Geschäfte mit Privatanlegern Der Bund steigt aus
03.07.2012, 08:59 UhrDie Schildkröte hat bald ausgedient: Konservativ orientierte Kleinanleger können ihr Geld bisher unbestätigten Angaben zufolge nur noch bis zum Jahresende direkt beim Bund anlegen. Die Finanzagentur zieht sich ab kommendem Jahr aus dem Privatkundengeschäft zurück.
Der Bund steigt einem Zeitungsbericht zufolge aus dem Geschäft mit privaten Anlegern aus. Nur noch bis Ende 2012 könnten Privatkunden ihr Geld über die Finanzagentur direkt in Bundesschatzanweisungen, Bundesobligationen und Bundesanleihen investieren, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf ein Schreiben des Bundesfinanzministeriums.
Diesen Angaben zufolge sei der Erwerb dann nur noch über Kreditinstitute möglich. Zuletzt soll das Geschäft mit Privatkunden weniger als zwei Prozent zur Refinanzierung des Staates beigetragen haben. Derzeit haben private Kunden dem Blatt zufolge rund 8,5 Mrd. Euro auf gut 330.000 Konten angelegt.
Was mit diesen Konten passiert, ist bislang unklar. Über die Veränderung habe das Bundesfinanzministerium die Mitglieder des Bundesfinanzierungsgremiums, einem Unterausschuss des Haushaltsausschusses, in einem Brief informiert, hieß es. Begründet wurde der Schritt dem Bericht zufolge mit den zu hohen Kosten.
Möglicherweise liegt der Grund aber an anderer Stelle: In der ging die Rendite der Finanzierungsschätze des Bundes immer weiter zurück. Zuletzt lag der Effektivzins bei bei ein- und zweijährigen Papieren nur noch bei 0,0001 Prozent.
Mit "Günther Schild" ins Minus
Im Zusammenspiel mit einer Inflation von knapp unter 2 Prozent ergibt sich unter dem Strich sogar einer reale Negativrendite. Die Finanzagentur scheint damit selbst ausdrücklich sicherheitsorientierte Kleinanlegers nicht länger überzeugen zu können. Das Geschäft mit institutionellen Investoren am Kapitalmarkt scheint von vergleichbaren Effekten .
Einem breiteren Publikum bekannt wurde das Privatanlegergeschäft des Bundes durch eine breit angelegte Werbekampagne. Ab 2008 warb die Finanzagentur des Bundes mit der Symbolfigur einer Schildkröte in TV-Spots und Zeitungsanzeigen für die Finanzierungsschätze des Bundes.
Die am Computer zum Leben erweckte Schildkröte sollte dabei symbolisch für Sicherheit und einen konservativen, langfristig orientierten Anlagestil stehen, den Privatanleger mit vergleichsweise niedrig verzinsten Produkten wie Anleihen und Schatzanweisungen des Bundes umsetzen sollten.
Um die besonderen Eigenschaften der staatlichen Finanzprodukte zu unterstreichen, statteten die Werber den computeranimierten Sympathieträger im staatlichen Auftrag unter anderem mit kindlichen Proportionen, einem behäbigen Gehabe und einer Lesebrille aus. Auch der Name war offenbar sorgsam und zielgruppenorientiert gewählt: Die Symbolfigur der deutschen Finanzagentur hieß "Günther Schild".
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts