Wirtschaft

Die Zahlenflut im Überblick Ur-Gesteine und Newcomer öffnen die Bücher

Wahrnehmen heißt Filtern: Wer die Signale am Markt verstehen will, muss sich auf die wichtigen Details konzentrieren.

Wahrnehmen heißt Filtern: Wer die Signale am Markt verstehen will, muss sich auf die wichtigen Details konzentrieren.

(Foto: Reuters)

Im deutschen Aktienhandel geht ein Hagel an Impulsen auf die Anleger nieder: Neben den Ergebnissen von BMW und Beiersdorf wirft eine ganze Reihe weiterer Konzerne - etwa aus dem MDax - ihre Zahlen auf den Markt. Auch in den USA dauert die Berichtssaison an. Wer verdient warum wie viel?

Der Dienstag beginnt für Börsianer mit einer prall gefüllten Agenda: Allein im im deutschen Leitindex Dax legen mit Beiersdorf, BMW, Fresenius und der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) vier Schwergewichte ihre Quartalszahlen vor. Hinter der ersten Reihe geht es munter weiter: Hier öffnen prominente Namen wie der Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck, der Versicherungsriese Hannover Rück, die Kupferhütte Aurubis und der Bezahlsender Sky Deutschland ihre Bücher. Und in den USA zeigt etwa das Ur-Gestein AOL, ob es wieder trendy ist. Angesichts dieser schwer überschaubaren Zahlenflut lohnt ein sortierter Blick auf die wichtigsten Ergebnisse:

Fresenius feiert Rekordergebnis

Gute Geschäfte mit Nachahmermedikamenten und Krankenhäusern verleihen dem Gesundheitskonzern Fresenius Rückenwind. Der bereinigte Gewinn sei in den ersten neun Monaten um 10 Prozent auf 753 Millionen Euro gestiegen, teilte das Unternehmen mit Sitz im hessischen Bad Homburg mit. Dies sei das höchste Konzernergebnis in der Firmengeschichte. Der Umsatz kletterte um 7 Prozent auf 15 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr bekräftigte Konzernchef Ulf Schneider die bisher ausgegebenen Ziele. Der Gewinn soll demnach währungsbereinigt um elf bis 14 Prozent steigen, der Umsatz um sieben bis zehn Prozent.

FMC spürt Sparzwang in den USA

Die Kürzungen im US-Gesundheitssystem halten derweil die ebenfalls im Dax notierte Fresenius-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) in Atem. Der Gewinn stieg im dritten Quartal lediglich um ein Prozent auf 273 Millionen Dollar, wie der weltgrößte Dialysekonzern mitteilte. Für das laufende Jahr geht das Unternehmen weiter von einem Gewinn von 1,1 bis 1,15 Milliarden Dollar aus, rechnet allerdings nur noch damit, "das untere Ende dieser Spanne zu erreichen". FMC bekommt zu spüren, dass die USA wegen der Haushaushaltskürzungen seit April weniger Geld für die Behandlung von staatlich krankenversicherten Patienten bezahlt. Zudem sind die Kosten gestiegen.

Der Konzerumsatz vom FMC kletterte im dritten Quartal um 7 Prozent auf 3,67 Milliarden Dollar. Im Gesamtjahr geht der Konzern weiter von einem Umsatz von mehr als 14,6 Milliarden Dollar aus. Die durchschnittliche Vergütung pro Dialyse-Behandlung in den USA - eine der wichtigsten Kennzahlen in der Branche - stieg im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 10 Dollar auf 359 Dollar. Die Kosten pro Behandlung nahmen allerdings um 12 Dollar auf 293 Dollar zu.

