Wirtschaft

"Spiel mit dem Feuer" China weist die USA zurecht

Der Streit um das Schuldenlimit der USA sorgt auch in China für Nervosität. Die Volksrepublik kritisiert das Gezerre in ungewöhnlich scharfen Worten. Die mächtigste Wirtschaftsnation der Welt sei von gefährlich verantwortungslosen Politikern als Geisel genommen worden, lässt Peking verlauten.

China tritt selbstbewusst auf.

China tritt selbstbewusst auf.

(Foto: REUTERS)

Der größte Kreditgeber der USA hat wenig Verständnis für die Kraftprobe in Washington. Diese "waghalsige Politik" könne den Rest der Welt mit in den Abgrund ziehen, kritisiert die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua in einem Kommentar. Der Streit um die Schuldengrenze könne leicht außer Kontrolle geraten.

"Ein solches politisches Spiel mit dem Feuer in Washington ist gefährlich unverantwortlich", hieß es weiter. Die USA gingen das Risiko ein, dass die noch schwache wirtschaftliche Erholung nicht nur in den USA, sondern in der ganzen Welt wieder stranguliert werde. Der Kommentator warnte vor einer zweiten Rezession - "nur könnte es diesmal eine viel größere Sauerei werden". Washington müsse endlich "ein bisschen globales Verantwortungsgefühl" zeigen. Die mächtigste Wirtschaftsnation der Welt sei von gefährlich verantwortungslosen Politikern als Geisel genommen worden.

Republikaner zerstritten

Am Donnerstagabend hatten die Republikaner wegen eines innerparteilichen Streits eine Abstimmung über einen Plan zur Lösung der Schuldenkrise überraschend abgesagt. Damit blieb zunächst unklar, wie es im Streit über eine Erhöhung der gesetzlich festgelegen Schuldenobergrenze von 14,3 Billionen Dollar weitergeht. Sollte der Kongress bis Dienstag keine Anhebung beschließen, droht der US-Regierung die Zahlungsunfähigkeit. Experten befürchten wirtschaftliche Folgen weit über die USA hinaus.

Vor allem die potenziell gefährlichen Auswirkungen der hausgemachten Krise auf die Weltwirtschaft beunruhigen China. Denn dass die USA die Kreditschulden nicht mehr bedienen, gilt bei Experten als nahezu ausgeschlossen. Statt dessen würde Washington bei Sozialausgaben, Gesundheitsversorgung oder der Bezahlung von Beamten den Rotstift ansetzen.

Gegenseitige Abhängigkeit

China hat 1,152 Billionen US-Dollar in amerikanische Staatsanleihen investiert. Der Grund sind die mit Abstand weltgrößten Devisenreserven, die China durch seine Handelsüberschüsse ansammelt: 3,2 Billionen US-Dollar. China verkauft seine Waren in den USA, investiert die eingenommenen US-Dollar wieder in US-Anleihen und schafft damit neue Liquidität in den USA. Der Kreislauf ist notwendiger Bestandteil des chinesischen Handels- und Wachstumsmodells. Überhaupt ist nur der amerikanische Anleihenmarkt auch groß genug, um solche Mengen an US-Dollars aufzunehmen.

Sowohl das Exportland China als auch das Schuldenland USA stützen ihr Wirtschaftsmodell schon lange auf diesen Mechanismus. Doch die gewaltigen Ausfuhrüberschüsse in China sind ebenso ungesund wie die hohen Schulden in den USA, was seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 augenfällig wurde.

China hält zudem durch den Kauf der Anleihen seine Währung gegenüber dem US-Dollar künstlich niedrig, was seine Waren auf ausländischen Märkten verbilligt.

Eine Hauptsorge Chinas ist, dass die US-Notenbank Fed ihre ohnehin schon expansive Geldpolitik noch weiter lockert, um die Konjunktur anzukurbeln. Peking fürchtet als Folge einen weiteren US-Dollarverfall und eine Erhöhung der Rohstoffpreise, was seine Wirtschaft hart treffen würde.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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