Wirtschaft

(Alb)traum-Flugzeug Boeing 787 Dreamliner fängt wieder Feuer

Feueralarm am Bostoner Flughafen.

Feueralarm am Bostoner Flughafen.

(Foto: REUTERS)

Das Boeing-Prestigeflugzeug Dreamliner 787 kommt nicht aus den Schlagzeilen. Seit seiner Entwicklungsphase macht es vor allem mit Pannen von sich reden. Jetzt bricht beim modernsten Jet des Airbus-Rivalen wieder Feuer aus. Die Maschine aus Tokio ist gerade in Boston gelandet. Diesmal ist die Batterie einer Hilfsturbine schuld.

Boeing
Boeing 169,08

Der Dreamliner sollte eigentlich eine Kampfansage an den europäischen Erzrivalen Airbus sein. Jetzt wartet das Traumflugzeug von Boeing jedoch wieder mit Negativschlagzeilen auf. Auf dem Flughafen von Boston im US-Bundesstaat Massachusetts brach nach der Landung ein Feuer in Rumpf einer der Langstrecken-Maschinen aus. Das Flugzeug von Japan Airlines kam aus Tokio. Die 173 Passagiere hatten die Maschine gerade verlassen. Eine Reinigungsmannschaft bemerkte den Rauch in der Kabine.

Das Feuer sei von einer Batterie in einer Hilfsturbine gekommen, die nur angeschaltet werde, wenn sich die Maschine am Boden befinde und ihre Triebwerke ausgeschaltet seien, zitierte das Internetportal boston.com den Feuerwehrchef. Die US-Transportbehörde werde den Fall untersuchen. Die Passagiere kamen glimpflich davon. Ein Feuerwehrmann erlitt leichte Verletzungen durch Kontakt mit einem Löschmittel. Die Dreamliner-Maschine war noch nagelneu. Sie hatte erst vor drei Wochen die Montagehallen verlassen. "Wir wissen von dem Vorfall und wir arbeiten mit unserem Kunden zusammen", zitierte die Fachagentur Bloomberg einen Boeing-Sprecher.

Der aktuelle Vorfall ist nicht der erste seiner Art. Bereits in der Entwicklungsphase hatte der Dreamliner mit zahlreichen technischen Pannen zu kämpfen, weshalb sich bereits die Erstauslieferung um mehr als drei Jahre verzögert hatte. Der Brand jetzt kommt insofern zu einer denkbar ungünstigen Zeit für Boeing. Denn der US-Flugzeugbauer ist gerade dabei, das auf 800 Dreamliner angeschwollene Auftragspolster abzuarbeiten.

Angeblich hat das neue Material, das beim Spritsparen hilft, Konstrukteure und Zulieferer überfordert. Das Großraumflugzeug wird statt aus Aluminium vorwiegend aus besonders leichten Verbundmaterialien hergestellt. Es ist die erste Maschine, deren Rumpf zu einem Großteil aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff besteht. Die Elektrik ist deutlich komplexer als die von herkömmlichen Verkehrsflugzeugen.

Eine schwere Geburt

Kinderkrankheiten sind bei neuen Flugzeugen durchaus normal. Der 787 Dreamliner kommt aber angesichts von andauernden Problemen mit der Elektrik und den Triebwerken nicht aus der Kritik. Speziell über Probleme mit der Elektrik wird seit längerem berichtet. Im Jahr 2010 zwang ein Brand in der Elektrik ein 787-Testflugzeug zu einer Notlandung in Texas. Im Dezember sorgte ein defektes Netzschaltfeld für eine Notlandung einer 787 von United Continental in New Orleans. Noch im gleichen Monat musste eine 787 von Qatar Airways wegen ähnlicher Probleme auf dem Boden bleiben und repariert werden.

Boeing macht für das Feuer aus dem Jahr 2010 und die anschließende Notlandung in Texas ein herumliegendes Werkzeug verantwortlich. Inzwischen wurde das Netzschaltfeld, das Feuer fing, neu konstruiert, um eine Wiederholung auszuschließen. Die Untersuchung der Probleme der United-Continental-Maschine dauert allerdings noch an. Zuletzt musste sich der Flugzeughersteller mit undichten Treibstoffleitungen beim Dreamliner herumschlagen.

Leck an Spritleitungen

Wegen eines möglichen Lecks hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA Anfang Dezember die Inspektion der neuen Langstreckenflugzeuge angeordnet. Die Mängel waren aufgefallen, nachdem bei zwei der Leichtgewichtsflugzeuge Treibstoff ausgelaufen war. Boeing hat die Überprüfung  empfohlen. Wegen der nicht enden wollenden Pannen ist Boeing mittlerweile mit seinen Lieferungen deutlich in Verzug geraten. Im Dezember hieß es, Boeing erhöhe seine Produktion, um einen Überhang von 838 Aufträgen im Wert von mehr als 173 Mrd. US-Dollar abzubauen. Bis Ende Oktober hatte Boeing nur lediglich gut 30 dieser Maschinen ausgeliefert.

Für das Prestigeprojekt des Airbus-Konkurrenten aus den USA gelten strikte Sicherheitsvorgaben. Die Maschine muss auch dann noch sicher fliegen können, wenn eines der Triebwerke ausfallen sollte. Die Vorgaben umfassen auch strenge Richtlinien für die Lithiumionen-Batterien. Bei diesen Batterien sorgen sich die Aufseher um deren leichte Entflammbarkeit. Während der Entwicklung des Dreamliners betonte Boeing wiederholt, sich an die erweiterten Sicherheitsstandards für die Batterien zu halten. Die Lithiumionen-Batterien sind Teil des Notstromaggregats.

Das Langstrecken-Verkehrsflugzeug ist für 200 bis 300 Passagiere ausgelegt. Die Erstauslieferung an All Nippon Airways erfolgte am 25. September 2011. Den Vorfall in Boston untersuchen jetzt Boeing und Japan Airlines. Die Japaner bedienen mit dem Dreamliner Flugrouten von Tokio nach San Diego, Moskau, Singapur und Peking. 

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/DJ/rts

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