Wirtschaft

US-Kunden vor die Tür gesetzt Deutsche Banken kündigen Depots

(Foto: picture alliance / dpa)

Tausenden Depotinhabern - egal ob vermögende Kundschaft oder einfacher Privatkunde - flattern Kündigungen der Deutschen Bank oder der Unicredit-Tochter HVB ins Haus. Betroffen sind Depots amerikanischer Staatsbürger in Europa. Die deutschen Institute ziehen wegen immer schärferer Meldepflichten in den USA die Reißleine.

Verschärfte Meldepflichten an die amerikanischen Behörden vermiesen deutschen Großbanken die Lust auf US-Kunden. Markführer Deutsche Bank und die Unicredit-Tochter HVB bestätigten, dass sie Wertpapierdepots amerikanischer Staatsbürger in Europa reihenweise kündigten. Der bürokratische Aufwand für diese sogenannten Offshore-Depots stehe in keinem Verhältnis mehr zu den daraus erwirtschafteten Gewinnen, hieß es zur Begründung.

Die Deutsche Bank zog deshalb schon im Sommer die Reißleine, die HVB folgt nun zum Jahreswechsel. Betroffen sind tausende Depotinhaber, die vermögende Kundschaft ebenso wie einfache Privatkunden. Girokonten sowie herkömmliche Spar- und Festgeldanlagen bleiben dagegen außen vor.

Commerzbank überlegt noch

Die Deutsche Bank erklärte, sie sehe sich zu dem Schritt gezwungen. "Dies hat jedoch nur einen geringen Teil unserer Kunden betroffen und bezog sich ausschließlich auf deren Depot-Verbindung zu unserem Haus." Ähnlich äußerte sich ein HVB-Sprecher.

Die Auflagen aus den USA würden seit Jahren immer schärfer, zur Bearbeitung brauche man mitunter schon eigene Programme. Die Commerzbank prüft noch, ob sie bei den Depot-Kündigungen nachzieht. Über den Unmut der deutschen Banken hatte zuvor auch die "Financial Times Deutschland" berichtet.

Wirtschaftliche Motive

Ganz überraschend kommt der Rückzug nicht. Seit diesem Jahr verpflichtet die US-Finanzverwaltung Kreditinstitute von US-Steuerpflichtigen dazu, bei Wertpapierveräußerungen Gewinne und Verluste genau aufzuschlüsseln und diese zusammen mit zahlreichen weiteren Daten über den Atlantik zu senden. Zudem will die US-Regierung voraussichtlich ab 2013 über den "Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) die Gesetze verschärfen, um Steuerhinterziehung von US-Bürgern über Auslandsanlagen einen Riegel vorzuschieben. Das geht für die Banken außerhalb der Vereinigten Staaten mit zusätzlichen Dokumentations- und Meldepflichten einher.

Nur wenn ein US-Amerikaner bei einer deutschen Bank in New York ein Depot eröffnet, ist er von den Regelungen nicht betroffen. Das legt die Vermutung nahe, dass am Ende auch handfeste wirtschaftliche Motive eine Rolle spielen, wie Banker hinter vorgehaltener Hand sagen: "Die Amerikaner wollen das Anlagevermögen im eigenen Land halten und sehen es nicht gerne, wenn die US-Kunden ihr Geld im Ausland parken."

Auch bei den Schweizer Banken hat der Druck der US-Steuerbehörden ein Umdenken ausgelöst. In den vergangenen Jahren zogen sich die meisten Institute aus dem grenzüberschreitenden Geschäft mit US-Kunden zurück, zuletzt die Credit Suisse. Die Verwaltung unversteuerter Gelder ist ihnen inzwischen zu heiß, die Betreuung von Amerikanern unter Einhaltung aller Regeln zu aufwändig. Zu den verbleibenden Anbietern gehören noch die UBS sowie die Vermögensverwalter Vontobel und Pictet.

Quelle: ntv.de, rts

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