HeidelDruck gelingt das Comeback

Das Sparprogramm zeigt Wirkung: Der Maschinenbauer Heidelberger Druckmaschinen ist nach jahrelangen Verlusten im zurückliegenden Quartal wieder in den Bereich der schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Hoffnung setzt der Weltmarktführer für Bogendruckmaschinen zudem in eine Kooperation mit der japanischen Fujifilm beim sogenannten "Inkjet-Druck", um im Werbe- und Verpackungsdruck stärker zu werden. "Durch die Inkjet-Technologie von Fujifilm können wir auf unseren Erfahrungen im Digitaldruck aufbauen und so schnell in das High-End-Segment vorstoßen. Unser Ziel ist es, auch im wachsenden Digitaldruckmarkt ein Global Player zu werden", sagte Vorstandschef Gerold Linzbach.

Von Juli bis September verbesserte sich das operative Ergebnis ohne Sondereinflüsse (Ebit) auf 13 Millionen Euro, nach einem Verlust von 7 Millionen Euro im Vorjahresquartal, wie Heidelberger Druck mitteilte. Der Umsatz lag jedoch mit 593 Millionen Euro gut 100 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert. Das liege zum Teil an der Schwäche des japanischen Yen und des Dollar gegenüber dem Euro.

Der Druckmaschinenbauer mit Sitz in Heidelberg sieht sich weiter auf Kurs, im laufenden Geschäftsjahr erstmals seit dem Geschäftsjahr 2007/2008 wieder einen Jahresüberschuss zu erzielen. Die Profitabilität im ersten Halbjahr habe sich deutlich verbessert, erklärte Linzbach. "Unsere Zuversicht, im Folgejahr nochmal deutlich zulegen zu können, wächst angesichts der Verbesserungen auf allen Ebenen."

Kupferpreis belastet Aurubis

Europas größte Kupferhütte Aurubis verbucht im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/13 einen Gewinnrückgang. Das operative Ergebnis ist auf 111 Millionen Euro von 296 Millionen im Vorjahr geschrumpft. Als Gründe gibt Aurubis eine schwächere Nachfrage nach Kupferprodukten sowie geringere Preise für Schwefelsäure und Recyclingkupfer an. Hinzu kamen Restrukturierungskosten und Belastungen wegen eines Stillstandes der Primärkupfererzeugung in Hamburg. Dadurch entsteht im Schlussquartal von Juli bis September ein Vorsteuerverlust von 22 Millionen Euro.

Hagelschaden belastet Hannover Rück

Die Häufung von Großschäden über die Sommermonate hat beim weltweit drittgrößten Rückversicherer Hannover Rück Spuren hinterlassen. Der Nettogewinn schrumpfte im dritten Quartal um 23 Prozent auf 205,5 Millionen Euro, wie der Konzern mitteilte. Das war etwas stärker als von Analysten erwartet. Im Gesamtjahr peilt Hannover Rück aber weiter rund 800 Millionen Euro an. 2014 sollen es dann trotz eines anhaltend starken Wettbewerbs in der Schaden-Rückversicherung etwa 850 Millionen Euro Nettogewinn sein.

Größter Einzelschaden war der Hagelsturm "Andreas" in Deutschland, der für die Hannover Rück zu einer Nettobelastung von 64 Millionen Euro führte. Insgesamt belief sich die Großschadenbelastung per Ende September auf 446,7 Millionen Euro. Das war zwar deutlich höher als im Vorjahr, lag aber im Rahmen der Konzernerwartungen.

Auch im laufenden Schlussquartal kommt auf die Versicherungsbranche noch einiges zu: So war Ende Oktober Herbststurm "Christian" über Großbritannien, Frankreich, Belgien, die Niederlande, Dänemark und Deutschland hinweggefegt. Die Schäden waren beträchtlich. Nach Schätzungen des Versicherungsbrokers Willis Re könnte der Orkan die Versicherer bis zu 1,3 Milliarden Euro kosten. Allein für Deutschland, wo vor allem der Norden betroffen war, gehen die Experten von 250 bis 400 Millionen Euro aus.

Symrise koppelt sich erfolgreich ab

Der Duft- und Aromenhersteller Symrise hat dank Zukäufen und starker Geschäfte in den USA mehr verdient. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei in den ersten neun Monaten um 10 Prozent auf 290,2 Millionen Euro gestiegen, wie das Unternehmen aus dem niedersächsischen Holzminden mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem operativen Gewinn von 288 Millionen Euro gerechnet. Der Überschuss nahm um 11 Prozent auf 139,9 Millionen Euro zu.

