Wirtschaft

EU und USA straucheln Chinas Industrie schwächelt

China wird seinem Ruf als Wachstumslokomotive für die globale Konjunktur noch gerecht. Doch aktuelle Daten geben Anlass zur Sorge.

(Foto: REUTERS)

Die Anzeichen, dass europäische Schuldenkrise und schwächelnde US-Wirtschaft die Konjunktur in asiatischen Ländern bremst, verdichten sich. Aktuelle Daten aus China und Südkorea geben Grund für Pessimismus: In der Volksrepublik ist die Industrie im Oktober so langsam gewachsen wie seit Februar 2009 nicht mehr. Die Ausfuhren Südkoreas in die Europäische Union fielen im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent. Die Exporte in die USA gingen um 7 Prozent zurück. Auch Taiwan macht Sorgen: Der Einkaufsmanagerindex verzeichnete den stärksten Rückgang seit 33 Monaten.

Für Gesprächsstoff an den Börsen sorgten vor allem die Daten vom chinesischen Festland: Wegen der lahmenden weltweiten Nachfrage fiel der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) auf 50,4 Zähler von 51,2 Stellen im September – er liegt damit nur noch knapp über der Marke von 50 Punkten, die Wachstum signalisiert. An Asiens Börsen sorgte das für Kursverluste, auch Fachleute überzeugten die Zahlen nicht. "Der Rückgang des PMI im Oktober weist auf einen weiteren Wirtschaftsabschwung in der Zukunft hin", hieß es im Kommentar des Ökonomen Zhang Liqun.

Ein separater von der britischen Großbank HSBC aufgestellter PMI-Index machte für die Industrie im Oktober ein Wachstumsniveau von 51,0 Punkten aus. Damit korrigierte HSBC den in der vergangenen Woche veröffentlichten vorläufigen Wert um 0,1 Stellen nach unten. Im September hatte der Index allerdings bei 49,9 Zählern gelegen – die HSBC stellt damit im Gegensatz zur offiziellen Erhebung Wachstum fest.

Das ist auch deshalb bemerkenswert, da die HSBC stärkeres Gewicht auf kleinere und mittlere Firmen legt. Und diese müssen unter einer globalen Konjunkturabkühlung und heimischer Nachfrageschwäche besonders leiden. Doch ob die Daten Anlass für verhaltenen Optimismus geben, wird von einigen Analysten bezweifelt. Denn der offizielle Index ist mindestens ebenso wichtig. Er berücksichtigt etwa doppelt so viele Unternehmen und konzentriert sich mehr auf die in China so überaus bedeutsamen Staatsbetriebe.

Unter dem Strich ist die Botschaft beider Indizes die gleiche. Sie liegen deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt und deutlich unter den am Jahresanfang ermittelten Werten. Die Aussichten für Chinas Industrie werden düsterer.

Chinas Volkswirtschaft wächst allerdings noch kräftig. Das Wachstum hatte sich aber im dritten Quartal auf 9,1 Prozent abgeschwächt, nachdem es zu Jahresbeginn noch 9,7 Prozent waren. Der Exportweltmeister bleibt anfällig, da mit der Eurozone und den USA die wichtigsten Kunden in ernsten Schwierigkeiten stecken. Die jüngsten Einkaufsmanagerindizes unterstreichen das.      

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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