Wirtschaft

Fitschen erwartet Bankensterben Deutsche Bank fürchtet Google

Fürchtet sich vor Konkurrenz aus dem Internet und den Schwellenländern: Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen.

Fürchtet sich vor Konkurrenz aus dem Internet und den Schwellenländern: Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Deutsche-Bank-Co-Chef Fitschen warnt vor der Konsolidierung in der Bankenbranche: Zunehmende Konkurrenz von Internetriesen wie Google und Microsoft und aufstrebenden Finanzgiganten aus China, Indien und Brasilien machen den heimischen Instituten das Leben schwer. Fitschen sieht nur eine Lösung: Paneuropäische Banken – wie die Deutsche Bank.

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Die Deutsche Bank fürchtet neue Rivalen aus Schwellenländern und dem Internet und muss daher ihre Kosten straffen. Kostensenkung sei "umso dringlicher, als wir in Zukunft vermutlich nicht so sehr gegen andere Banken und Sparkassen konkurrieren werden, sondern zunehmend gegen die Microsofts und Googles dieser Welt", sagte Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen der "Börsen-Zeitung". "Diese Unternehmen wissen aufgrund ihrer riesigen Datenbasis viel mehr über die Bedürfnisse ihrer Kunden, als Banken es jemals erfahren werden, und können dadurch Dienstleistungen sehr gezielt anbieten."

Um gegen die neue Internet-Konkurrenz bestehen zu können, aber auch gegen neue Großbanken, die in den Schwellenländern entstehen, fordert Fitschen "paneuropäische Banken". "Andernfalls werden uns die Wachstumsräume China, Indien, Brasilien oder auch Russland wirtschaftlich abhängen", sagte Fitschen. Dort entstünden Banken, die dank ihrer großen einheitlichen Heimatmärkte produktiver und sehr kostengünstig arbeiten könnten. Fitschen und der zweite Co-Chef Anshu Jain haben der Deutschen Bank Kostensenkungen von 4,5 Mrd. Euro bis 2015 verordnet.

Fitschen erwartet Filialsterben in Deutschland

Wegen der Branchenkrise und dem anhaltenden Kostendruck rechnet Fitschen mit einem weiteren Filialsterben in Deutschland. "Man sollte sich von dem Gedanken frei machen, dass es möglich und auch nötig ist, in jedem kleinen Ort eine Bankfiliale zu erhalten". Dies sei nur möglich, wenn die Kunden auf Dauer bereit wären, höhere Preise zu bezahlen. "Darauf würde ich allerdings nicht wetten."

Auch wenn die Deutsche Bank derzeit keine großen Zukäufe plane, müsse sie sich fragen, wo sie mittel- bis langfristig ihren Platz sehe, ergänzte Fitschen, der sich mit Jain zusammen seit Juni den von Josef Ackermann übernommenen Chefsessel teilt. Die Konzentration in der europäischen Bankenbranche sei längst nicht abgeschlossen. "Die Aufstellung des europäischen Finanzmarktes entspricht heute bei Weitem nicht der Bedeutung des Euro."

BHF-Verkauf kommt bald

Zudem erwartet Fitschen den baldigen Verkauf ihrer Tochter BHF: "Ich bin nach wie vor zuversichtlich, dass dieser Prozess ohne großen Verzug erfolgreich zu Ende gebracht wird". Am Käufer Kleinwort Benson liege die Verzögerung nicht, sagte Fitschen. Auch die Bankenaufsicht sei umfassend informiert. "Wir haben geliefert, und meines Wissens verfügt die BaFin über vollständige Unterlagen. Es hat auch ein Dialog stattgefunden."

Kurz vor Weihnachten verlautete von mehreren mit der Angelegenheit vertrauten Personen, dass der Finanzaufsicht BaFin weiterhin nicht alle Unterlagen vorlagen, die sie für eine Zustimmung benötigt. Daher könne der Verkauf der Frankfurter BHF-Bank in diesem Jahr nicht mehr über die Bühne gehen.

Fitschen sagte, er könne sich nicht vorstellen, dass die Finanzaufsicht die Sache hinauszögere, weil sie die BHF lieber weiter bei der Deutschen Bank sähe. "Wir reichen die Bank ja nicht so weiter, wie wir sie vorgefunden haben. Ich hoffe, dass das gewürdigt wird." Die Londoner Privatbank Kleinwort Benson will dem größten deutschen Geldhaus die BHF für knapp 400 Mio. Euro abkaufen. Beide hatten den Deal im September angekündigt. Seither warten sie auf grünes Licht der BaFin.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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