Wirtschaft

Banken stehen vor Notverkäufen Das Ende der Spanien AG

Auf dem Parkett der Börse Madrid deuten sich große Wechselspiele an.

Auf dem Parkett der Börse Madrid deuten sich große Wechselspiele an.

(Foto: REUTERS)

Spaniens Banken sitzen nicht nur auf einem Berg fauler Kredite, sie sind auch bedeutende Aktionäre in der iberischen Industrielandschaft. Das passt schlecht zu europäischen Milliardenhilfen. Brüssel macht Druck, die Tage großer Beteiligungen sind gezählt. Jetzt geht es nur noch um den Preis.

Die "Deutschland AG" ist schon vor einem Jahrzehnt zerfallen, nun geht es voraussichtlich auch ihrem spanischen Pendant an den Kragen. Denn vor allem die angeschlagenen spanischen Sparkassen halten milliardenschwere Beteiligungen an Industrieunternehmen wie Telefonica, dem Ölkonzern Repsol und den Energieriesen Iberdrola. Doch die Europäische Union wird im Gegenzug für die angekündigten Finanzspritzen an Institute wie Bankia verlangen, dass sie sich davon trennen. Doch wer klug ist, verkauft, bevor er muss und die Preise sinken. Und danach wird die spanische Unternehmenslandschaft anders aussehen.

"Sie werden verkaufen müssen. Und nachdem kein Licht am Ende des Tunnels sichtbar ist, was Konjunktur und Politik angeht, wäre es reines Wunschdenken zu warten, bis die Preise steigen", sagt Flemming Barton, Analyst bei CM Capital Markets. Bankia hat bereits 1,6 Mrd. Euro auf seine Unternehmensbeteiligungen abgeschrieben. Die schweizerische Bank UBS schätzt, dass Anteile für rund 22 Mrd. Euro auf den Markt geworfen werden - das entspräche neun Prozent der Marktkapitalisierung des Blue-Chip-Index der Madrider Börse, IBEX.

Einst gegründet, um den spanischen Bauern mit Krediten über schlechte Ernten hinwegzuhelfen, haben die Sparkassen über die Jahrzehnte massiv Einfluss auf die Wirtschaft in der jeweiligen Region gewonnen. So verlängerten sie Kredite an notleidende Firmen und verhinderten damit, dass sie abschreiben mussten, und im Gegenzug erhielten Banker lukrative Sitze in Aufsichtsräten. Aber damit soll es bald vorbei sein.

Bankia als erstes an der Reihe

Als erstes Institut ist Bankia an der Reihe, der mit 19 Mrd. Euro die größte staatliche Rettungsaktion in der spanischen Firmengeschichte bevorsteht. Bankia gehören unter anderem zwölf Prozent an der Fluggesellschaft International Airlines Group (IAG), in der British Airways und Iberia aufgingen, 5,3 Prozent an Iberdrola, dazu größere Beteiligungen vom Versicherer Mapfre über die Hotelkette NH bis hin zum Olivenöl-Produzenten Deoleo. "Bankia wird alle Beteiligungen abgeben müssen bis auf die an Mapfre, mit der es Überkreuzbeteiligungen und strategische Kooperationen gibt", hieß es in Bankkreisen.

Die Manager der betroffenen Firmen überlegen längst, wie sie mit der Situation umgehen und verhindern können, dass die Aktien in unliebsame Hände kommen. Iberdrola-Verwaltungsratschef Ignacio Sanchez schließt nicht aus, dass der Versorger den rund eine Milliarde Euro teuren Bankia-Anteil selbst zurückkaufen wird. IAG-Vorstandschef Willie Walsh sagt, es gebe interessierte Investoren für die Beteiligung der Bank, die einen Marktwert von rund 420 Mio. Euro hat.

"Das setzt auch andere Sparkassen unter Druck wie La Caixa", sagte ein Insider. Das Institut aus Barcelona braucht zwar keine Staatshilfe, es dürfte sich aber auch nicht gegen den Abschied von der "Spanien AG" stemmen können. Es sei nur eine Frage der Zeit, wann sich auch La Caixa von Firmenanteilen trennen könnte.

"Die Tage der Industriebeteiligungen gehen zu Ende", sagte ein Bank-Insider. Denn auch La Caixa und die börsennotierte Tochter Caixabank werden die Kapitalbasis stärken müssen, um die neuen, schärferen Vorschriften für Rückstellungen einhalten zu können. Dann stünden 37 Prozent der Anteile am Versorger Gas Natural, 28 Prozent am Straßenmaut-Eintreiber Abertis , 12,8 Prozent an Repsol und 5,1 Prozent an Telefonica zur Disposition, die jeweils bei den Katalanen liegen.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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