Wirtschaft

Wer ist der Nächste? Irland-Rettung bringt keine Ruhe

Das Rettungspaket für Irland ist durch. Die Erleichterung darüber hält aber nur kurz an: In Irland wächst der Unmut der Bevölkerung über den strikten Sparkurs der Regierung - an den Finanzmärkten die Furcht vor weiteren Staatspleiten.

Bei den Iren macht sich Unmut breit. Die Spekulantenkarawane nimmt aber bereits das nächste Land ins Visier.

Bei den Iren macht sich Unmut breit. Die Spekulantenkarawane nimmt aber bereits das nächste Land ins Visier.

(Foto: REUTERS)

Trotz der überraschend schnellen Einigung der EU-Finanzminister auf einen permanenten Rettungsschirm für verschuldete Euro-Staaten kehrt an den Märkten keine Ruhe ein. Am Montag hielt sich die Furcht vor einem Übergreifen der Schuldenkrise in Griechenland und Irland auf weitere klamme Staaten. Mit Portugal und Spanien könnten die nächsten Problemfälle auf die Europäer zurollen. "Die Furcht vor weiteren Staatspleiten ist größer als die Erleichterung über das Rettungspaket für Irland", fasste ein Händler die Stimmung an der Frankfurter Börse zusammen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verteidigte die Rettung Irlands als alternativlos. Den deutschen Anteil bezifferte er auf 6,25 Mrd. Euro.

Neben dem permanenten Krisenmechanismus hatten die EU-Finanzminister am Sonntagabend in Brüssel auch das Rettungspakt für Irland festgezurrt. Die Unruhe an den Märkten blieb dennoch. Dies war vor allem an den Risikoaufschlägen für zehnjährige spanische Staatsanleihen abzulesen, die auf ein Rekordhoch stiegen. Der Euro ging im Sog der Schuldenkrise auf Talfahrt und auch die Aktienmärkte bekamen die Verunsicherung der Anleger zu spüren. Der nächste Test steht am Donnerstag an, wenn Spanien am Kapitalmarkt Anleihen im Volumen von bis zu 2,75 Mrd. Euro platziert.

Stimmungen statt Fakten

EZB-Präsident Trichet, Eurogruppen-Chef Juncker, Belgiens Finanzminister Reynders und EU-Kommissar Rehn.

EZB-Präsident Trichet, Eurogruppen-Chef Juncker, Belgiens Finanzminister Reynders und EU-Kommissar Rehn.

(Foto: REUTERS)

Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero hat zwar kategorisch ausgeschlossen, EU-Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Zugleich werden an den Märkten aber derzeit stärker Stimmungen gehandelt als harte Fakten. Damit kann nach Einschätzung von Experten ein gefährlicher Dominoeffekt eintreten, der auch Portugal und selbst bislang kaum im Fokus stehende Länder wie Italien und Belgien erfassen könnte.

Die Platzierung italienischer Anleihen im Volumen von 6,8 Mrd. Euro wurde am Rentenmarkt zu Wochenbeginn nicht gut aufgenommen: Der Risikoaufschlag für die Papiere kletterte auf ein Rekordhoch von 195 Basispunkten. Auch der Euro musste Federn lassen und sank deutlich unter die Marke von 1,31 Dollar. Das ebenfalls unter einer hohen Schuldenlasten ächzende Belgien sammelte indes ohne Probleme zwei Milliarden Euro am Kapitalmarkt ein, allerdings ist der Risikoaufschlag für zehnjährige Bonds auf den höchsten Stand seit Anfang Juni gestiegen.

Tragfähiger Kompromiss?

Schäuble betonte, die Stabilität des Euro sei im eigenen deutschen Interesse. Ansonsten wäre auch der deutsche Aufschwung bedroht. Das am Sonntag von den EU-Finanzministern politisch gebilligte Hilfsprogramm für Irland hat ein Volumen von 85 Mrd. Euro. Davon bringt Irland selbst 17,5 Mrd. Euro aus Barreserven und einem nationalen Pensionsfonds auf. Den Restbetrag teilen sich die EU, der IWF und die Euro-Zonen-Partner plus Großbritannien, Schweden und Dänemark.

Schäuble sagte, in dem geplanten dauerhaften Euro-Hilfsmechanismus ab 1. Juli 2013 würden auch die privaten Gläubiger von Staatsanleihen im Krisenfall einbezogen. Die Verwirrung an den Finanzmärkten über die Gläubigerhaftung hatte die Euro-Schuldenkrise in Irland verschärft und auch das schwächelnde Portugal wieder ins Fadenkreuz von Spekulationen gerückt. Diese Gefahr hatten die EU-Finanzminister einzudämmen versucht, indem sie Details einer permanenten Krisenabwehr für die Zeit nach Mitte 2013 festlegten - dann wird der vorläufige Rettungsschirm zugeklappt.

Die privaten Anleihebesitzer sollen demnach nur in dem als unwahrscheinlich geltenden Fall mit Verlusten rechnen, dass ein Euro-Land endgültig vor der Pleite steht. Außenminister und Vizekanzler Guido Westerwelle nannte die Einigung von Brüssel einen "guten und tragfähigen Kompromiss." Kritik kam von Grünen-Fraktionschefin Renate Künast. Sie warf der Bundesregierung vor, ihre Ziele nicht erreicht zu haben. "Von den Bemühungen der Bundesregierung ist nicht viel übrig geblieben", sagte Künast. "Grundsätzlich begrüßen wir die Einigung zur Beteiligung von Gläubigern bei der Entschuldung von Staaten. Aber die Bundesregierung hat es versäumt durchzusetzen, die Gläubiger auch beim Abbau der Altschulden heranzuziehen."

Quelle: ntv.de, bad/rts

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