Wirtschaft

Gold versus Papiergeld Das Edelmetall bleibt ein Muss

Schild in einem Juweliergeschäft in New York: Ob physisch oder in Papierform, Gold bleibt ein Investmentthema.

Schild in einem Juweliergeschäft in New York: Ob physisch oder in Papierform, Gold bleibt ein Investmentthema.

(Foto: REUTERS)

Bei Gold war die Stimmung schon lange nicht mehr so mies. Für die beiden Vermögensverwalter Martin Mack und Herwig Weise ist dies erst recht ein Grund, in das Edelmetall zu investieren.

Kaum ein Bankberater rät derzeit seinen Kunden, Gold zu kaufen. Die Aussichten für das Edelmetall sind so schlecht wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr – so zumindest die Einschätzung der meisten Marktteilnehmer.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Während vor allem in den USA Papiergold-Investoren ihre Bestände massiv abbauen, kaufen insbesondere in Asien die Anleger so viel Gold wie noch nie.

US-Hedgefonds auf der Verkäuferseite

ETFs, also mit Gold unterlegte Anlagefonds, und ähnliche Produkte verzeichnen massive Mittelabflüsse. Ihre Bestände sanken nach den Angaben des World Gold Council alleine im zweiten Quartal 2013 im Jahresvergleich um mehr als 400 Tonnen Gold. Das entspricht fast 15 Prozent dessen, was die Minengesellschaften weltweit jährlich produzieren. Zusätzlich rollen an der amerikanischen Rohstoffbörse Comex immer wieder unlimitierte Verkaufswellen über den Terminmarkt, die den Goldpreis nach unten drücken.

Anleger in Asien auf der Käuferseite

In Asien spielt die physische Goldnachfrage die Hauptrolle.

In Asien spielt die physische Goldnachfrage die Hauptrolle.

(Foto: REUTERS)

Umgekehrt nutzen die Konsumenten in Asien den gesunkenen Goldpreis, um ihre Bestände spürbar auszubauen. In China stieg die Schmucknachfrage im zweiten Quartal um 54 Prozent, die Käufe von Goldbarren und Münzen erhöhten sich sogar um 154 Prozent. Sogar in Indien, wo die Regierung durch Steuererhöhungen versucht, die Goldimporte wegen des Handelsbilanzdefizits zu drosseln, nahm die offizielle Nachfrage nach physischem Gold fast so stark zu wie in China. Auch in Indonesien herrscht ein regelrechter Run auf das Edelmetall.

Was wir hier sehen ist eine gigantische Umschichtung der Goldbestände vom Westen, vor allem von den USA, nach Asien. Die entscheidende Frage lautet: "Wer hat in diesem Spiel recht?" In den Vereinigten Staaten trennen sich vor allem Hedgefonds und andere spekulative Anleger vom Edelmetall, um in Aktien zu investieren. Zumindest rückwirkend betrachtet war dies bisher die richtige Entscheidung. Die entsprechenden Indizes wie der Dow Jones oder der S&P 500 jagen von Rekord zu Rekord. Zudem sind die Zinsen an den Rentenmärkten spürbar gestiegen – auch Anleihen haben damit an Attraktivität gewonnen. Der Goldpreis dümpelt dagegen seit Monaten zwischen 1200 und 1400 US-Dollar herum. Die amerikanischen Investoren wetten darauf, dass die US-Wirtschaft immer besser in Schwung kommt und damit die Unternehmen mehr verdienen und die Zinsen weiter steigen. In einem solchen Szenario braucht man kein unverzinstes Gold.

Währungen werten ab – alle

Martin Mack und Herwig Weise verantworten gemeinsam den antizyklisch investierenden Aktienfonds M&W Capital sowie den vermögensverwaltenden Superfonds M&W Privat.

Martin Mack und Herwig Weise verantworten gemeinsam den antizyklisch investierenden Aktienfonds M&W Capital sowie den vermögensverwaltenden Superfonds M&W Privat.

