Wirtschaft

Mehr Schein als Sein Deutscher Automarkt kriselt

BMW bekommt Absatzprobleme. Opel hat sie seit längerem. Audi kann sich noch dagegen stemmen.

BMW bekommt Absatzprobleme. Opel hat sie seit längerem. Audi kann sich noch dagegen stemmen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Audi und Kia hui, Opel und BMW pfui: So lässt sich die Entwicklung der Neuzulassungen auf dem deutschen Automarkt zusammenfassen. Allerdings wird deutlich, dass die Absatzkrise auch hierzulande immer mehr Fuß fasst. Allein im Mai sinkt die Zahl der zugelassenen Neuwagen um fünf Prozent. Das wirkt sich auch auf die Produktion aus.

Der erste Lack ist ab, denn die Absatzkrise am Automarkt in Westeuropa hat nun auch Deutschland erreicht. Nach Monaten mit stabiler Nachfrage schrumpften die Neuzulassungen in Deutschland im Mai um knapp fünf Prozent auf 290.000 Fahrzeuge, wie das Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) mitteilte. "Die Kunden werden mit den Nachrichten aus Südeuropa vorsichtiger und denken länger über einen Autokauf nach", sagte Marktexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Dudenhöffer, der das Car-Institut an der Uni Duisburg-Essen leitet, verwies darauf, dass der Mai durch zwei Feiertage weniger Verkaufstage hatte. Bereinigt um diesen Effekt sei der Rückgang binnen Jahresfrist weniger stark. Die Marktschwäche sei aber deutlich spürbar. Dies sei auch an höheren Preisabschlägen abzulesen, mit denen die Hersteller versuchten, die Kundschaft bei der Stange zu halten.

Nachfrage steht auf der Kippe

Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach rechnet in den nächsten Monaten nicht mit einer Erholung. Die Pkw-Nachfrage stehe auf der Kippe. "Im Moment zieht noch, dass wir weniger Arbeitslosigkeit haben", sagte der Wissenschaftler. Bislang hatte sich Europas größter Pkw-Markt als relativ stabil erwiesen, während in Südeuropa wegen der hohen Arbeitslosigkeit kaum noch Neuwagen verkauft werden.

Die schwache Nachfrage in Südeuropa drückte den Export. Nach Angaben des Branchenverbandes VDA wurden im Mai mit knapp 348.000 Fahrzeugen 13 Prozent weniger ins Ausland geliefert als vor Jahresfrist. "Der Pkw-Weltmarkt bleibt auf Wachstumskurs, aber Westeuropa macht uns zunehmend Sorge", erklärte VDA-Präsident Matthias Wissmann. Er rief Europas Staaten auf, rasch eine gemeinsame Strategie zu finden, um die Schuldenkrise zu lösen.

Audi vor BMW

Wegen des schwächeren Exports, bislang Hauptstütze zur Auslastung der Pkw-Werke im Inland, verringerte sich die Produktion im Mai um 17 Prozent auf 450.000 Einheiten. Insbesondere bei der Produktion wirkten sich laut VDA die beiden fehlenden Arbeitstage aus. Seit Jahresbeginn liefen knapp 2,375 Millionen Fahrzeuge von den Bändern der Autobauer, das sind zwei Prozent weniger als vor Jahresfrist.

Von dem Absatzrückgang hierzulande blieben Premiummarken wie Porsche mit plus zwölf Prozent und Audi mit plus sechs Prozent verschont. Daimler konnte den Absatz seiner Oberklassemarke Mercedes nahezu stabil halten (minus 0,1 Prozent). BMW brachte dagegen 5,3 Prozent weniger von seinen Wagen an die Kunden.

Opel-Talfahrt geht weiter

Bei der angeschlagenen GM -Tochter Opel setzte sich die Talfahrt im Mai fort (minus elf Prozent), deren Marktanteil stabilisierte sich bei 7,2 Prozent. Noch stärker gingen die Neuzulassungen bei Peugeot mit minus 17 Prozent zurück. Damit warten die beiden ohnehin schon schwachen Partnern weiter vergebens auf Entspannung. Opel und Peugeot haben eine Allianz gebildet, um in den nächsten Jahren Boden gut zu machen. Das erste Auto auf einer gemeinsamen Architektur wird aber erst 2016 erwartet. Bis dahin müssen beide alleine sehen, dass sie ihre Kosten in Griff bekommen.

Während Marktführer VW (im Mai minus 6,9 Prozent) seit Jahresbeginn immerhin ein kleines Zulassungsplus erzielte, lagen Opel und Peugeot in den ersten fünf Monaten knapp zehn und acht Prozent unter dem Vorjahreszeitraum.

Zugleich holen die koreanischen Marken Hyundai und Kia in großen Schritten auf. Hyundai steigerte sich dank seiner preiswerten und zuverlässigen Kompakt- und Kleinwagen seit Jahresbeginn um 14 Prozent, Kia legte sogar um mehr als die Hälfte zu.

Quelle: ntv.de, rts

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