Wirtschaft

Von Aixtron über Fielmann bis Vossloh Die Nebenwerte klotzen ran

Die Nebenwerte drehen das große Rad.

Die Nebenwerte drehen das große Rad.

(Foto: picture alliance / dpa)

Gewinneinbruch, Ergebnisrückschlag, Dividendenkürzung auf der einen Seite, erreichte Ziele, überraschende Ausblicke und Kursaufschläge auf der anderen: Die Berichtssaison läuft auch bei den Werten abseits des Dax auf Hochtouren. Und wie beim Leitindex gibt es Überraschungen in beide Richtungen. Die Anleger reagieren entsprechend.

Die Berichtssaison läuft in den USA auf Hochtouren. Und auch in Deutschland nimmt sie deutlich Fahrt auf. Am Donnerstag sind die Anleger dabei einmal nicht auf den Leitindex fokussiert, ihr Blick richtet sich vor allem auf die Nebenwerte abseits des Dax. MTU, Vossloh, Fielmann, Rhön Klinikum, Software AG, Comdirect öffnen ihre Bücher - mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Der Turbinenbauer MTU Aero Engines ist mit kräftigen Umsatzzuwächsen in das neue Jahr gestartet. Die Erlöse seien im ersten Quartal binnen Jahresfrist um gut ein Drittel auf 944,7 Mio. Euro geklettert, teilte das Unternehmen mit. Der Gewinn schrumpfte allerdings auf 54,5 Mio. Euro. MTU begründete die Entwicklung mit einem starken Neugeschäft, das zunächst auf den Margen laste. Das Unternehmen verdiente dennoch mehr als von Analysten erwartet.

Für das Gesamtjahr bekräftigte der scheidende MTU-Chef Egon Behle die Prognose. Der Umsatz werde um bis zu zwölf Prozent auf 3,78 Mird. Euro zulegen, der Gewinn im gleichen Umfang auf bis zu 261 Mio. Euro.

Als "völlig in Ordnung" bezeichneten Händler die Zahlen. "Sie waren alle im Prognoserahmen oder sogar einen Tick darüber", sagte ein Händler. Vor allem der Umsatz sei höher als erwartet ausgefallen. Dies seien gute Nachrichten, da MTU zuletzt das eher margenschwache Neugeschäft forciert hatte. Wichtig sei der bestätigte Ausblick für das Gesamtjahr 2013 mit einem erwartet starken Umsatzwachstum von 10 bis 12 Prozent. "Mit den Zahlen könnten MTU-Aktien sogar ihre Konsolidierung beenden", hofft ein weiterer Händler. Die Papiere sprangen rund 3 Prozent an.

Fielmann steigert Marktanteil

Die Optikerkette Fielmann konnte trotz höherer Marktanteile den Gewinn zum Jahreauftakt kaum steigern. Der Konzernumsatz legte im 1. Quartal um 2,3 Prozent auf 277,8 Mio. Euro zu, wie der Konzern bekanntgab. Der Vorsteuergewinn wuchs um 0,5 Prozent auf 47,1 Mio. Euro. Unter dem Strich verdiente Fielmann wie im Vorjahresquartal 33,7 Mio. Euro. Damit lagen die Ergebnisse im Rahmen der Analystenschätzungen. Der lange Winter und drei Verkaufstage weniger als im Vorjahr hätten sich bemerkbar gemacht, so Fielmann.

Den Marktanteil konnte Fielmann steigern: Die Optikerkette verkaufte wie im Vorjahr 1,7 Millionen Brillen, gleichzeitig schrumpfte der gesamte Brillenmarkt dem Konzern zufolge jedoch um mehr als fünf Prozent. Fielmann sei zuversichtlich, seine Marktposition auszubauen, bekräftigte der Konzern.

Als solide und unspektakulär stufte ein Händler die Zahlen von Fielmann ein. Nachdem einige Analysten zuletzt vorsichtiger für den Jahresstart wurden, habe das Unternehmen den Konsens leicht übertroffen. So hatten die Analysten der Commerzbank etwa auch den langen Winter wie drei Arbeitstage weniger gegenüber 2012 als Belastungsfaktoren genannt. Die Titel büßten rund 2 Prozent ein.

Vossloh-Ergebnis bricht ein

Der Bahntechnikkonzern Vossloh litt indes weiter unter dem anhaltenden Preisdruck. Bei einem Umsatzplus von 4,5 Prozent auf 267,2 Mio. Euro ging der operative Gewinn (Ebit) im 1. Quartal um 4,7 Prozent auf 9,7 Mio. Euro zurück, wie das Unternehmen mitteilte. Netto brach das Ergebnis um 54 Prozent auf 2 Mio. Euro ein. Der Auftragseingang ging mit 252,9 Mio. Euro um mehr als ein Viertel zurück. Der hohe Auftragsbestand von 1,533 Mrd. Euro nach 1,594 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum stimmt den Vorstand zuversichtlich, seine Jahresziele zu erreichen.

Demnach peilt Konzernchef Werner Andree ein Umsatzplus von fünf bis zehn Prozent an - bei gleichzeitig stagnierendem Gewinn. Bei der Ebit-Marge rechnet er mit einem Rückgang auf etwa sieben Prozent. Bereits 2012 war die Rendite auf 7,8 von 8,1 geschrumpft. Der Kurs der Anteilsscheine kletterte um rund 1 Prozent.

Rhön-Klinikum kürzt Dividende

Nach einem turbulenten Jahr mit einem herben Gewinnrückgang will der Klinikbetreiber Rhön-Klinikum weniger Dividende zahlen. Nach 0,45 Euro je Aktie im Jahr 2011 sollen für das Vorjahr 0,25 Euro pro Anteilsschein an die Aktionäre ausgeschüttet werden, teilte Rhön-Klinikum mit.

