Wirtschaft

4 Milliarden und 0 Zinsen Deutsche Schulden für lau

Deutschland profitiert als "sicherer Hafen".

Deutschland profitiert als "sicherer Hafen".

(Foto: REUTERS)

Kostenlos Geld verleihen? Viele Investoren machen das derzeit, denn dank der Euro-Schuldenkrise stehen Sicherheit und Kapitalerhalt hoch im Kurs. Deutschland profitiert davon. Zum zweiten Mal kommt eine Null-Zins-Anleihe auf den Markt - und ist erneut überzeichnet.

Der deutsche Staat hat erneut mit einer weiteren Null-Zins-Anleihe Milliarden Euro bei Investoren eingesammelt. Die Versteigerung der Bundesschatzanweisungen mit einer Laufzeit von zwei Jahren spülte knapp 4,1 Mrd. Euro in die Kassen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Das teilte die für das Schuldenmanagement des Bundes zuständige Finanzagentur mit. Der Appetit der Anleger auf die Papiere ließ aber nach. Die Nachfrage übertraf das Angebot noch um das 1,5-fache.

Im Mai hatte die Finanzagentur zum ersten Mal überhaupt eine Null-Zins-Anleihe begeben. Damals war die Versteigerung 1,7-fach überzeichnet, die letzte Aufstockung des Volumens im Juli sogar um das 2,0-fache.

"Purer Kapitalerhalt"

"Es gibt immer noch Leute, die ihr Geld kostenlos verleihen, aber immerhin müssen sie für die Ehre nicht auch noch draufzahlen", sagte Investec-Analystin Elisabeth Afseth angesichts vorangegangener Auktionen, bei denen Investoren dem Staat sogar eine Prämie zahlten. "Die Nachfrage ist etwas zurückgegangen, aber noch immer ordentlich."

Weil Investoren wegen des ungewissen Ausgangs der Schuldenkrise nach einem sicheren Parkplatz für ihr Geld suchen, legen sie es in der als sicherer Hafen geltenden Bundesrepublik an. "Für die Anleger geht es um den puren Kapitalerhalt", begründete Commerzbank-Analyst David Schnautz das Interesse der Investoren. "Bei deutschen Papieren können sie sicher sein, das eingesetzte Geld in voller Höhe zurückzubekommen."

Die Finanzagentur orientiert sich bei der Festlegung des Zinskupons am Markt. Dort lag der Zins zu Wochenbeginn sogar im Minus. "Der Bund beabsichtigt aber nicht, Bundeswertpapiere mit negativen Kupons zu begeben", sagte ein Sprecher der Finanzagentur. "Ein Kupon von null Prozent stellt insoweit eine Untergrenze dar."

Des einen Freud ...

Während der Finanzminister Milliarden an Kosten spart, stellt das niedrige Zinsniveau für Lebensversicherer und Pensionsfonds ein großes Problem dar. Sie sind aufsichtsrechtlich verpflichtet, einen Großteil ihres Geldes in möglichst ausfallsichere Staatsanleihen zu stecken. Da die Inflationsrate in Deutschland derzeit bei gut zwei Prozent liegt, liegen die Realzinsen im negativen Bereich. Für Lebensversicherer ist es damit schwierig, hohe Renditeversprechen einzuhalten.  

Der Bund muss sich in diesem Jahr rund 260 Mrd. Euro von Investoren holen, um Altschulden zu tilgen und das Haushaltsloch zu schließen. Etwa 58 Mrd. Euro sollen die zweijährigen Bundesschatzanweisungen in die Kasse spülen. Die neuen Papiere sollen im September und Oktober jeweils um bis zu fünf Milliarden Euro aufgestockt werden.

Quelle: ntv.de, rts/AFP

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