Wirtschaft

Griechen weiterer Sorge ledig EZB kassiert Bonitätsregel

Die Hilfen für Griechenland weiten sich aus. Nicht nur die Euro-Länder und der IWF leisten einen Beitrag zur Abwendung des Staatsbankrotts. Nun landet auch die EZB einen Coup, indem sie im Fall Griechenland die Bonitätsregel außer Kraft setzt. Damit wird die Mindestanforderung für bereits begebene und künftige griechische Staatsanleihen werde bis auf weiteres ausgesetzt,

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Nach den milliardenschweren Kredithilfen der Euro-Partner bekommt das finanziell angeschlagene Griechenland weitere Unterstützung von der Europäischen Zentralbank. Die EZB kassierte überraschend eine Regel ein, nach der als Sicherheit für Ausleihungen an Banken der Euro-Zone nur Staatsanleihen mit einer befriedigenden Bonitätsbewertung angenommen werden.

Die Mindestanforderung für bereits begebene und künftige griechische Staatsanleihen werde damit bis auf weiteres ausgesetzt, teilte die Notenbank in Frankfurt mit. Damit stellen weitere Rating-Herabstufungen griechischer Schuldtitel künftig kein Problem mehr dar, weil sie als Sicherheit weiter eingereicht werden können. Die Banken des Landes können sich damit bei der EZB weiterhin refinanzieren.

Die EZB begründete ihren Schritt mit dem harten Sparprogramm, mit dem die Regierung in Athen ihren Haushalt in den Griff bekommen will. Analysten sprachen vom inoffiziellen Beitrag der EZB zum Notpaket für Griechenland.

Weitere Herabstufungen drohten

Banken können bei der EZB eigentlich nur dann Liquidität abrufen, wenn sie Staatsanleihen als Sicherheit hinterlegen, die von mindestens von einer Ratingagentur eine gute A-Note erhalten haben. Wegen der Schuldenkrise Griechenlands wurde diese Regel aber bereits deutlich aufgeweicht. Allerdings kam Griechenland vergangene Woche stärker unter Druck, weil griechische Papiere von der Ratingagentur S&P auf Ramschstatus heruntergestuft wurden, weitere Herbstufungen drohen.

Anleiheexperte Kornelius Purps von der italienischen Großbank Unicredit rechnet damit, dass die neuen Regeln der EZB deshalb einige Jahre in Kraft bleiben müssen. "Ich weiß zwar nicht, ob das zu diesem Zeitpunkt nötig war, aber es nimmt in jedem Fall etwas Druck von der Regierung in Athen. Es zeigt sich damit erneut, dass die EZB flexibel und pragmatisch an die Sache herangeht und es wird nicht die EZB sein, von deren Seite der Euro-Zone neues Ungemach droht."

Der Überraschungscoup der Notenbanker sei "deren Beitrag zum Stützungspaket", sagte Purps. Chefvolkswirt Thorsten Polleit von Barclays Capital sprach von einer "Notaktion" und einer "mutigen Entscheidung". "Die EZB hat eines ihrer hehren Prinzipien über Bord geworfen. Das zeigt, dass die Lage sehr, sehr ernst ist."

EU-Kommission, Internationaler Währungsfonds (IWF) und EZB hatten sich mit Athen auf Milliardenhilfen und zugleich drakonische Sparmaßnahmen geeinigt. In den kommenden drei Jahren bekommt das Land 110 Milliarden Euro. Deutschland trägt einen Anteil von gut 22 Milliarden Euro.

Regelaussetzung nur für Griechenland

Die griechischen Geldinstitute sind nach Ansicht von EZB-Ratsmitglied Athanasios Orphanides grundsätzlich in guter Verfassung. Allerdings seien sie durch die vom Staat verursachte Schuldenkrise vorübergehend in Schwierigkeiten geraten, am Kapitalmarkt frisches Geld zu kommen. Er erwarte, dass sich die Märkte dort nach der Entscheidung über ein Hilfspaket nun wieder beruhigten, sagte Orphanides in der zyprischen Hauptstadt Nikosia.

Auf Anfragen, ob die EZB auch ein Aussetzen der Bonitätsregeln für die Staatsanleihen der Hoch-Defizitländer Portugal, Irland und Spanien erwäge, sagte Orphanides: "Griechenland ist in diesem Zusammenhang das einzige Land, für das diese Frage erörtert wurde."

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen