Wirtschaft

Lager in London geplant Deutsche Bank im Goldrausch

Sicher ist sicher: Bei der Deutschen Bank kann man bald seine Scherflein ganz haptisch horten.

Sicher ist sicher: Bei der Deutschen Bank kann man bald seine Scherflein ganz haptisch horten.

"Einfach wie ein Seehund hineintauchen": Das liebste Hobby von Dagobert Duck könnte sich auch die Vorstandsriege der Deutschen Bank zu Eigen machen: Das Institut will vom aktuellen Goldrausch nicht nur als Anbieter von Finanzprodukten, sondern auch als Vermieter hochgesicherter Lagerstätten profitieren. Dazu soll ein Gold-Tresor in Großbritannien gebaut werden.

Die Deutsche Bank will aus der boomenden Gold-Nachfrage mehr Kapital schlagen und baut ein Lager für Edelmetalle auf. Der Gold- und Silberspeicher werde von der weltgrößten Sicherheitsfirma G4S errichtet, teilte der Chef des weltweiten Metallhandels der Deutschen Bank, Raymond Key, mit. "Dies ist ein wichtiger Schritt für die fortlaufenden Anstrengungen der Deutschen Bank, eine physische Präsenz bei Edelmetallen aufzubauen." Kunden wollten ihre materiellen Besitztümer an verschiedenen Orten lagern. Wie viel die Deutsche Bank für die neue Lagerstätte bezahlt, ist nicht bekannt.    

Gold, Feinunze
Gold, Feinunze 2.337,95

Unternehmenskreisen zufolge wird der Speicher in London eingerichtet. Die britische Hauptstadt ist Zentrum des weltweiten Goldhandels. Der Platz für die Lagerung des Edelmetalls ist jedoch knapp. Nach Angaben der "Financial Times", die zuerst von den Plänen der Deutschen Bank berichtete, will auch Barclays Capital im Sommer einen Tresor in London eröffnen. Ebenso prüfe der US-Sicherheitskonzern Brink's den Bau einer weiteren Lagerstätte.

Laut G4S begannen die Verhandlungen mit dem größten deutschen Finanzinstitut über den Tresor-Bau vor drei Jahren, als die Wirtschaftskrise eine höhere Nachfrage nach Edelmetallen auslöste. Nun sei ein Zehn-Jahres-Vertrag unterzeichnet worden.

Die Nachfrage nach Gold ist im Zuge der europäischen Staatsschuldenkrise deutlich gestiegen. Investoren flüchten in das als Krisenwährung geltende Edelmetall. Anfang September hatte der Goldpreis seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht, bei 1920 Dollar je Feinunze (etwa 31 Gramm). Derzeit kostet Gold etwa 1660 Dollar je Unze. Experten schließen aber einen erneuten Preisanstieg nicht aus.

Zurückhaltung bei Nahrungsmitteln

Bei anderen Rohstoffen will sich die Deutsche Bank dagegen künftig zurückhalten: Nach Kritik von Verbraucherschützern sollen die Spekulationen auf Nahrungsmittel zurückgefahren werden. Da immer wieder Menschen unter Lebensmittelmittelknappheit leiden, werde die Bank in diesem Jahr keine neuen börsengehandelten Anlageprodukte auf der Basis von Grundnahrungsmitteln auflegen, heißt es in ihrem Bericht für gesellschaftliche Verantwortung.

In dem Report "Die Hungermacher" hatte zuvor die Organisation Foodwatch Institute wie die Deutsche Bank und Goldman Sachs kritisiert, auf Kosten der Armen mit Lebensmitteln zu spekulieren und dadurch die Preise nach oben zu treiben. "Die Spekulationen mit Lebensmitteln wie Mais, Soja und Weizen an Rohstoffbörsen stehen im dringenden Verdacht, diese Armut und den Hunger mitverursacht zu haben", heißt es in dem Bericht.

Verdammen will Deutschlands größte Bank, die einen großen Teil ihres Gewinns mit dem Investmentbanking verdient, den spekulativen Handel allerdings nicht: "Darüber, dass die Derivatemärkte - durch Futures, Optionen, Swaps und andere Finanzinstrumente - die Absicherung von Preisen ermöglichen, besteht weithin Übereinstimmung", heißt es im Bericht der Bank. Diese Instrumente erhöhten grundsätzlich auch die Liquidität an den Märkten, indem sie Verkäufer und Käufer zusammenführen, und reduzierten dadurch Preisschwankungen.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts/DJ

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