Die ersten drei Monate des laufenden Geschäftsjahres schloss das Unternehmen wegen Kosten für die Restrukturierung von Kliniken mit einem Gewinnrückgang ab. Der Überschuss vor Minderheiten sank um 28,7 Prozent auf 24,3 Mio. Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) fiel um gut acht Prozent auf rund 75 Mio. Euro. Damit traf der Asklepios-Konkurrent die Erwartungen der Analysten. Dank gestiegener Patientenzahlen erhöhte sich der Umsatz um 10,2 Prozent auf 752,2 Mio. Euro. Siebert bestätigte den Ausblick vom Februar für das laufende Geschäftsjahr.

Als "in line" stufte ein Analyst die Zahlen ein. Das erste Quartal des Klinikbetreibers sei geprägt von Konsolidierungseffekten durch den Zukauf der Horst-Schmidt-Kliniken. Einen kleinen Wermutstropfen lieferte der Dividendenvorschlag, der unterhalb der Markterwartung liege. Die Aktien gaben rund 1 Prozent ab.

Software AG: Ebit stimmt

Die Software AG kam ebenfalls nur schleppend in Fahrt. Deutschlands zweitgrößter Softwarehersteller konnte zwar den Umsatz mit Produkten zur Optimierung von Geschäftsprozessen (BPE) deutlich steigern. Der Umsatz mit Datenbanken (ETS) ging dagegen deutlich zurück. Zudem wurde das wenig profitable Beratungsgeschäft weiter zurückgefahren. Konzernweit fiel der Umsatz im 1. Quartal um zwölf Prozent auf 224,9 Mio. Euro, wie das im TecDax notierte Unternehmen mitteilte. Experten hatten lediglich einen Rückgang um fünf Prozent erwartet.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging um rund ein Viertel auf 41,6 Mio. Euro zurück. Hier erfüllte die Software AG die Analystenprognose. Das Unternehmen bestätigte zudem seine Prognose für das laufende Jahr.

Etwas gemischt betrachteten Händler die Zahlen der Software AG. "Der Umsatz liegt deutlich unter Erwartung, das Ebit ist ok und der bestätigte Jahresausblick auch", sagte ein Marktteilnehmer: "Damit kann man sich heute aussuchen, in welche Richtung man die Aktie spielen will". Sehr gut sei allerdings der Kauf des US-Cloud-Providers LongJump, sagt ein anderer Händler: "Alle Kunden fragen derzeit nach dem Engagement im Modethema Big Data". Daher dürfte der Schritt von Software AG in diese Richtung als sehr zukunftsweisend und damit positiv aufgenommen werden. Die Anleger reagieren anders: Die Papiere büßten rund 3 Prozent ein.

Aixtron bleibt unter Druck

Die anhaltend schwache Nachfrage setzte dem defizitären Chipanlagen-Hersteller Aixtron schwer zu. Wie das Unternehmen mitteilte, trugen hohe Abschreibungen im vergangenen Quartal zu einem Betriebsverlust von 76,3 Mio. Euro bei. Er fiel damit deutlich höher aus als von Branchenexperten vorausgesagt. VAnalysten hatten im Schnitt mit einem negativen Ebit von lediglich 18,1 Mio. Euro gerechnet. Auch der Umsatz mit 40,2 Mio. Euro statt der von Analysten prognostizierten 49,2 Mio. Euro und der Auftragseingang mit 29,9 Mio. (34,4 Mio.) Euro lagen erheblich unter den Expertenerwartungen. An der Börse gaben die Titel rund 1 Prozent ab.

Adva mit Gewinneinbruch

Der Netzwerkausrüster Adva Optical erreichte im abgelaufenen Quartal sein Umsatzziel. Mit 77 Mio. Euro lagen die Erlöse am oberen Ende der prognostizierten Spanne. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Rückgang von 5,7 Prozent. "Der Rückgang ist auf eine kurzfristig geringere Gesamtmarktnachfrage zurückzuführen, die auf schwachen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und einer vorübergehenden Verschiebung der Investitionsschwerpunkte der Netzbetreiber basiert", sagte Finanzchef Jaswir Singh. Der Quartalsgewinn sank auf 0,8 Mio. Euro von 4,0 Mio. Euro.

Für das laufende Quartal sagte das Management einen Umsatz zwischen 73 Mio. und 78 Mio. Euro voraus. Das Betriebsergebnis soll auf Proforma-Basis in der Spanne von minus zwei bis plus zwei Prozent des Umsatzes liegen.

"Die Umsätze sind in line mit den Erwartungen ausgefallen", so DZ-Bank-Analyst Oliver Finger. Die operative Marge habe allerdings seine wie auch die Markterwartung deutlicher verfehlt. Der Ausblick des Unternehmens auf das 2. Quartal sei vorsichtig gehalten und liege deutlicher unter der Markterwartung. Nach den Zahlen wird der Analyst seine Schätzungen nach unten anpassen. Die Aktien verloren fast 3 Prozent.

Comdirect schlägt Mutter

Die Commerzbank-Tochter Comdirect verzeichnete wegen Investitionen in die IT und das Marketing einen Gewinnrückgang von mehr als zwanzig Prozent. Unterm Strich blieben im 1. Quartal 16,85 Mio. Euro. Damit steht sie aber besser da als der Mutterkonzern. Die Commerzbank selbst rechnet wegen der Kosten für ihren Stellenabbau mit einem Quartalsverlust. Die Papiere zeigten sich kaum verändert.

 

Quelle: ntv.de, bad/dpa/DJ/rts

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