Wirtschaft

Rückzahlung erst Jahre später Coba will Staatshilfe behalten

"Wir werden die stille Einlage des Bundes verzinsen, daher gibt es auch keinen Druck sie zurückzuzahlen", sagt Coba-Chef Blessing

"Wir werden die stille Einlage des Bundes verzinsen, daher gibt es auch keinen Druck sie zurückzuzahlen", sagt Coba-Chef Blessing

(Foto: picture alliance / dpa)

Commerzbank-Chef Blessing ist Kummer gewöhnt. Seit mehr als vier Jahren schlägt er sich mit den Auswirkungen der Finanzkrise herum. Der Bund hält gut 25 Prozent der Anteile am Dax-Unternehmen. Die stille Bundeseinlage will das Geldinstitut vorerst nicht zurückzahlen. Das sorgt für Kritik.

Die Commerzbank hat es mit der Rückzahlung der restlichen Staatshilfe in Milliardenhöhe nicht eilig. "Wir werden die stille Einlage des Bundes verzinsen, daher gibt es auch keinen Druck sie zurückzuzahlen", sagte Vorstandschef Martin Blessing der "Süddeutschen Zeitung". In den vergangenen Jahren war die Bedienung der Einlage stets ausgefallen, weil das zweitgrößte deutsche Geldhaus nach dem deutschem Bilanzstandard HGB rote Zahlen geschrieben hat. Das sorgte in Berlin für Verstimmung. Von der Stillen Einlage sind nach der großen Rückzahlungsaktion 2011 noch rund 1,6 Mrd. Euro übrig, für die knapp 150 Mio. Euro an Zinsen anfallen.

Die Commerzbank hatte zuletzt bereits deutlich gemacht, dass sie vor der endgültigen Rückzahlung erst wieder eine Dividende ausschütten wolle. Das sei erst für das Jahr 2014 zu erwarten. Blessing signalisierte nun, dass spätestens Ende 2017 die Rückzahlung anstehen dürfte. Denn nur bis dahin werde die Stille Einlage noch als Eigenkapital anerkannt. "Spätestens dann macht sie ökonomisch keinen Sinn mehr." Der Bund hatte die Commerzbank in der Finanzkrise mit mehr als 18 Mrd. Euro stützen müssen und sich dabei mit gut 25 Prozent beteiligt. Damit der Bund diesen Anteil profitabel verkaufen kann, muss der Aktienkurs von 1,47 Euro auf mehr als das Doppelte steigen.

Blessing bezeichnete den Kontakt zur Politik als gut: "Wir arbeiten mit der Bundesregierung genauso professionell zusammen wie mit jedem anderen Aktionär." Für ein börsennotiertes Unternehmen wie die Commerzbank sei es gut, wenn es über Ankeraktionäre verfüge.

Der Commerzbank-Chef sprach sich für eine Neugestaltung der Einlagensicherung in Deutschland aus. "Es ist höchste Zeit, dass man den Haftungsverbund zwischen Landesbanken und Sparkassen überdenkt und neu regelt", sagte Blessing. Es gehe ihm nicht darum, den Haftungsverbund aufzulösen, aber "die Landesbanken sollten herausgenommen werden". Er prangert auch an, dass die Sparkassen gegenüber den Privatbanken zahlreiche Vorteile genießen würden. So müssten beispielsweise die Sparkassen im Gegensatz zu privaten Banken kein Eigenkapital unterlegen, wenn sie einer Landesbank Geld leihen.

Bankenaufsicht ausgehöhlt

Kritisch sieht Blessing die Pläne der EU, kleinere Banken vorerst von der geplanten Aufsicht durch die Europäische Zentralbank (EZB) auszunehmen. "Wenn wir einheitliche Regeln vorgeben, müssen die auch für Sparkassen und Volksbanken gelten", sagte er. Laut EU-Beschluss sollen ab 2014 die 130 bis 150 wichtigsten Banken aus den Euro-Ländern von der EZB beaufsichtigt werden. Vor allem Deutschland hatte darauf gedrängt, die kleineren Institute herauszunehmen.

Blessing sprach sich auch dafür aus, die Haftungsregeln im öffentlich-rechtlichen Bankenlager zu überdenken. Dass Sparkassen finanziell nicht für Landesbanken einstehen könnten, habe der Kollaps der WestLB gezeigt. Daher sollten die Landesbanken aus diesem Haftungsverbund herausgenommen werden, forderte Blessing.

Keine weiteren Filialschließungen

Für sein eigenes Haus schloss er zudem aus, weitere Filialen aufzulösen. "Weitere Filialschließungen würden unsere Kosten kurzfristig kaum senken." Allerdings sei man in Gesprächen mit dem Betriebsrat in Bezug auf flexiblere Arbeitszeiten für Mitarbeiter. Das könnte den drohenden Arbeitsplatzabbau mildern. Wie viele Stellen das retten könnte, wollte Blessing nicht beziffern, "aber es lohnt sich sehr, darüber intensiv zu sprechen".

Die Commerzbank kämpft seit Jahren mit immer neuen Problemen. Dass das nicht immer Spaß macht, räumte Blessing jetzt offen ein: "Spaß ist nicht die entscheidende Dimension für mich. Ich mache diesen Job, weil ich eine Verantwortung habe. Es gibt Tage, da macht es mehr Spaß und solche, da macht es weniger Spaß."

Quelle: ntv.de, wne

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