten nicht spürbar ändern, werden weitere Stilllegungen unausweichlich sein", erklärte Teyssen nun.

Auch der Konkurrent RWE werde womöglich diverse Kraftwerke vorübergehend oder ganz stilllegen, war zuvor bereits aus dem Umfeld des Unternehmens verlautet. Der Essener RWE-Konzern legt Mitte der Woche seine Zahlen vor. Die stark gefallenen Strom-Großhandelspreise machen den Versorgern generell zu schaffen. Bei Preisen von weniger als 37 Euro je Megawattstunde lohne sich der Betrieb vieler Kraftwerke nicht mehr, heißt es. Grund für den Preisrutsch sind die schwache Nachfrage in Südeuropa, Überkapazitäten und die zunehmende Konkurrenz durch Ökostrom aus Wind und Sonne.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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