In Asien ist alles anders. Hier misstrauen die Anleger ihrem heimischen Papiergeld. Die indische Rupie hat alleine in diesem Jahr gegenüber dem US-Dollar um 14 Prozent an Wert verloren. In den zurückliegenden drei Jahren wertete die Rupie um 40 Prozent ab. Bei der indonesischen Rupiah sieht es nicht besser aus: Hier beläuft sich der Wertverlust gegenüber dem Greenback seit Jahresanfang auf 18 Prozent. Auf Sicht von drei Jahren sind es immerhin 28 Prozent. Und der US-Dollar selbst hat trotz der jüngsten Gold-Korrektur in den vergangenen zehn Jahren gegenüber dem Edelmetall um mehr als 70 Prozent an Wert eingebüßt. In China kommt zur Angst vor Geldentwertung hinzu, dass die Anleger im Inland investieren müssen. Außer Engagements am überhitzten Immobilienmarkt und am unterentwickelten Aktienmarkt bleibt da eigentlich nur Gold als Alternative. Damit ist aber die Frage, wer in diesem Spiel recht hat, immer noch nicht beantwortet. Um Antworten zu finden sind einige Fakten zu den Vereinigten Staaten aufschlussreich.

US-Arbeitsmarkt in der Krise

Die Beschäftigungsquote ist mit nur noch 58,3 Prozent mittlerweile auf ein Niveau gesunken wie sie einst in der großen Stagflation in den 1970er-Jahren zu beobachten war. Die offizielle Arbeitslosenquote sinkt nur deshalb, weil immer mehr Menschen resignieren und sich nicht mehr arbeitslos melden. In der größten Volkswirtschaft der Welt erhalten mittlerweile fast 50 Millionen Menschen Lebensmittelmarken, weil sie von ihren monatlichen Bezügen nicht mehr leben können. Das offiziell ausgewiesene Wirtschaftswachstum der USA beruht maßgeblich auf immer neuen statistischen Tricks. Zuletzt wurden in Umsetzung einer internationalen Vereinbarung nun auch die Ausgaben für Forschung, Entwicklung und Copyright – rückwirkend ab 1929 - in die Berechnung des Brutto-Inlands-Produkts mit einbezogen, so dass sich dadurch der US-BIP-Ausweis um circa drei Prozent erhöhte. Rund 430 Milliarden US-Dollar – in etwa das BIP Österreichs! – wurden so zusätzlich ermittelt, was die Statistikbehörde Bureau of Economic Analysis (BEA) so kommentierte: "Wir schreiben die Wirtschaftsgeschichte völlig neu". Alles erinnert an Pippi Langstrumpf, die einst sang: "Ich mach’ mir die Welt, (…) wie sie mir gefällt".

Während am Konjunkturaufschwung der USA also berechtigte Zweifel angebracht sind, feiert das Land eine Schuldenorgie, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Nachdem sich die Demokraten und die Republikaner Mitte Oktober auf eine Anhebung der Schuldengrenze verständigt haben, wurden alleine am Tag nach  der Einigung neue Kredite in Höhe von 329 Milliarden US-Dollar aufgenommen. Das entspricht nahezu dem gesamten Wert der Goldbestände der amerikanischen Notenbank. Die Fed ist mit 8.133,5 Tonnen der mit Abstand größte Eigentümer von Goldreserven der Welt. Die Staatsschulden der USA belaufen sich mittlerweile auf mehr als 17 Billionen US-Dollar. Selbst wenn Washington ab sofort nicht einen Dollar mehr ausgibt, bräuchten die Vereinigten Staaten mehr als zehn Jahre, um mit ihren Steuereinnahmen die Schulden abzuzahlen.

Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Gläubiger anfangen, dem Dollar zu misstrauen. China, der weltweit größte ausländische Gläubiger der USA hat bereits die Käufe amerikanischer Staatsanleihen eingestellt. Nicht umsonst bedrucken die Amerikaner ihre Geldscheine mit dem Spruch: "In God we trust".  Die Asiaten trauen dem Papiergeld nicht, sie setzen auf Gold.

Disclaimer

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag von Mack & Weise zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar. Das Dokument enthält keinerlei Empfehlungen rechtlicher Natur oder hinsichtlich Investitionen, Rechnungslegung oder Steuern. Es stellt auch in keiner Art oder Weise eine auf die persönlichen Umstände des Kunden zugeschnittene oder angemessene Investition oder Strategie noch eine andere persönlich gerichtete Empfehlung dar. Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen wurden aus Quellen zusammengetragen, die als zuverlässig gelten. Mack & Weise gibt jedoch keine Gewähr hinsichtlich deren Zuverlässigkeit und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung dieser Information ergeben. www.mack-weise.de

Quelle: ntv.de

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