"Von der leichten konjunkturellen Abkühlung in einzelnen Märkten konnten wir uns erfolgreich abkoppeln", erklärte Konzernchef Heinz-Jürgen Bertram. Neue Anlagen für Menthol seien gut ausgelastet gewesen. Zudem trieben Bertram zufolge zum Jahrestart erworbene Duftstoffgeschäfte in den USA die Ergebnisse an. Zum Gesamtjahr äußerte sich Symrise positiv. Das Unternehmen will dieses Jahr stärker wachsen als der Weltmarkt für Duft- und Aromenstoffe. Symrise bestätigte zudem seine Mittelfristziele bis 2020.

Sky Deutschland bestätigt den Ausblick

Der Pay-TV-Sender Sky Deutschland hat seinen Betriebsgewinn im dritten Quartal stärker gesteigert als erwartet. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 57 Prozent auf 29,2 Millionen Euro zu, wie die Tochter des US-Fernsehkonzerns 21st Century Fox von Rupert Murdoch mitteilte. Der Nettoverlust sank allerdings nicht so stark, wie Branchenexperten erwartet hatten. Er ging um 14 Prozent auf 14,2 Millionen Euro zurück. Das Unternehmen bestätigte seine Prognose, wonach das Ebitda im Gesamtjahr 2013 positiv sein und danach stark weiterwachsen werde. Analysten hatten mit einem Ebitda von 24,2 Millionen und einem Nettoverlust von 13,3 Millionen Euro gerechnet.

Pfeiffer wird pessimistisch

Der Spezialpumpen-Hersteller Pfeiffer Vacuum blickt nach dem dritten Quartal wieder deutlich vorsichtiger auf die Ziele für das Gesamtjahr. "In Bezug auf das Gesamtergebnis für 2013 gehen wir davon aus, dass der Umsatz das untere Ziel der angepeilten Spanne von 420 Millionen Euro bis 450 Millionen Euro erreichen wird", erklärte Unternehmenschef Manfred Bender. Im dritten Quartal machte das TecDax-Unternehmen mit Sitz im mittelhessischen Aßlar rund 99,9 Millionen Euro Umsatz und damit knapp 11 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Überschuss sank um 13,1 Prozent auf rund 10 Millionen Euro.

Freenet mit Gewinnsprung

Der Mobilfunkanbieter Freenet steigert im dritten Quartal Umsatz und Gewinn: Das Nettoergebnis schießt um 30 Prozent auf 63,6 Millionen Euro in die Höhe. Es liegt damit über den Analystenschätzungen von 58 Millionen Euro. Der Gewinn vor Abschreibungen und Wertminderungen, Zinsen und Steuern (EBITDA) verharrt mit 92,6 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Analysten waren da skeptischer gewesen und hatten einen EBITDA von 90,9 Millionen Euro vorausgesagt. Freenet setzt in den Monaten Juli bis September mit 789,6 Millionen Euro rund vier Prozent mehr um. Damit bleibt der Umsatz jedoch unter den Expertenschätzungen von 803 Millionen Euro.

AOL im Blick der US-Anleger

Die Neuaufstellung seiner lokalen amerikanischen Nachrichtenwebseiten verhagelt dem Internetkonzern AOL das Ergebnis. Im dritten Quartal bricht der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 21 Millionen auf unterm Strich 2 Millionen Dollar (1,5 Mio Euro) ein. AOL hat nach US-Medienberichten hunderte Mitarbeiter seines Nachrichten-Netzwerks Patch entlassen, einzelne Seiten geschlossen und kooperiert bei anderen nun mit Partnern. Patch soll dadurch profitabel arbeiten. Zunächst ging der Umbau aber kräftig ins Geld.

