Wirtschaft

Finanzbranche ist unwohl EZB senkt Zins auf Rekordtief

Neubau in Frankfurt am Ufer des Main: Die künftige Zentrale der Europäischen Zentralbank. Getagt wurde diesmal in Bratislava.

Neubau in Frankfurt am Ufer des Main: Die künftige Zentrale der Europäischen Zentralbank. Getagt wurde diesmal in Bratislava.

(Foto: AP)

Die Zinsen im Euroraum sinken weiter ab: Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank reagieren auf die anhaltende Wirtschaftsschwäche. Sie drücken ihren Leitzins ein kleines Stück weiter Richtung Null.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den für den Euroraum maßgeblichen Leitzins auf ein neues Rekordtief gesenkt. Die Währungshüter schraubten ihre wichtigste geldpolitische Stellschraube von 0,75 auf 0,50 Prozent zurück. Das teilte der EZB-Rat nach einer auswärtigen Sitzung in Bratislava mit. Die meisten der im Vorfeld befragten Experten hatten mit einer Zinssenkung gerechnet.

Der Einlagesatz, zu dem Banken Geld bei der EZB parken können, blieb unverändert bei 0,0 Prozent. Der Satz für die kurzfristige Ausleihe von Liquidität wurde von 1,5 auf 1,0 Prozent gesenkt. EZB-Präsident Mario Draghi wird die Gründe für den Beschluss wie üblich ab 14.30 Uhr (MESZ) vor der Presse erläutern.

Die Beratungen der 23 Notenbanker um EZB-Präsident Mario Draghi hatten am Morgen in der slowakischen Hauptstadt begonnen. An den Börsen hatten Experten angesichts aktueller Wirtschaftsdaten und der nachlassenden Teuerung fest damit gerechnet, dass die Notenbank ihren Schlüsselzins um weitere 25 Basispunkte senken wird.

Zinsschraube würgt Kleinsparer

In der deutschen Finanzbranche lösten zuvor schon die Aussichten auf weiter sinkende Leitzinsen zunehmend Unbehagen aus: Banken und Versicherer warnten vor den negativen Folgen einer Zinssenkung für Sparer und die Altersvorsorge.

Wegen der sich vertiefenden Rezession und einer Kreditklemme in manchen Staaten der Währungsunion, steht die Notenbank von verschiedenen Seiten unter Druck. Die große Mehrheit der Experten geht aber davon aus, dass eine Zinssenkung wenig unmittelbare Wirkung zeitigen wird.

Freie Hand hat die EZB vor allem aufgrund der nachlassenden Teuerung - zuletzt lag die Inflationsrate nur noch bei 1,2 Prozent. Der sehr niedrige Preisauftrieb spielt den Befürwortern einer Zinssenkung wegen der dadurch steigenden Deflationsgefahr sogar in die Hände.

Weidmann gibt den Weg frei

Draghi und der portugiesische Vizepräsident Vitor Constancio hatten zuletzt betont, sie seien bereit zu handeln, sollte sich die Konjunktur in der Eurozone weiter eintrüben. Da inzwischen sogar aus Deutschland schlechte Wirtschaftsdaten kamen, ist die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung zuletzt gestiegen.

Außerdem hatte selbst der sonst gegenüber Zinssenkungen extrem kritische Bundesbank-Chef Jens Weidmann kürzlich erklärt, er könne sich eine Zinssenkung vorstellen, erwarte allerdings keinen Effekt durch eine solche Maßnahme. Experten halten es auch für denkbar, dass sich der Rat noch einen Monat Zeit lässt und erst Anfang Juni an der Zinsschraube dreht.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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