Wirtschaft

Erste Anzeichen neuer Schwäche? China und Japan verlieren an Fahrt

Gigantische Umschlagkapazitäten im Tiefwasserhafen von Yangshan, Teil der neuen Freihandelszone bei Schanghai: Wenn die chinesische Industrie an Schwung verliert, bekommen das über kurz oder lang auch Japaner und Europäer zu spüren.

Gigantische Umschlagkapazitäten im Tiefwasserhafen von Yangshan, Teil der neuen Freihandelszone bei Schanghai: Wenn die chinesische Industrie an Schwung verliert, bekommen das über kurz oder lang auch Japaner und Europäer zu spüren.

(Foto: Reuters)

Die neue Woche beginnt mit schwachen Daten: HSBC-Experten korrigieren ein prominentes Konjunkturbarometer zur Lage in China nach unten. Aus Tokio meldet sich das Wirtschaftsministerium zu Wort. In Brüssel erkennt die EU-Kommission derweil "eindeutige Anzeichen".

Die Industrie in China hat im September weniger deutlich zugelegt als angenommen. Der zu Wochenbeginn veröffentlichte endgültige Einkaufsmanagerindex der Großbank HSBC kletterte im September lediglich auf 50,2 Punkte nach 50,1 Zähler im August. Bei den vorläufigen Daten vor einer Woche waren die HSBC-Analysten noch von einem Anstieg auf 51,2 Punkte ausgegangen. Damit hätte der vielbeachtete Konjunkturindex für die Entwicklung der chinesischen Volkswirtschaft den höchsten Stand seit März erreicht.

Die Aufträge aus dem Inland seien schwächer ausgefallen als zunächst angenommen, begründeten die Experten der Großbank ihre Korrektur. Trotz der leicht nach unten revidierten Entwicklung im September blieb der Index über der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird. Der Grund dafür seien anziehende Exporte, erklärten die Analysten.

Die revidierten Daten aus China reihen sich ein in eine Serie weiterer Konjunkturdaten aus verschiedenen Weltregionen: Wie am Morgen bekannt wurde, ist die Industrieproduktion in Japan im August wieder gefallen. Das saisonbereinigte Minus belief sich im Vergleich zum Vormonat auf 0,7 Prozent, berichtete das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie in Tokio auf Basis vorläufiger Daten. Analysten hatten mit einem Rückgang um 0,4 Prozent gerechnet.

Im Juli hatte die japanische Industrieproduktion noch um 3,4 Prozent zugelegt. Experten rechnen trotz des Rückschlags mit einer schrittweisen Erholung der Wirtschaft dank wieder anziehender Exporte und guter Binnennachfrage. Für die beiden kommenden Monate sei ein stärkerer Ausstoß zu erwarten, hieß es. So dürfte die Produktion im September deutlich um 5,2 Prozent und im Oktober um 2,5 Prozent zulegen.

In Japan dürften Wirtschaftsexperten und Anlagestrategen die Daten auch im Hinblick auf anstehende politische Weichenstellungen lesen: Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes will Ministerpräsident Shinzo Abe voraussichtlich bereits an diesem Dienstag entscheiden, ob die Verbrauchssteuer im April 2014 von 5 auf 8 Prozent angehoben wird. Eine derart deutliche Anhebung dürfte das Konsumverhalten in Japan dämpfen und - mit einiger Verzögerung - wohl auch die Industrieproduktion beeinflussen.

Brüssel entdeckt "Digitalwirtschaft"

Aus der Europäischen Union kommen unterdessen vorsichtig zuversichtliche Signale: Die EU-Kommission sieht die Konjunktur in Europa einem Medienbericht zufolge leicht im Aufwind. "Auch wenn die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Europas bei weitem noch nicht überwunden sind und die Arbeitslosigkeit immer noch auf einem unakzeptabel hohen Stand verharrt, gibt es doch eindeutige Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung", zitierte die "Welt" aus einem internen EU-Schreiben.

Die Zeitung verwies auf ein ihr vorliegendes Schreiben des EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso an die Regierungschefs der 28 EU-Mitgliedsländer. Neben der neuen Einschätzung zur konjunkturellen Lage habe Barroso seine Ansprechpartner in Europa demnach auch aufgerufen, die "Hochtechnologiemärkte" stärker zu fördern. Das Thema Digitalwirtschaft steht auch auf der Agenda des EU-Gipfels am 24. und 25. Oktober in Brüssel.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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