Nyse Euronext mit Gewinnplus in Börsenehe

Kurz vor der Übernahme durch die Rohstoffbörse Intercontinental Exchange wartet Nyse Euronext mit einem höheren Gewinn auf. Der Betreiber des berühmten Handelssaals an der Wall Street verdient im dritten Quartal unterm Strich 178 Millionen Dollar (132 Millionen Euro) und damit 65 Prozent mehr als im Vorjahreszeitzeitraum. Der Zuwachs gelang vor allem durch geringere Kosten und eine Steuergutschrift. Der Umsatz schrumpfte dagegen leicht auf 890 Millionen Dollar.

Schwellenländer bremsen Holcim

Die Konjunkturdelle in Schwellenländern wie Indien und Mexiko bremst den Baustoffkonzern Holcim. Der Umsatz des Weltmarktführers sank Unternehmensangaben zufolge in den ersten neun Monaten 2013 um 6,1 Prozent auf 14,9 Milliarden Franken. Kostensenkungen verhalfen Holcim dagegen zu einem Anstieg des Reingewinns um ein Drittel auf 1,04 Milliarden Franken.

Für das Gesamtjahr 2013 erwartet der Züricher Konzern, der mit einem Kieswerk am Rhein unter anderem auch Gold fördert, weiterhin ein organisches Wachstum von betrieblichem Ebitda und Betriebsgewinn. Die Absatzmengen von Zement, Zuschlagstoffen und Transportbeton dürften die Vorjahreswerte dagegen verfehlen. Holcim konkurriert unter anderem mit dem deutschen Baustoffkonzern HeidelbergCement, der seinen eigenen Neunmonatsbericht für den 7. November angekündigt hat.

Pirelli senkt den Daumen

Der starke Euro und Gegenwind auf dem russischen Markt durchkreuzen die Jahresziele des italienischen Reifenherstellers Pirelli. Der Continental-Rivale erwartet für 2013 nur noch einen Umsatz von 6,2 (bisherige Prognose: 6,3 bis 6,35) Milliarden Euro und einen Betriebsgewinn von 790 (810) Millionen Euro. Zur Begründung verweist das Management auf den starken Euro, der auf die Erlöse im wichtigsten Markt Lateinamerika drücke. Außerdem hätten sich die Aussichten für den Reifenmarkt in Russland geändert. Der Reingewinn im dritten Quartal liegt mit 108 Millionen Euro über den Erwartungen von Analysten.

Aluminium aus Österreich

Sinkende Aluminiumpreise durch hohe Überkapazitäten im Markt haben der österreichischen Amag auch im dritten Quartal zu schaffen gemacht. Trotz eines Gewinnrückgangs verdiente der österreichische Aluminiumkonzern im zurückliegenden Vierteljahr aber mehr als von Analysten erwartet: Der Gewinn schrumpfte um knapp 15 Prozent auf 15,8 Millionen Euro, wie der Alu-Konzern mitteilte. Experten hatten lediglich mit knapp 14 Millionen Euro gerechnet.

Amag produziert aus Aluminiumschrott hochwertige Gieß- und Walzprodukte - die dann etwa in Autos oder Flugzeugen zum Einsatz kommen. Zudem ist die Firma mit 20 Prozent an einer Aluminium-Produktionsanlage in Kanada beteiligt. Weil es weltweit derzeit allerdings mehr Aluminium gibt, als benötigt wird, sinken die Preise - seit Jahresbeginn um rund 15 Prozent.

An den schwierigen Rahmenbedingungen werde sich so rasch nichts ändern, erklärte Amag. "Erste Anzeichen für den Fortbestand der niedrigen Aluminiumpreise und der angespannten Margensituation in den Segmenten Gießen und Walzen deuten auf ein schwieriges Umfeld in 2014 hin", hieß es in der Mitteilung. Für das laufende Jahr geht der Konzern unverändert von einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 116 bis 121 Millionen Euro aus - nach 134 Millionen Euro im Vorjahr. In den ersten drei Quartalen schrumpfte das Ebitda um gut ein Zehntel auf 98,3 Millionen Euro, während der Absatz um drei Prozent zulegte.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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