Wirtschaft

Frisches Geld für Berlin teurer ESM-Urteil lässt Rendite steigen

Deutschland profitiert als "sicherer Hafen".

Deutschland profitiert als "sicherer Hafen".

(Foto: picture alliance / dpa)

Das ESM-Urteil macht die Kapitalaufnahme für Deutschland spürbar teurer. Die Aussicht auf eine Entspannung in der europäischen Schuldenkrise lässt auch den "Appetit auf deutsche Staatsanleihen" schwinden. Die Nachfrage ist schwächer und die Rendite höher.

Deutschland muss nach dem grünen Licht des Bundesverfassungsgerichts für den Euro-Rettungsschirm ESM deutlich höhere Zinsen für frisches Geld zahlen. Die Versteigerung von Bundesobligationen mit fünfjähriger Laufzeit spülte knapp vier Milliarden Euro in die Staatskasse, teilte die für das Schuldenmanagement des Bundes zuständige Finanzagentur mit.

Die Durchschnittsrendite verdoppelte sich mit der Serie 164 nahezu auf 0,61 Prozent. Bei der Aufstockung der Vorgängerserie im August war sie noch auf das Rekordtief von 0,31 Prozent gefallen. Trotz der höheren Rendite ließ die Nachfrage nach: Die Versteigerung war 1,4-fach überzeichnet, im August dagegen 2,6-fach. Die Versteigerung war die 50. in diesem Jahr. Der Bund sammelte bislang 195,5 Mrd. Euro bei Investoren ein. Am Jahresende sollen es rund 260 Mrd. Euro sein.

"Das Ergebnis ist für den Bund als wirtschaftlich gut zu bewerten", sagte ein Sprecher der Finanzagentur. Experten führten die steigende Rendite und die schwächere Nachfrage auch auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zurück. "Der Appetit auf deutsche Staatsanleihen lässt nach", sagte Nick Stamenkovic von RIA Capital Markets. "Wenn die Spannungen in der Währungsunion nachlassen, dann verlieren die als sicherer Hafen geltenden deutschen Bonds an Anziehungskraft."

"Finanzmärkte beruhigen sich"

Auch am Markt stiegen die Zinsen für deutsche Anleihen nach dem Gerichtsurteil spürbar. Für fünfjährige Bonds kletterten sie auf 0,52 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Anfang Juli.

Dagegen fielen die Renditen von Staatsanleihen der Krisenländer. Italien sammelte problemlos eine Milliarden Euro ein. Der Zins für die einjährigen Bonds fiel auf 1,69 Prozent, nachdem er im August noch 2,77 Prozent betragen hatte. Im Juni waren es noch fast vier Prozent. "Die Euro-Zone erhält jetzt einen zweiten wichtiger Stützpfeiler in ihrer Architektur - mit dem ESM und Fiskalpakt auf der einen Seite sowie den EZB-Anleihenkäufen auf der anderen Seite", sagte UniCredit-Ökonom Andreas Rees. "Diese beiden Stützen werden die Finanzmärkte beruhigen. Viele Krisenländer erhalten jetzt Zeit, um ihre Reformen voranzubringen."

Quelle: ntv.de, rts

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