Wirtschaft

Zinsbänder statt Zinsschwellen EZB tüftelt an Bondkäufen

Lässt die EZB bald Zinsbänder flattern?

Lässt die EZB bald Zinsbänder flattern?

(Foto: REUTERS)

Die Europäische Zentralbank prüft Medienberichten zufolge statt konkreter Renditeobergrenzen für die Anleihen einzelner Krisenländer, Zinsbänder zu definieren. Die wolle der EZB-Rat bei möglichen Interventionen anpeilen, aber nicht veröffentlichen, heißt es.

Die Europäische Zentralbank will bei der Gestaltung ihres künftigen zweiten Staatsanleihenkaufprogramms die Chancen eines Gegenangriffs von Spekulanten so gering wie möglich halten. Statt aber wie vor wenigen Tagen vermutet konkrete Renditeobergrenzen für die Papiere einzelner Länder zu setzen, will der EZB-Rat offenbar Zinsbänder definieren, die er bei den Interventionen anpeilt, aber nicht veröffentlicht.

"Das ist eine der Optionen, die derzeit noch auf der Ebene der eingesetzten Arbeitsgruppen diskutiert wird und dann auch im Rat besprochen wird. Es ist der wahrscheinlichste und erfolgversprechendste Ansatz", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen mit den internen Diskussionen vertrauten Notenbanker. Ein anderer Insider bestätigte dies. Ein Sprecher verwies auf frühere Erklärungen der Notenbank, wonach Spekulationen über noch nicht getroffene Entscheidungen irreführend seien.

Spekulanten tappen im Dunkeln

Ob die von der Notenbank anvisierten Zinsbänder etwa für spanische oder italienische Bonds absolut gelten oder aber den Renditeabstand zu deutschen Bundesanleihen markieren, sei noch nicht entschieden, hieß es. Das Anpeilen eines Zinsbandes hätte auf jeden Fall den Vorteil, dass Spekulanten nicht genau wüssten, ab welchem Niveau die EZB in den Markt eingreife und hielte zudem die Flexibilität der Notenbank hoch.

Sie kann dann nämlich je nach Lage an den Finanzmärkten intervenieren, gegebenenfalls das Zinsband verengen oder weiter machen und ist somit gegenüber dem Markt stets im Vorteil. Konkrete Renditeobergrenzen könnten, selbst wenn sie nicht publik gemacht würden, schnell von den Börsianern erkannt und getestet werden. Dann würde die ganze Operation für die EZB im schlimmsten Fall extrem teuer und womöglich ein Fass ohne Boden.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte Anfang des Monats ein zweites, schlagkräftigeres Anleihekaufprogramm angekündigt, um den Euro zu retten und überschuldeten Ländern zu helfen. Details werden zur nächsten EZB-Ratssitzung am 6. September erwartet, wenngleich zu diesem Zeitpunkt wichtige Rahmenbedingungen für die EZB noch unklar sind. Erst am 12. September entscheidet nämlich das Bundesverfassungsgericht, ob eine Beteiligung am permanenten Rettungsschirm ESM mit dem Grundgesetz vereinbar ist.

Wie von an den Verhandlungen beteiligten Personen zu erfahren war, sind zahlreiche Details noch nicht fest geklopft. So wird etwa weiter darüber debattiert, welche Anleihen gekauft werden - Draghi hatte angedeutet, dass es sich eher um kurzlaufende Papiere handeln dürfte. Zudem wird über die Bedingungen gestritten, die Länder erfüllen müssen, um gegebenenfalls in den Genuss einer EZB-Intervention zu kommen. Draghi hatte erklärt, ein Land müsse unter den Rettungsschirm schlüpfen, bevor die EZB am Sekundärmarkt aktiv würde. Dadurch wären bestimmte Bedingungen bereits definiert.

Quelle: ntv.de, sla/rts/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen