Wirtschaft

"Zuversicht erreicht die Realwirtschaft" Ifo-Index drückt nach oben

Jeder Zentimeter Kraft und Stärke: "Das spricht für eine gemächliche, wohlige Aufwärtsbewegung der Konjunktur und gegen ein kurzfristig aufloderndes Strohfeuer."

Jeder Zentimeter Kraft und Stärke: "Das spricht für eine gemächliche, wohlige Aufwärtsbewegung der Konjunktur und gegen ein kurzfristig aufloderndes Strohfeuer."

(Foto: REUTERS)

Es ist der erste Pegelstand aus dem neuen Wirtschaftsjahr, und er fällt überraschend zuversichtlich aus: In München legen die Konjunkturexperten des Ifo-Instituts das Januarergebnis ihrer monatlichen Stimmungsumfrage vor.

Der Start ins Jahr läuft rund, die deutsche Wirtschaft legt einen prächtigen Auftakt hin. Der Ifo-Index zum Geschäftsklima in Deutschland kletterte im Januar von zuletzt 109,5 Zählern im Dezember auf aktuell 110,6 Punkte, wie das Ifo-Institut im Rahmen seiner monatlichen Konjunkturumfrage mitteilte. Das wichtigste Stimmungsbarometer der deutsche Wirtschaft kletterte damit auf den höchsten Stand seit etwa zweieinhalb Jahren.

Der Anstieg lag deutlich über den Erwartungen: Im Vorfeld befragte Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Plus auf 110,0 Zählern gerechnet. "Die Erwartungen an den weiteren Geschäftsverlauf waren fast drei Jahre lang nicht mehr so optimistisch wie heute", erklärte Ifo-Präsident Hans Werner Sinn. "Die deutsche Wirtschaft startet hoffnungsfroh ins neue Jahr."

Bei n-tv sagte Sinn: "Es geht uns konjunkturell sicherlich gut, während es den anderen Ländern in der Eurozone nicht so gut geht. Das liegt daran, dass das Kapital sich jetzt immer mehr so aus Deutschland raustraut. Deutschland ist der große Kapitalexporteur - immer noch."

Starker Ausblick bis in den Sommer

Die rund 7000 befragten Manager schätzten im Januar sowohl die Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate günstiger ein, hieß es. Der Index hält sich bereits seit März 2010 über der Marke von 100 Punkten. Den letzten kleinen Rückgang hatte der Index im Oktober vergangenen Jahres verzeichnet. Erst nach drei Veränderungen in eine Richtung sprechen Volkswirte von einer möglichen Trendwende.

"Die Zukunftszuversicht der Unternehmen nimmt weiter zu - auch im Januar überdurchschnittlich stark", erklärte Dekabank-Ökonom Andreas Scheuerle in einer ersten Reaktion. "Die Lageeinschätzung kann damit noch nicht mithalten, obwohl auch sie im Steigen begriffen ist. Während die Erwartungen nicht einmal mehr zwei Punkte unter dem alten Hoch liegen, beträgt der Abstand der Lagebeurteilung fast elf Punkte." Die Zuversicht der Unternehmen komme in der Realwirtschaft an, allerdings in kleinen Portionen, betonte Scheuerle. "Doch wer sparsam ist, hat länger etwas davon. Das spricht für eine gemächliche, wohlige Aufwärtsbewegung der Konjunktur und gegen ein kurzfristig aufloderndes Strohfeuer."

"Solange China stabil bleibt"

"Deutschland startet mit Schwung ins neue Jahr", bestätigte KfW-Volkswirt Jörg Zeuner. "Die Chancen stehen sehr gut, dass wir nach zwei schwachen Jahren 2014 wieder über Potenzial wachsen. Ich gehe von einem Realwachstum um 2 Prozent aus, auch dank einer Erholung der Investitionen. Die Importe dürften etwas stärker zulegen als die Exporte, so dass sich der enorm hohe Leistungsbilanzüberschuss reduziert. Bedingung ist für den Optimismus aber, dass es in Europa nicht zu unerwarteten Rückschlägen kommt."

Nordea-Ökonom Holger Sandte lenkte die Aufmerksamkeit dagegen auf die Auswirkungen der deutschen Stärke für das gemeinsame Währungsgebiet: "Deutschland bleibt das Zugpferd des Euroraums", sagte Sandte. "Die Verbesserung der Lagekomponente deutet auf anziehendes Wachstum hin. Ich erwarte für das erste Quartal eine Beschleunigung des Wachstums auf 0,4 Prozent zum Vorquartal. Die Unruhe in einigen Schwellenländern könnte sich in den nächsten Monaten negativ auswirken, aber solange China stabil bleibt, wird es wohl so gravierend nicht werden. Zudem arbeiten sich etliche Euroländer langsam aus der Krise. Es sieht insgesamt gut aus für die deutsche Wirtschaft."

Im Dezember war der Ifo-Index wie erwartet leicht um 0,2 auf 109,5 Punkte gestiegen. Die rund 7000 befragten Manager schätzen ihre Geschäftslage zwar etwas ungünstiger ein als zuletzt. Sie beurteilen ihre Aussichten für die kommenden sechs Monaten aber erneut besser. "Es wird ein reich gedeckter Gabentisch erwartet", hatte Ifo-Chef Sinn die Lage vor dem Jahreswechsel beschrieben. Die Stimmung sei so gut wie seit April 2012 nicht mehr.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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