Wirtschaft

Offizielle Daten aus Peking China wächst langsamer

Eines der Kraftzentren der Weltwirtschaft: Im zweiten Quartal legt die chinesische Wirtschaft nur noch um 7,5 Prozent zu.

Eines der Kraftzentren der Weltwirtschaft: Im zweiten Quartal legt die chinesische Wirtschaft nur noch um 7,5 Prozent zu.

(Foto: REUTERS)

Ein Aufatmen geht durch die Märkte: Der Puls der zweitgrößten Volkswirtschaft verlangsamt sich im Frühsommer nicht ganz so schnell wie von skeptischen Beobachtern erwartet. Doch die Daten sind deutlich - das chinesische Wirtschaftswachstum verliert an Kraft.

Das Wirtschaftswachstum in China schwächt sich im zweiten Quartal ab: Auf Jahressicht legte das Bruttoinlandsprodukt nur um 7,5 Prozent zu. Für chinesische Verhältnisse fällt das Wachstum damit mager aus - in den vergangenen Jahren hatten sich Investoren an teils niedrig zweistellige Wachstumsraten gewöhnt.

Experten hatten mit einer Abschwächung in diesem Umfang bereits gerechnet. Im ersten Quartal hatten die Wirtschaftslenker in Peking noch ein Plus von 7,7 Prozent verzeichnet. Zum Vergleich: Deutschland kann nach Einschätzung der Bundesbank im laufenden Jahr mit einem Wachstum von 0,3 Prozent rechnen.

Die konjunkturelle Entwicklung habe sich damit das zweite Quartal in Folge verlangsamt, teilte das Nationale Statistikamt zu Wochenbeginn mit. In den ersten sechs Monaten wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt den Angaben nach um 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Die Zahlen zum zweiten Quartal decken sich mit den Erwartungen der Analysten. Viele Investoren hatten sich allerdings sogar darauf eingerichtet, dass das Wachstum noch schwächer ausfallen könnte. Erleichterte Reaktionen an den Märkten kommen daher nicht überraschend.

Pulsierende Metropolen: Bei der Energieversorgung und im Straßenverkehr stoßen Chinas Großstädte längst an ihre Grenzen.

Pulsierende Metropolen: Bei der Energieversorgung und im Straßenverkehr stoßen Chinas Großstädte längst an ihre Grenzen.

(Foto: REUTERS)

Experten zufolge weisen die Zahlen darauf hin, dass einige Schlüsseltreiber des chinesischen Wirtschaftswachstums gegen Ende des Dreimonatszeitraums weiter an Schubkraft verloren haben. "Ausstoß und Investitionen in der Industrie haben sich im Juni weiter verlangsamt, und das wird die Markterwartungen an das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte belasten", sagte Li Wei, China-Volkswirtin bei der Bank Standard Chartered.

Eine nachhaltige Wachstumsabkühlung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt droht nun wirtschaftliche Folgeeffekte in der Region und weltweit auszulösen. Sie könnte überall zu spüren sein - in chilenischen Kupferminen genauso wie in Luxusgeschäften der Einkaufsstraßen von Hongkong bis Paris.

Trendsignale abwärts

Die schwächelnde Konjunktur hatte sich bereits in den vergangenen Wochen angedeutet. Probleme im Interbankenmarkt hatten zuletzt Sorgen vor Kreditengpässen und möglicherweise bevorstehenden Erschütterungen im chinesischen Finanzmarkt geschürt.

Im Juni waren zudem die Exporte überraschend eingebrochen. Auf 3,1 Prozent bezifferte die Zollverwaltung den Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat. Experten hatten im Juni eigentlich einen Exportzuwachs von 3 bis 4 Prozent erwartet. Experten machten die schwache globale Nachfrage, den starken Wechselkurs und höhere Arbeitskosten für den Rückgang verantwortlich.

Das Jahresziel wackelt

Insgesamt bewegt sich das Wirtschaftswachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zum Halbjahr gerade noch in Reichweite der offiziellen Jahresziele. Die Regierung in Peking hatte die Wachstumsvorgaben in den vergangenen Jahren allerdings sehr vorsichtig angesetzt und meist deutlich übertroffen.

Zeitgleich mit den Wachstumsraten zum ersten Halbjahr und zum zweiten Quartal veröffentlichten die amtlichen Statistiker auch Konjunkturdaten für Juni: Diese Angaben fielen Beobachtern zufolge durchmischt aus: Die Industrieproduktion stieg zum Vorjahr um 8,9 Prozent. Experten hatten allerdings ein Plus von 9,1 Prozent erwartet. Der Umsatz im Einzelhandel übertraf dagegen mit einem Zuwachs von 13,3 Prozent etwas die Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit 12,9 Prozent gerechnet hatten. Im Mai lag das Umsatzplus noch bei 12,9 Prozent. Der Anstieg dürfte an höheren Preisen gelegen haben, könnte jedoch auch darauf hinweisen, dass der Binnenkonsum in China stärker wird und in der zweiten Jahreshälfte einen größeren Beitrag zum chinesischen Wirtschaftswachstum leisten könnte.

Bislang scheut Peking noch vor jeglicher Anreizpolitik zurück. Vielmehr erkannte die Staatsführung die Grenzen einer schuldengetriebenen Investitionspolitik als Stütze der Wirtschaft an. Lu Ting, China-Volkswirt bei der Bank of America Merrill Lynch, glaubt, dass eine geldpolitische Lockerung momentan keine Chance habe. Er fügt jedoch hinzu, dass die chinesische Regierung unter Druck ist, die öffentlichen Ausgaben zu erhöhen, um das Wachstum zu stützen.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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